Eine Schwurgerichtskammer des Stuttgarter Landgerichts verhandelt über den Fall. Foto: dpa

Ein psychisch kranker Mann hat im Dezember für Schlagzeilen gesorgt, indem er zuerst Feuer in seiner Wohnung in Waiblingen-Neustadt legte und dann mit seinem Auto einen Polizisten mitschleifte. Nun entscheidet sich vor Gericht, ob er auf Dauer in der Psychiatrie untergebracht wird.

Waiblingen - Plötzlich ist es zuviel. Nachdem der 40-Jährige ruhig und gefasst über sein Leben berichtet hat, bricht er in Tränen aus, als er zugibt, was ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft. „Ich bin kein böser Mensch“, schluchzt er. „Ich wollte niemanden verletzen und schon gar nicht umbringen.“ Ein Mordversuch und schwere Brandstiftung wird ihm vorgeworfen. Am Vormittag des 12. Dezembers hat er in Waiblingen-Neustadt zuerst die Wohnung angezündet, in der er seit Jahren mit seiner Freundin wohnte, und später einen Polizisten und drei Feuerwehrleute mit seinem Auto in Lebensgefahr gebracht. Der Mann ist psychisch krank, weshalb die Staatsanwaltschaft beantragt hat, ihn dauerhaft in der Psychiatrie unterzubringen, weil weitere Taten zu erwarten seien.

Den Adventskranz angezündet und auf das Sofa geworfen

Der Vorfall machte im Dezember weit über die Region Stuttgart hinaus Schlagzeilen. Der 40-Jährige hatte seine Medikamente nicht genommen, die er einnehmen sollte, nachdem er sich bereits im Jahr 2008 auffällig verhalten hatte. „Ich habe aus heiterem Himmel meiner Freundin ins Lenkrad gegriffen und einen Unfall verursacht.“ Er sei plötzlich panisch geworden, sagt der Industriemechaniker, das habe ihn dazu gebracht. Seine Freundin habe ihm Vorwürfe gemacht, dass er die Medikamente nicht richtig genommen habe. „Aber sie hat auch gesagt, ich sei ein erwachsener Mensch und müsse wissen, was ich tue“, sagt er zu der Vorsitzenden Richterin der 1 Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts. Diese soll nun entscheiden, ob der Mann dauerhaft in der Psychiatrie bleiben muss, in der er seit Dezember lebt.

An jenem Samstagmorgen, dem 12. Dezember 2015, war seine Freundin zur Arbeit gefahren, er sei allein zu Hause geblieben, sagt der Mann. „Ich habe gefrühstückt. Und dann ging es los, ohne Vorwarnung. Es kam aus dem Nichts!“ Stimmen hätten ihm befohlen, die Wohnung anzuzünden, alles zu zerstören, was bisher war und neu anzufangen. „Ich habe Möbel zertrümmert, dann den Adventskranz angezündet und auf das Sofa im Wohnzimmer geworfen.“

Daraufhin habe er die Wohnung verlassen, weil er den Gedanken hatte, einen Freund in Backnang-Waldrems zur Rede stellen zu müssen. „Ich dachte, er wolle mich umbringen.“ Mit quietschenden Reifen verließ er fluchtartig die Tiefgarage und rammte dabei das Tor, das noch nicht ganz offen war. „Meinen Bekannten habe ich Gott sei dank nicht angetroffen. Wer weiß, was da hätte passieren können“, sagt der Mann, der während der Aussage mehrmals in Tränen ausbricht.

Durch das brennende Sofa entstand ein Sachschaden von 65 000 Euro

Schließlich kam er nach seiner Irrfahrt wieder zu Hause an, wo mittlerweile die Feuerwehr im Einsatz war. Das Sofa hatte Feuer gefangen, durch die Hitze waren die Fenster im Wohnzimmer zerborsten, starke Rußentwicklung hatte die Wohnung verwüstet. Der Sachschaden betrug laut der Polizei rund 65 000 Euro. Ein Polizist erkannte den Fahrer des Autos vor dem Haus als den Mann, nachdem bereits gesucht wurde. „Plötzlich hat sich jemand in mein Auto gebeugt und versucht, den Zündschlüssel rauszuziehen. Ich bin erschrocken und habe Gas gegeben.“

Rund 20 Meter weit ist der Polizist von dem Auto mitgeschleift worden, ehe er weggeschleudert wurde. Der 56-jährige Beamte erlitt dabei glücklicherweise nur relativ leichte Verletzungen. Anschließend fuhr der Mann auf drei Feuerwehrleute zu. Einer von ihnen, der im Begriff war, sein Atemschutzgerät aufzusetzen, bemerkte das Auto im letzten Moment und konnte sich gerade noch nach hinten fallen lassen. Die anderen beiden konnten rechtzeitig zur Seite springen. Der 40-Jährige fuhr anschließend in seine Tiefgarage zurück, wo er festgenommen wurde.

Die Verhandlung wird am 15. Juni fortgesetzt. Sechs Zeugen und eine Psychiaterin sollen in dem Prozess angehört werden.