Stiftungen leiden unter den derzeit sehr niedrigen Zinsen. Foto: dpa/Daniel Karmann

Bürgerstiftungen tun Gutes – doch in Zeiten niedriger Zinsen steht dafür immer weniger Geld zur Verfügung. Die Bürgerstiftung Waiblingen hat in Fonds investiert – und sich mit einer weiteren Stiftung zusammengetan.

Waiblingen - Zinsen? Absolute Fehlanzeige! Sie haben es dieser Tage nicht leicht, die Bürgerstiftungen landauf, landab. Denn da sie für die Ewigkeit angelegt sind, dürfen sie nur mit Erträgen arbeiten, das Vermögen aber nicht antasten. Das bedeutet, ihre Mittel sind in Zeiten niedrigster Zinsen gering. So geht es auch der im Jahr 2004 gegründeten Bürgerstiftung Waiblingen, die laut Satzung „zum Wohl der Stadt und ihrer Bürger“ tätig ist und Schwerpunkte auf bürgerschaftliches Engagement sowie die Bereiche Bildung und Erziehung legt. „Wir haben mangels Zinsen einen Versuch mit Fonds gemacht“, erzählt Thomas Schaal, Geschäftsführer der Bürgerstiftung Waiblingen.

Rund 200 000 Euro habe man in Investmentfonds investiert, die speziell für Stiftungen angelegt seien und maximal 30 Prozent in Aktien und 70 Prozent in sichere Anlagen investieren. „Aber das Ziel, eine vernünftige, regelmäßige Rendite, ist nicht eingetreten“, bedauert Thomas Schaal. Tatsächlich habe es „buchmäßige Verluste“ gegeben, die sich auf rund 19 000 Euro beliefen. „Wir hatten das Pech, zu einem Zeitpunkt einzusteigen, an dem die Kurse hoch waren, danach sind sie runtergegangen.“ Die Verluste seien eine Momentaufnahme, sagt Schaal, „über die Jahre war es bisher immer so, dass die Kurse irgendwann gestiegen sind. Aber für eine Bürgerstiftung, die auf eine jährliche Ausschüttung hofft, ist das weniger ideal.“

Erbschaft für die Bürgerstiftung

Das Thema Investmentfonds sei für die Bürgerstiftung Waiblingen, die vor 15 Jahren mit einem Stiftungskapital von 50 000 Euro gestartet war, erst mal vom Tisch, sagt Schaal. In den 13 Jahren nach ihrer Gründung hatte diese Zustiftungen von rund 177 500 Euro erhalten. Dass das Stiftungskapital mittlerweile bei stattlichen 1,8 Millionen Euro liegt, hat die Bürgerstiftung einer Erbschaft zu verdanken. Eine Bürgerin hatte ihr eine Villa in der Bahnhofstraße vermacht – mit der Auflage, das Gebäude zu erhalten.

„Das Haus war nicht nutzbar für die Bürgerstiftung, deshalb wurde es veräußert“, erklärt Thomas Schaal. Was mit dem Geld geschehe, sei noch nicht geklärt. Eine denkbare Möglichkeit sei, dieses in eine Immobilie zu investieren: „Dann hätte man Mieteinnahmen, die der Stiftung zugute kommen.“ In dem Gebäude dann bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, das würde der Idee der Bürgerstiftung entgegenkommen.

Bürgerstiftung führt Arbeit der Altenstiftung Altenheime fort

Einiges Kopfzerbrechen hat Schaal und den übrigen Beteiligten die 30 Jahre vor der Bürgerstiftung von einer Bürgerin gegründete Altenstiftung Altenheime Waiblingen bereitet. Ausgestattet mit einem Stiftungskapital von rund 210 000 Euro, 400 000 D-Mark, waren mit den Zinserträgen, die zu ihren besten Zeiten bei knapp 13 000 Euro pro Jahr lagen, Stellen für geringfügig Beschäftigte zur zusätzlichen Betreuung von Bewohnern zweier Altenheime finanziert worden. Als die Zinserwartungen bei nicht einmal 500 Euro lagen, musste gehandelt werden.

Inzwischen ist die Altenstiftung Altenheime ein Teil der Bürgerstiftung. Der Prozess sei nicht einfach gewesen, erzählt Thomas Schaal. Beide Stiftungsvorstände mussten dafür sein, das Finanzamt musste seinen Segen geben, die Satzung angepasst und vom Regierungspräsidium genehmigt werden. Das Ergebnis aber sei die Mühe wert gewesen: „Wir können nun die Arbeit der Altenstiftung weiterführen.“