Reinhold Riedel, Christel Köhle-Hezinger und Dagmar Konrad (von links) am Ehrengrab für die Missionare Gottfried Weigle, Pauline Mögling, Hermann Mögling und Hermann Kaundinya auf dem Esslinger Ebershaldenfriedhof. Foto: /Ulrike Rapp-Hirrlinger

Ihre Kindheit und Jugend waren geprägt von Abschieden, Verlusten und Neubeginn. Das Gefühl von Entwurzelung begleitete viele ein Leben lang. Die Kulturwissenschaftlerin Dagmar Konrad hat ein Buch über Kinder aus Missionarsfamilien geschrieben.

Der Esslinger Arzt und Missionar Gottfried Riedel hat die Not der Missionskinder erkannt: „Unsere Kinder waren die Leidtragenden unserer Arbeit in Indien“, schreibt er. Sie seien die ungefragten Helden der Mission. Denn spätestens, wenn die Kinder schulpflichtig wurden, mussten sie ihre Familien in den Missionsgebieten Indien, China oder Afrika verlassen, da es dort meist keine geeigneten Schulen gab. Im Fall der sieben Kinder von Helene und Gottfried Riedel, die ab den 1950er Jahren in Südindien und Bhutan für die Internationale Lepra-Mission arbeiteten, waren es zunächst „nur“ viele Autostunden weit entfernte Internate. Missionarskinder der Basler Mission im 19. Jahrhundert dagegen wurden spätestens mit sechs Jahren in Schulen nach Europa geschickt. So sah es die „Kinderverordnung“ der Basler Mission von 1853 vor. Neben dem Wunsch, den Kindern eine geeignete Schulbildung zu ermöglichen, war es die Vorstellung, dass die „heidnische Umgebung“ den Kindern schadet. Zudem galt der Grundsatz: „Der Missionar gehört der Mission.“ Die Ehefrauen waren darin einbezogen. In Europa lebten die Kinder entweder bei Verwandten oder im Kinderhaus der Missionsgesellschaft in Basel.