Markus Kleemann strebt eine zweite Amtszeit an. Foto: avanti/Ralf Poller

Der Bürgermeister-Wahlkampf in Oberstenfeld scheint eine Ein-Mann-Show zu werden. Der Amtsinhaber Markus Kleemann hat kurz vor Bewerbungsschluss keinen Rivalen.

Markus Kleemann will es wissen. Er tritt am 23. April zur Wahl an, um weitere acht Jahre als Bürgermeister in Oberstenfeld amtieren zu können. Im Interview haben wir mit ihm über die Wahl und seine Pläne gesprochen.

Herr Kleemann, die Bewerbungsfrist läuft am 27. März. Niemand außer Ihnen kandidiert. Droht der Wahlkampf für Sie langweilig zu werden?

Nein, ich freue mich auf den Austausch mit der Bevölkerung. Und es freut mich, dass ich von den Bürgern in den letzten Wochen viel Zuspruch erhalte. Ich habe meine Bewerbung als erster zum frühestmöglichen Zeitpunkt abgegeben, um damit auch zu zeigen, wie wichtig es mir ist, hier für weitere acht Jahre Bürgermeister zu sein. Wir haben gemeinsam viel erreicht, und ich fühle mich persönlich sehr wohl. Bei der Bewerbungsabgabe um Mitternacht wurde ich von Gemeinderäten, Fraktionsvorsitzenden und auch von Kollegen aus dem Rathaus in ihrer Freizeit vor Ort am Rathaus empfangen. Das hat mich beeindruckt und bestärkt mich.

Alle Fraktionen unterstützen Sie: CDU, Freie Wähler und SPD. Wie erklären Sie sich das?

Es ist ein Zeichen dafür, dass wir viele Entscheidungen einvernehmlich getroffen haben und dass wir gemeinsam auf einem guten Weg sind. Natürlich versuche ich stets zu vermitteln, damit wir für die Gemeinde die bestmöglichen Entscheidungen finden. Die Rückmeldungen der Fraktionen zeigen, dass das sehr oft gelingt. Wir haben im Gemeinderat ein sehr gutes Miteinander. Es geht um die Sache. Wir bringen Oberstenfeld, Gronau und Prevorst auch im Vergleich zu anderen Kommunen gut voran.

Hat Oberstenfeld nicht immer noch Finanzprobleme?

Wir sind finanziell nicht auf Rosen gebettet. Wir haben zwar ein gutes, aber nicht viel Gewerbe. Dafür verfügen wir als eine 8100-Einwohner-Gemeinde über eine sehr gute Infrastruktur mir vier Hallen und dem Dorfhaus, einem Freibad zusammen mit Beilstein, einer großen Bücherei mit Bürgertreff, sechs gemeindeeigenen Kindergärten und einigem mehr. Das muss unterhalten werden. Wir haben seit ich im Amt bin aber jedes Jahr positive Abschlüsse geschafft.

Leidet die Infrastruktur nicht, wenn man Projekte aus Spargründen verschiebt?

Das stimmt, es bleibt viel zu tun, wir sind bei vielen Projekten mittendrin. Wir haben aber auch viel geleistet: Beispiele sind die Ortskernsanierung, die Sanierung und Erweiterung von Kindereinrichtungen, das Stiftsgebäude, Straßensanierungen in Gronau, viele Sanierungen im Freibad, jetzt die Schulsanierung – mit 4,2 Millionen Euro das teuerste Projekt in der Gemeindehistorie. Zudem große Projekte bei der Wasserversorgung und beim Glasfaserausbau. Es ist uns sehr oft gelungen, hohe Fördermittel zu erhalten.

Was würden Sie als Ihre wichtigsten Entscheidungen ansehen?

Eines der wichtigsten Themen für die Gemeinde ist die städtebauliche Entwicklung Bottwarwiesen. Diese birgt ein sehr großes Potenzial für Oberstenfeld. Es ist in vielen Aspekten ein Leuchtturmprojekt, und hier ist uns in den vergangenen acht Jahren viel gelungen. Wir haben gute Ideen, Visionen und ein Modell für das Areal.

Es sollen rund 1300 neue Menschen zuziehen. Rechnen Sie mit Problemen?

