Foto: Malte Klein

Das Bürgerforum Lauchhau-Lauchäcker feiert im Bürgerhaus sein zehnjähriges Bestehen.

Stuttgart-Vaihingen - Peter Kungl, der Vorsitzende des Bürgerforums der Wohngebiete Lauchhau und Lauchäcker, holt immer mehr Dinge aus einem Koffer. Ein Strampler, ein Fußball und Arbeitshandschuhe kommen zum Vorschein. Damit unterstreicht er in seiner Rede zum zehnjährigen Bestehen im Bürgerhaus die Geschichte des Vereins. Doch nicht alles passt in den Koffer. „Ich habe dieses Spielstraßenschild heute hinter meinen Mülltonnen hervorgeholt. Aber erst musste ich den Efeu zurück schneiden“, sagt Kungl und lächelt verschmitzt.

Das Schild war für die Geschichte des Vereins bedeutend. „Als in den Lauchäckern noch nicht alle Häuser fertig waren, sind die Baufahrzeuge mit Tempo 50 hier durchgebrettert.“ Die von der Stadt versprochenen Spielstraßenschilder seien einfach nicht aufgestellt worden. „Wir haben Schilder in einer anderen Farbe aufgestellt. Das ist unsere Art zu arbeiten.“ Sie standen nicht lange. „Nach drei Wochen stellte die Stadt ihre auf“, sagt Kungl.

Lauchfest sollte Leute aus beiden Teilen zusammenbringen

Im Jahr 2000 begannen die Bauarbeiten für das neue Wohngebiet Lauchäcker. Zwei Jahre später gründete sich das Bürgerforum, um die Vernetzung mit dem bestehenden Gebiet Lauchhau voranzutreiben. Dort lebt seit 1969 Rita Wunsch, die Gründungsmitglied des Bürgerforums wurde. „Wir sind jeden Freitag zusammengekommen, haben temperamentvoll diskutiert und die Sitzungen dauerten immer lange.“

Die Stadt hat den Sozialpädagogen Klaus Kurzweg von 2001 bis 2008 eingesetzt, um Lauchhau und Lauchäcker zusammenwachsen zu lassen. „Mit viel Engagement ist es gelungen, die Gemeinsamkeiten herauszustellen“, blickt Kurzweg zurück. Etwas Verbindendes ist der Name. Kungl hat natürlich auch Lauch im Koffer. „Wir haben ein Lauchfest gegründet, um die Leute aus beiden Teilen zusammenzubringen.“ Weil in den Lauchäckern 2000 so viele kleine Kinder lebten, riefen deren Mütter einen Basar ins Leben. Kungl: „Die Frage war, wohin mit den Stramplern. Denn eigentlich waren die ja noch gut.“

Willibald Beul, der Vorsitzende der Naturfreunde-Ortsgruppe Vaihingen, spricht in seiner Rede die Verbindung zwischen beiden Vereinen an. „Eure erste Sitzung hattet Ihr bei uns im Naturfreundehaus“, sagt Beul. „Ihr habt in den zehn Jahren erheblich viel geleistet.“

Menschen zwischen sieben und 70 Jahren tanzten zusammen

Dazu gehört auch der Bau des Bürgerhauses selbst, in dem der Verein nun feiert. Kungl erklärt, wie es dazu kam: „Wir sollten für die Stadt den Raumbedarf der Einrichtungen im Stadtteil ermitteln und kamen auf 288 Quadratmeter.“ Als die städtischen Gremien die Fläche zusammenstrichen, wurde das Bürgerforum aktiv. „Wir haben 96 184 Euro gesammelt“, berichtet Kungl stolz. So bekamen die Bürger die große Variante. Das Haus wurde 2008 eröffnet.

Seit der Eröffnung gibt es dort zahlreiche Kulturveranstaltungen. „Wir gingen früher selbst viel auf Konzerte und sagten uns: Wie toll wäre es, wenn wir hier Konzerte machen könnten“, sagt Wolf Mizsgár, der mit Mitstreitern ein Kulturprogramm auf die Beine stellte. „Nach dem ersten Konzert kamen die Musiker auf uns zu und sagten: Was für ein Publikum. Das hat Spaß gemacht.“ Das Ungewöhnliche: Menschen zwischen sieben und 70 Jahren tanzten zusammen zu ihrer Musik.

Kungl nimmt einen Fußball aus dem Koffer und lässt ihn von einer Hand zur anderen wandern. „In den Lauchäckern wollten die Kinder kicken“, sagt er. Nun übernimmt Roswitha Blind, die Vorsitzende des FC Lauchhau-Lauchäcker 04 und SPD-Fraktionschefin im Gemeinderat. Sie hat sich dafür stark gemacht, dass ein Sportplatz gebaut wird. „Denn in den Lauchäckern gab es die meisten Kinder im Stadtgebiet“, so Blind. Und sie habe erreicht, dass im Gebiet ein Hochhaus kleiner gebaut wurde als anfangs geplant, sagt Blind.