In Windeseile breitete sich das Feuer in dem Zweifamilienhaus am Dreikönigstag aus Foto: Feuerwehr Leonberg

Am 6. Januar steht in Leonberg ein Haus in Flammen. Dieter Hebisch und seine Frau Grit können sich retten, doch ihre Vermieterin stirbt bei dem Unglück. Heute geht es dem Ehepaar, das überlebt hat, den Umständen entsprechend gut.

Leonberg - So richtig fassen kann es Dieter Hebisch noch nicht. Vor sechs Wochen standen seine Frau Grit und er vor dem Nichts. Jetzt hat das Ehepaar wieder Hoffnung geschöpft. Die beiden haben eine möblierte Wohnung gefunden und versuchen, ein normales Leben zu führen.

 

So wie sie es auch bis zum Morgen des 6. Januar getan haben. Sie leben in einer Wohnung in einem schönen Haus in der Straße Im Wengert. Mit den Besitzern, einem älteren Ehepaar, haben sie guten Kontakt. Die beiden Mieter helfen im Garten und im Haus. Die Atmosphäre ist familiär. An diesem Morgen kommt die Pflegekraft für die 79-jährige Hausbesitzerin etwas später. Es ist Dreikönig, ein Feiertag. „Tschüss, bis morgen, hat sie noch gesagt“, erinnert sich Dieter Hebisch. „Das war gegen halb acht.“

Kurz danach ist es mit der nachweihnachtlichen Feiertagsruhe vorbei. „Wir haben plötzlich ein lautes Poltern gehört. Dann hat der alte Herr von unten ganz laut „Feuer! Feuer!“ gerufen.“ Da sehen die Hebischs schon Flammen vor ihren Fenstern in der ersten Etage aufsteigen.

Sie reagieren blitzschnell. Grit Hebisch schnappt sich die Geldbörsen, die Ausweise und die wichtigsten Akten. Und zwei Jogginganzüge. Beide sind noch in Nachthemden. Sie rennen auf die Straße. „Die Scheiben sind regelrecht in sich zusammengefallen“, erinnert sich Dieter Hebisch. „Es war schrecklich.“

Der 82-jährige Hausbesitzer ist mittlerweile auch im Freien. Seine Frau ist nicht zu sehen. Für sie kommt jede Hilfe zu spät. Die Feuerwehrmänner finden sie später leblos neben ihrem Bett. Sie war gehbehindert und ist offenbar am Qualm erstickt. Die rettende Balkontür war nur wenige Meter entfernt. Das einstmals so schmucke Haus ist nicht mehr bewohnbar. Der alte Herr wird bei Verwandten untergebracht.

Die Hebischs hoffen auf Unterstützung von der Stadt. Der für den Brandschutz zuständige Bürgermeister Ulrich Vonderheid ist an den Unglücksort geeilt. Er verspricht ihnen rasche Hilfe. Zunächst werden sie im Amber-Hotel untergebracht. Dort bleiben sie auch eine Weile. „Von der Stadt haben wir nur eine Ein-Zimmer-Wohnung in Warmbronn angeboten bekommen“, erzählt Hebisch. „Da waren zwei Bettgestelle drin und sonst nichts. Das wäre wirklich nicht gegangen.“ Die Stadt hat tatsächlich momentan wegen der großen Flüchtlingszahl so gut wie keinen Wohnraum für Notfälle zur Verfügung.

Doch die Familie hat Glück im Unglück. Wie durch ein Wunder ist ihre Wohnung in dem zerstörten Haus nicht völlig beschädigt. „Wir konnten im Nachhinein noch Geschirr, weiteren Hausrat und wichtige Unterlagen herausholen“, sagt Grit Hebisch. Kleidung bekommen sie vom Roten Kreuz. Gunter Schulte, ein Freund der Familie, wendet sich mit einer Bitte an die „Leonberger Kreiszeitung“: Wer hat eine Wohnung frei, die nicht teurer als 700 Euro ist?

Der Appell hat Erfolg. Eine Familie, in der der Großvater verstorben ist, meldet sich. Die Hebischs können dessen Wohnung haben. Sie ist voll möbliert, mit Waschmaschine und Fernseher. Die beiden können ihr Glück nicht fassen. „Gerade jetzt, da wir wenig Geld haben, ist es ein Segen, dass alle Möbel da sind und wir nichts kaufen müssen“, freut sich Dieter Hebisch.

Das Team vom Amber-Hotel bereitet ihnen einen herzlichen Abschied. „Das Personal hat sogar für uns gesammelt, das hat uns wirklich gerührt“, erzählt der Rentner. „Auch dass die Zeitung uns bei der Wohnungssuche geholfen hat, finden wir ganz toll.“ Einen besonderen Dank richtet er aber an seinen Freund Gunter Schulte, der sich um alles gekümmert hatte. „In den ersten Tagen ist man ja wie gelähmt.“

Grit und Dieter Hebisch haben ihr neues Heim bezogen und fühlen sich sehr wohl. Mit ihren neuen Vermietern kommen sie gut klar. Jetzt hoffen sie, dass die Versicherungsmodalitäten nicht zu lange dauern. Manchmal gehen sie noch an ihrem alten Domizil vorbei. Das Haus ist nicht mehr zu retten. Es muss abgerissen werden.

Der Weihnachtsbaum der Vermieter, an dem echte Kerzen brannten, hatte das verheerende Feuer ausgelöst.