Auch in Stuttgart gibt es „defensive Architektur“, wie hier an der Königstraße. Der Autor zeigt in seinem Buch auf, wie Menschen sich Orte wieder aneignen können. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Wer hat ein Recht auf Stadt? Wer soll und wer darf sich im öffentlichen Raum aufhalten? Mickael Labbé plädiert für eine Neuerfindung der Stadt als gemeinsamer Raum.

In der Nautilus Flugschrift von Mickael Labbé mit dem Titel „Platz nehmen. Gegen eine Architektur der Verachtung“ plädiert dieser für eine Neuerfindung der Stadt als gemeinsamer Raum. Der Autor wirft Fragen auf wie: Wer hat ein Recht auf Stadt? Wer soll und wer darf sich im öffentlichen Raum aufhalten? Seine These: Städtische Verwaltungen und Regierungen sind zunehmend besessen vom „Image“ ihrer Stadt und stürzen sich in einen Vermarktungswettbewerb, der auf Tourismus, Investoren und Immobilienmärkte ausgerichtet ist.

Die Stadt neu erfinden

Die Menschen, die in der Stadt leben, werden dabei zum Ziel architektonischer Verdrängungsmaßnahmen. Überwachungskameras, Bänke mit geneigter Sitzfläche oder trennenden Armlehnen, auf denen man nicht schlafen kann, und andere Instrumente „defensiver Architektur“ erschweren insbesondere sozial marginalisierten Menschen wie Obdachlosen das Leben in der Stadt.

Massive Tourismusförderung macht die Stadt ihren Bewohnern fremd und unlebbar. Business Improvement Districts heben unter dem Vorwand der Strukturförderung elementare Grundrechte auf. Gegen diese Tendenzen führt Labbé die Notwendigkeit ins Feld, eine Stadt neu zu erfinden, die sich an uns alle richtet.

Er zeigt, wie Widerstand gegen diese Architektur der Verachtung gelingt und Orte wieder angeeignet werden können, und fordert eine Architektur, die ihre Aufgabe als soziale begreift und Räume der Anerkennung schafft. Denn eine Stadt, in der wir einander nicht mehr in aller Unterschiedlichkeit begegnen können, ist ein Verlust für uns alle.

Info

Das Buch
Mickael Labbé: Platz nehmen. Gegen eine Architektur der Verachtung. Edition Nautilus, Hamburg. 208 Seiten, 20 Euro.