Bootsy Collins. Foto: Promo

Er spielte mit James Brown, er spielte mit George Clinton. Er ist der Inbegriff des Funk, er ist nun 62 Jahre alt, und er kann es immer noch: Bootsy Collins, Botschafter aus einer Zukunft, die tanzen kann, gab im LKA ein exklusives Clubkonzert, das einzige in Deutschland.

Er spielte mit James Brown, er spielte mit George Clinton. Er ist der Inbegriff des Funk, er ist nun 62 Jahre alt, und er kann es immer noch: Bootsy Collins, Botschafter aus einer Zukunft, die tanzen kann, gab im LKA ein exklusives Clubkonzert, das einzige in Deutschland.

Stuttgart - „Funk is . . . making something out of nothing!“ – Bootsy Collins singt es, rappt es, raunt es, beweist es: Aus nichts als Funk bastelt er sich und seinem Publikum eine Party, zweieinhalb Stunden lang, keine Sekunde davon langweilig, eine ewige Wiederkunft des Gleichen und doch unendlich unterhaltsam. Das LKA ist am Montag mit mehr als 700 Gästen nur zur Hälfte gefüllt, aber das ist gut so – denn bei Bootsy Collins und seiner Funk Unity Band braucht das Publikum vor allem eines: Bewegungsfreiheit.

Auf den langen Abend wird es eingestimmt ohne den Meister der wuchtig angeschlagenen elektrischen Bassgitarre. Die Funk Unity Band besteht aus mindestens 13 Musikern. Ihr Mutterschiff, seit den 1970er Jahren Symbol für die Befreiung der Erde von unmusikalischer Tyrannei, ist gelandet, die Besatzung stakst in blauen Overalls auf die Bühne und schraubt sich Raumhelme ab, bevor sie zu ihren Waffen greift, den Instrumenten. Ein Zeremonienmeister bewegt sich lässig über die Bühne, es gibt Keyboards, Drums, zwei Bläser, einen Bassisten, Gitarre und viele Sänger, Sängerinnen. Collins lässt sich feiern und bejubeln, wie es sich für einen Helden der Black Music gehört. Dann endlich erscheint er: goldener Anzug, riesenhafter goldener Zylinder, psychedelische Brille auf der Nase, das coolste Grinsen des Universums gleich darunter. Die Gitarre von Bootsy Collins ist geformt wie ein Stern.

Später wird er erzählen, wie er wurde, was er ist: Mit seinem großen Bruder wollte er Musik spielen, von der Mutter bekam er eine billige Gitarre. Auf die spannte er vier Basssaiten – und die Legende des Funk war geboren. Berühmt wurde Bootsy Collins, als er 1970 mit seiner Band James Brown begleitete, berühmt blieb er, als Bassist von George Clinton bei Funkadelic und Parliament. Er spielte für Bill Laswell und für Snoop Dogg, war überall, wo der verzerrte, synkopierte Rhythmus seiner Bassgitarre gebraucht wurde, nahm einen Song auf mit Jerry Harrison von den Talking Heads und einen mit der New Yorker Club-Band Dee-Lite – „Groove Is In the Heart“ hieß das Stück, Bootsy und Band feiern es lange im LKA.

Uferlos ist jedes Stück, das ganze Konzert ein rhythmischer Fluss mit Variationen, der das Publikum packt und so lange schüttelt, bis es locker wird, ganz locker. Die Darbietung ist gespickt mit Zitaten, Verbeugungen in alle Richtungen: „Sex Machine“ zieht als Andeutung vorbei, die funkigen Rolling Stones von „Miss you“ schleichen sich für einige Takte ein. Clinton, Brown und Jimi Hendrix werden bedient, Sam Cooke darf nicht fehlen, dem Drummer Buddy Miles gehört ein ganzer Song: „Them Changes“.

Bootsy grinst noch immer, raunt noch immer. Manchmal verschwindet er unauffällig, überlässt die Bühne seiner groovenden Crew, um sehr auffällig zurückzukehren: in neuem Kostüm, mit neuem Hut aus dem Wunderland, mit riesiger roter Perücke oder einem T-Shirt, das keinen Zweifel lässt, dass er weiß: Er ist in Stuttgart. Zwei Sängerinnen lassen ihre Stimmen und Reize spielen, eine von ihnen heißt Galaxy. Saxofon und Trompete werfen rechts hinter Bootsy Collins ihre scharfen Sätze in die Hexensuppe, es gibt Soli hier und da. Und, sehr spät am Abend, als ein Teil des Publikums schon auf der Bühne steht und mit den Musikern tanzt, auch eine Zugabe, die nicht zu enden scheint: „One Nation Under a Groove“.