Das Gelände wird nach und nach in Abschnitten entwickelt. Es ist wichtig, dass wir uns da Zeit lassen, so dass sich alles gut einfügt. Wir bereiten die Grundschule darauf vor. Der Ortskern ist belebt und bietet Zuziehenden viel. Sie werden bei uns einkaufen gehen, brauchen Handwerker und sie werden zu einer Belebung der Vereine und des Ehrenamts beitragen. Wir wollen den Ortskern und die Bottwarwiesen gut miteinander verbinden und unseren lebendigen Ortskern dorthin verlängern.

Aber es werden nicht nur Vereinsmenschen kommen – könnte Bottwarwiesen zur Schlafstadt werden?

Ich mache die Erfahrung, dass Menschen sich nach wie vor gerne ehrenamtlich engagieren. In Oberstenfeld, Gronau und Prevorst ist das der Fall. Es werden in den Bottwarwiesen Wohnflächen für jegliche Anforderungen und Wünsche geschaffen. So soll auch Potenzial für Vereine entstehen.

Wie soll es auf dem Lichtenberg weitergehen? Dort scheinen der Burginvestor Wichmann und der Hühnerhalter Föll nicht auf einen Nenner zu kommen.

Wir wollen weiterhin zwischen allen Beteiligten vermitteln, auch in Richtung Landratsamt. Ich möchte die Beteiligten ins Rathaus einladen, damit ein Biergarten, den die Gemeinde schon vor rund drei Jahren genehmigt hat, entstehen kann. Für die Parkplätze, die der Burgherr dem Landratsamt nachweisen muss, haben wir ihm eine Lösung. Noch offen und schwierig sind andere Themen, wie etwa der Zugang zum Biergarten. Der Burgeigentümer müsste sich hierfür am besten mit dem Nachbarn einigen, dessen Zuwegung er im Eigentum haben wollte, gegen den er geklagt und vor Gericht verloren hat.

Dann steht es schlecht um das Projekt?

Der Burgherr müsste viel Geld in die Hand nehmen, auch für Küchengebäude, Absturzsicherungen und Sicherungen der Burgmauern am Biergarten und vieles mehr. Vor dem Hintergrund kann ich verstehen, wenn dies ihm als privatem Eigentümer zu viel ist. Er hat schon viel in die Burg investiert. Aber: Wir kümmern uns, damit die drei Streithähne vielleicht doch noch zusammenkommen, zum Wohle für viele: denn einen Biergarten wünschen sich viele dort.

Welche Projekte haben Sie sich für Ihre zweite Amtszeit vorgenommen?

Als nächstes soll jedes Gebäude die Option für Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude erhalten. Klimaschutz- und Bevölkerungsschutzmaßnahmen werden noch wichtiger. Wir wollen die Kinderhäuser Gronau und Wirbelwind in den nächsten Jahren sanieren, erweitern oder eventuell neu bauen. In Gronau reicht die eine Krippengruppe nicht mehr aus. Ein wichtiges Projekt ist zudem das Areal entlang der Bottwar zwischen der Feuerwehr und der Sporthalle. Die Feuerwehr braucht mehr Platz, das Gerätehaus soll erweitert oder neu gebaut werden. Und den Bereich entlang der Bottwar zwischen Feuerwehr und inklusive der Bäderwiesensporthalle wollen wir als Sport-, Park- und Kulturfläche erhalten und weiterentwickeln. Auch die Teilorte bleiben wichtig. In Gronau sollen innerorts weitere Sanierungen erfolgen. In Prevorst ist die Fassade am Dorfhaus zu sanieren und wir wollen aus den Quellfassungen dort mehr Wasser für Gronau und Prevorst gewinnen.

Werdegang von Markus Kleemann

Biografie
 Markus Kleemann wird am 12. Juli 1984 in Heilbronn geboren, macht Abitur in Lauffen und studiert Politik- und Verwaltungswissenschaften in Konstanz. Später arbeitet er von 2011 bis 2015 als Parlamentarischer Referent der CDU-Landtagsabgeordneten Friedlinde Gurr-Hirsch.

Bürgermeister
 Der Sohn eines Nordheimer Spediteurs setzt sich 2015 im zweiten Wahlgang mit 50,8 Prozent der Stimmen durch und folgt auf Reinhard Rosner. Kleemann ist zudem seit 2019 als Kreisrat für die CDU im Kreistag in Ludwigsburg vertreten.