Nach 30 Jahren bei Bosch wechselt Rolf Bulander Ende 2018 in den Ruhestand. Foto: dpa

Rolf Bulander, der Chef der Bosch-Kraftfahrzeugtechnik, wechselt nach 30 Jahren beim Stuttgarter Autozulieferer in den Ruhestand. Sein neues Ziel: In fünf Jahren will er fließend Französisch sprechen. Eine Wette dazu läuft.

Stuttgart - Rolf Bulander redet gerne über die Zukunft. Etwa über die Elektromobilität. „Ich kenne keinen Wettbewerber, der so breit aufgestellt ist wie Bosch“, erläutert der Chef der Bosch-Autosparte Mobility Solutions in Stuttgart. Zwischen 25 und 30 Projekte rund um Elektroautos habe der weltgrößte Zulieferer alleine in diesem Jahr akquiriert, zählt Bulander die Erfolge auf. Auch an den anderen Zukunftsthemen wie autonomes Fahren und Vernetzung habe der Stuttgarter Konzern einen großen Anteil. Keine Frage, Technologien liegen dem Maschinenbau-Ingenieur „am Herzen“. Doch den Tranformationsprozess, der derzeit im vollen Gange ist und über den Bulander so gerne redet, wird er nicht mehr mitgestalten.

Der 59-Jährige geht Ende des Jahres in Rente. Ämter – etwa in Aufsichtsräten – hat er nicht. „Ich freu’ mich auf meine neuen Freiheiten“, sagt er. Sein Leben soll nicht länger von einem Terminkalender bestimmt werden. 30 Jahre war Bulander bei Bosch. Mitte 2013 wurde er in die Geschäftsführung des Technologiekonzerns berufen; seit April 2015 ist er der Vorsitzende des Kraftfahrzeug-Bereichs Mobility Solutions.

Wirtschaftlich bewegte Zeiten

Bulander geht nicht nur in einer technologisch, sondern auch in einer wirtschaftlich bewegten Zeit. „Das nächste Jahr wird verhalten, wir gehen aber nicht davon aus, dass es zu einem Abschwung kommt“, sagt er. Vielmehr erwartet er eine Stagnation der weltweiten Pkw-Produktion – auch wegen des schwächelnden chinesischen Marktes. In den vergangenen drei Monaten sei es in der Volksrepublik schon zu „substanziellen Rückgängen“ im Bereich Pkw gekommen. Auch der Handelsstreit mit den USA und die drohenden Autozölle hätten den Markt beeinflusst. Bosch werde im nächsten Jahr wieder „substanziell stärker als der Markt wachsen“, prognostiziert der gebürtige Stuttgarter. Im laufenden Jahr dürfte die Sparte ein Umsatzplus „am unteren Rand“ der Prognose von zwei bis vier Prozent erreichen, sagt er. Aber: Auf der Internationalen Autoausstellung IAA im September in Hannover war noch von einem Umsatzwachstum von „voraussichtlich um vier Prozent" die Rede. Somit dürfte Bosch etwas schlechter abschneiden als bisher bekannt.

Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen gegen Nachfrageschwankungen

Auf die Entwicklung des Diesels ging Bulander erst auf Nachfrage ein. Der Anteil des Selbstzünders habe sich mittlerweile auf niedrigerem Niveau stabilisiert, sagt er. Sollte seine Bedeutung allerdings weiter sinken, bliebe dies möglicherweise nicht ohne Auswirkungen auf die Beschäftigung bei Bosch. Und dann müsse man gegebenenfalls auch mit den Vertretern der Arbeitnehmer darüber reden, so Bulander. Bis jetzt könne man die Nachfrageschwankungen noch mit flexiblen Arbeitszeitmodellen oder Zeitarbeit auffangen. Früheren Angaben zufolge hängen bei dem Zulieferer 50 000 Arbeitsplätze an dem Selbstzünder; 15 000 davon sind in Deutschland.

Ende des Jahres übernimmt Stefan Hartung, bisher noch Chef der Bosch-Gebäude- und Industrietechnik, die Verantwortung für die Kraftfahrzeug-Sparte. Auch wenn Bulander künftig ohne Terminkalender leben will, hat er einen festen Plan: Er will fließend Französisch lernen. Sein Ziel: Bis zu 11. Dezember 2023 – dann wird er 65 – will er das Level C1 erreichen, die Voraussetzung etwa für ein Studium. Die Wette mit seinen zwei Töchtern läuft. Sollte es nicht klappen, spendiert er ihnen einen Reise nach New York. Schafft er es aber, bekochen seine Töchter ihn mit einem siebengängigen Menü – stilecht in seinem Haus in Frankreich.