Einige Eigentümer misstrauen der neuen Hausverwaltung im Asemwald. Sie sagen, die Verwaltung wolle absichtlich teure Türen kaufen, weil sie mitverdient. Foto: Achim Zweygarth

Einige Eigentümer im Asemwald misstrauen der Hausverwaltung. Sie werfen ihr vor, dass sie an Brandschutzsanierung mitverdienen will. Ein Anwalt äußert sich in einem anonym verteilten Schreiben kritisch über das Vorgehen.

Asemwald - Der orange Brief lässt aufhorchen. Er ist von einem Stuttgarter Anwalt an einen Mandanten im Asemwald, der Name ist geschwärzt. Jemand hat den Brief auf orangefarbenes Papier gedruckt und jüngst in die Briefkästen aller Eigentümer im Asemwald gesteckt. Wohnungsbesitzer, die woanders leben, haben das Schreiben per Post erhalten. Darüber steht dick: „Wichtige Information zur Eigentümerversammlung am 27. 03. 2014“. Worte, die nicht vom Anwalt stammen.

Dass sein Brief im großen Stil verteilt worden ist, hat Jürgen Schneider realisiert, als ihn in den Tagen darauf circa 40 Eigentümer kontaktiert haben. „Die waren alle hellauf begeistert“, sagt er. „Ich war ahnungslos und irritiert.“ Einige hätten ihm sogar Blankovollmachten geschickt, damit er sie in diesem Fall vertritt.

Es sind schon 110 000 Euro als Zwangsgeld geflossen

Bei dem Fall geht es um den Brandschutz im Asemwald. Seit 2011 fordert die Stadt die Eigentümergemeinschaft auf, den Brandschutz nachzurüsten. So, wie es die Stadt gerne hätte, geht es nicht. Wohnblöcke wie der Asemwald sind eine Herausforderung. Baulich lässt sich fast nichts machen. Die Eigentümergemeinschaft hat Einspruch gegen die Forderung eingelegt. Die Stadt reagierte mit Zwangsgeld. 110 000 Euro musste die Eigentümergemeinschaft vorbehaltlich überweisen. Die Sache war verfahren, bis zu einem Vergleich im August 2013. Gemäß der Idee eines Gutachters sollen alle 1137 Eingangstüren getauscht werden. So sollen die Bewohner bei einem Brand geschützt werden, bis die Feuerwehr sie rettet.

Und genau um diese Türen ist ein Streit entbrannt. Um sie geht es auch in dem orangen Brief. Es gibt Eigentümer, die der Verwaltung, die seit Januar eine neue ist, misstrauen. Der Anwalt schreibt an seinen Mandanten: „Hinsichtlich der bisher bekannt gewordenen Fakten zum beabsichtigten Einbau der Türen wird Ihr Eindruck der ungenügenden Information und fehlenden Transparenz geteilt.“

Eine Kostenersparnis von 1,5 Millionen Euro wäre möglich

Er vertrete weitere Mandanten in dieser Sache, und die hätten selbst nach Türpreisen recherchiert. Gefunden hätten sie eine Firma, die bereits im Asemwald tätig gewesen sei. „Aus der bei diesem Hersteller eingeholten Kalkulation ergibt sich ein möglicher Preisunterschied von 1,5 Millionen Euro zum Angebot der Verwaltung“, schreibt der Anwalt, eine Tabelle zum Preisvergleich ist beigefügt. Das Angebot der Verwaltung sind 3300 Euro für die Basistür, ohne Einbau. Im Foyer in Hausnummer 22, Block B, steht ein Muster und Informationen zu den Varianten. Die Tür gibt es für Rollstuhlfahrer, mit Extra-Einbruchschutz und sonst was. Gegen Aufpreis.

Dass sich die Hausverwaltung Klauß & Partner offenbar auf ein Angebot festgelegt hat, verwundert manchen Eigentümer. Bis zum 11. April können sich Firmen noch um den Großauftrag im Asemwald bewerben. Die Kritiker fühlen sich überfahren, in eine bestimmte Richtung gedrängt. Bei der Versammlung am 27. März hat die Mehrheit der 759 anwesenden Eigentümern für den Vorschlag der Hausverwaltung gestimmt. „Hut ab, wie die Leute über den Tisch gezogen wurden“, sagt jemand, der dabei war. Sein Name soll nicht abgedruckt werden, er befürchtet Repressalien von der Verwaltung.

Nicht alle wollen einen Architekten engagieren

Es heißt, die Verwaltung wolle teure Türen, weil sie mitverdient. „Meine Mandanten haben davon gesprochen, dass aus dem Gesamtvolumen des Auftrags eine Vergütung in Höhe von 2,5 Prozent an die Verwaltung fließen soll“, so der Anwalt. Zudem soll ein Architekt beauftragt werden, der fünf bis zehn Prozent erhält. „Bei meinen Mandanten besteht der Wunsch, dass die Eigentümergemeinschaft das Projekt Brandschutz ohne Architekt realisiert.“

Ursprünglich sollten die Eigentümer die Tür in zwei Raten ab Mai bezahlen. Laut Verwaltung könnten zwölf Türen die Woche getauscht werden, sprich es würde ewig dauern. „Warum soll ich der Verwaltung zinslos Geld leihen?“, sagt der Eigentümer. Bei der Versammlung sei die Verwaltung teils zurückgerudert, bezahlt werde nun in vier Raten, Beginn Anfang September.

Die Hausverwaltung will nichts zu den Anwürfen sagen

Von der Hausverwaltung Klauß & Partner ist zu den Vorwürfen nichts zu erfahren. „Wir beantworten keine Fragen“, sagt Gerhard Piehler, der Verwalter für den Asemwald. „Es ist ein schwebendes Verfahren, dazu erteilen wir keinerlei Auskünfte.“

Eine Antwort gibt Klauß & Partner dann doch. „Gibt es nicht andere Türen, die weniger kosten?“, steht in einem Papier der Verwaltung, darin angeblich oft gestellte Fragen zu den Türen. Die Antwort: „Aufgrund von Rückfragen diverser Eigentümer, werden Bieter aufgefordert, alternativ zu dem ausgeschriebenen Fabrikat ein möglichst günstiges Modell anzubieten.“