Seit der Gründung des kreisweiten Zweckverbands Breitbandversorgung Anfang 2019 sind schon 53 000 Glasfaser-Anschlüsse installiert worden. Aktuell läuft ein großes Projekt in der Stadt Esslingen.
Kreis Esslingen - Wie wichtig eine stabile Datenleitung ist, das zeigte die Sitzung des Zweckverbands Breitbandversorgung Landkreis Esslingen selbst. Corona-bedingt saßen der Esslinger Landrat Heinz Eininger und sein Wirtschaftsförderer Markus Grupp ziemlich einsam im großen Sitzungssaal. Zugeschaltet waren mehr als 30 Bürgermeister oder ihre Vertreter, manche blickten von der Leinwand herunter, andere hörten verdeckt zu. Als der Zweckverband im vergangenen Jahr gegründet worden sei, habe keiner geahnt, welche Brisanz das Thema Glasfaser-Ausbau bekomme, kommentierte Eininger die Online-Sitzung des Zweckverbands.
Bislang hatte die Industrieregion Stuttgart beim schnellen Internet einen hinteren Tabellenplatz im Südwesten belegt, und das Ländle steht bundesweit schlecht da. Der kreisweite Zweckverband, der Teil der Gigabit Region Stuttgart ist, hat Bewegung in den Leitungsausbau gebracht. Bereits 53 000 Anschlüsse seien seit der Gründung des Zweckverbands im Februar 2019 geschaffen worden und seit Jahresbeginn seien allein 420 Kilometer Glasfaser verlegt worden, führte der Landrat an.
In der ersten Phase stehen vor allem die Gewerbegebiete im Fokus. 15 Gebiete seien schon ausgebaut beziehungsweise werden gerade angeschlossen, acht weitere Gewerbegebiete befinden sich in der Planungsphase. IHK und Kreishandwerkerschaft unterstützen das Ausbauprogramm, lobte Eininger. Für viele Betriebe habe anfangs alles sehr abstrakt geklungen, deshalb sei es wichtig gewesen, dass die Dachorganisationen direkt auf sie zugegangen seien. Auch 16 000 private Haushalte sind inzwischen mit Glasfaser versorgt. Es gebe aber noch viel schlecht versorgte Bereiche, gestand Klemens Treffert, der Programmleiter von Telekom in der Region Stuttgart. Der Telekommunikations-Riese ist der Partner der Gigabit-Region.
Vom Ausbau profitieren in diesem Jahr Ostfildern, Plochingen, Wendlingen, Lichtenwald und die Stadt Esslingen, wo derzeit das größte Ausbauprojekt läuft. Mitte September hat hier die Vermarktung des Ausbaus von 11 000 Haushalten begonnen.
„Die Zahnräder zwischen Kommunen, dem Zweckverband, der Gigabit-Region und der Telekom greifen immer besser ineinander“, sagt Landrat Eininger. Die Befürchtung, dass große Kommunen bevorzugt würden und die kleinen zum Schluss dran kämen, habe sich nicht bewahrheitet. In den nächsten zwei Jahren erfolge in fast jeder Kreiskommune der Startschuss. Bis Ende 2022 sollen 36 der 44 Kommunen vom Glasfaserausbau profitieren können. Die Verlegung von Glasfaser bedeutet auch Baustellen. Eininger empfiehlt den Bürgern, sich nicht darüber zu ärgern, sondern den Krach als „Zukunftslärm“ zu betrachten.
Eine Reihe weiterer Kommunen wurden in diesem Jahr insofern einbezogen, als sie förderfähige Schulen haben. Für 24 Projekte liegen schon Zusagen des Bundes vor. Die Anträge liefen über den Zweckverband, der 14,5 Millionen Euro beantragt hatte. Kombiniert mit dem Landesanteil und dem Eigenanteil der Gemeinden ergibt sich daraus ein Investitionsvolumen von 29 Millionen Euro. Derzeit wird die Ausschreibung vorbereitet.
Die Zweckverbandsversammlung segnete noch den Jahresabschluss 2019 ab und beschloss den Wirtschaftsplan für das Jahr 2021. Der Plan sieht Erträge von 389 000 Euro vor. Der größte Kostenblock ist die Umlage von knapp 300 000 Euro an die Gigabit Region. Außerdem muss die Geschäftsstelle im Landratsamt von den Teilhabern finanziert werden. Von der Leinwand erhob sich kein Widerspruch, demnach war der Plan einstimmig beschlossen.
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