Die Gegner des Brexit wittern Morgenluft – die Befürworter bleiben hart. Foto: AP

Das Brexit-Drama hat auch im neuen Jahr nichts von seiner Brisanz verloren. Und weil die Fronten verhärtet bleiben kann sich das Elend hinziehen, kommentiert Christian Gottschalk.

Stuttgart - Ein paar Tage weihnachtliche Ruhe, ein paar Tage Innehalten zum Jahreswechsel, und nun ist er wieder in den Schlagzeilen: der Brexit. Es hat sich nicht viel getan, in dieser Zeit. Ein paar Stunden vor der Abstimmung im britischen Unterhaus wird das Votum der Abgeordneten wieder einmal als entscheidender Schritt bezeichnet. Wir erinnern uns: im Dezember wurde der entscheidende Schritt kurzerhand vertagt, weil Premier Theresa May befürchten musste, keine Mehrheit zu bekommen. Daran hat sich nichts geändert.

Das Ziel heißt Zeit gewinnen

Die Gegner des Brexit trommeln innerhalb und außerhalb der Insel noch ein Stück stärker als bisher die Werbetrommel dafür, den Austritt des Königreiches aus Europa abzublasen. Die Befürworter des Abschiedes tun es ihnen gleich. Im Hintergrund werden Strippen gezogen die nur noch ein Ziel haben: Nebenbaustellen eröffnen, Zeit gewinnen.

Eine Abstimmungsniederlage von May bedeute ihr politisches Ende, hatte es lange Zeit geheißen. Nun steht Option im Raum, dass Theresa May bei einer knappen Niederlage – was immer das auch sei – weiter in Downing Street 10 residieren könnte. Das ist neu. Es wird gemunkelt, dass nun sogar das Austrittsdatum in Frage steht. Weil am 29. März nur der ungeregelte Austritt realistisch erscheint, werden neue Fristen eruiert. Das Elend verschiebt sich. Das Grundproblem, dass auf der Insel jeder Vorschlag sofort viele Gegner findet, aber für nichts eine positive Mehrheit zu sehen ist, es wird auch nach dem 29. März bestehen bleiben.