Der Bonus-Markt ist aktuell das einzige Lebensmittelgeschäft auf der Rohrer Höhe. Ab 2014 wird es keines mehr geben. Foto: Rebecca Stahlberg

Der Bonus-Markt auf der Rohrer Höhe schließt nun doch erst zum Jahresende. Es folgt allerdings kein Ladengeschäft nach. Für viele ältere Einwohner stellt dies ein großes Problem dar, denn der nächste Lebensmittelladen ist zu Fuß nicht zu erreichen.

Rohr - Für viele Einwohner auf der Rohrer Höhe war es eine Hiobsbotschaft: Kürzlich ist bekannt geworden, dass der Bonus-Markt Ende November schließen soll. Nun gibt es für den Standort jedoch Neues zu vermelden: Man werde doch erst zum Jahreswechsel schließen, kündigt Manfred Kaul an. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest, und über einen Nachmieter könne er nichts sagen.

Kaul ist der Geschäftsführer der Stuttgarter gemeinnützigen Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration mbH (SBR), welche Träger der Bonus-Märkte ist. In diesen werden Langzeitarbeitslose beschäftigt. Das Unternehmen ist durch eine Gesetzesänderung in die Bredouille geraten. Das Bundesministerium für Arbeit, das Betriebe fördert, in denen Langzeitarbeitslose beschäftigt werden, hat die Förderregeln geändert. Es ist nun beispielsweise nicht mehr gestattet, weniger gut laufende Bonus-Märkte durch hochfrequentierte Märkte querzufinanzieren.

Fünf Bonus-Märkte sollen geschlossen werden

Da er dadurch finanzielle Schwierigkeiten erwartet, hat Kaul die Schließung einiger Filialen angekündigt; darunter ist der Markt auf der Rohrer Höhe sowie die Märkte in Birkach, Bad Cannstatt, Sonnenberg und Steinhaldenfeld (wir berichteten). „Wir bedauern die Situation natürlich sehr, sehen uns aber nicht mehr in der Lage, die Bonus-Märkte an den genannten Standorten fortzuführen“, sagt er. Es stecke viel Entwicklungsarbeit und Herzblut in jedem einzelnen Markt, betont er. „Wir können es aber nun nicht mehr schultern.“

Da der Markt das einzige Lebensmittelgeschäft vor Ort ist, stellt es vor allem ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Bewohner vor Probleme. Fußläufig ist das nächste Geschäft in Rohr nur schwer zu erreichen; es bleibt nur der Bus. Dass dort wieder ein Lebensmittelgeschäft einzieht, ist unwahrscheinlich.

Eigentümer verhandelt mit zwei Firmen

Eigentümer des Gebäudes ist die Familie Elsässer. Auf Nachfrage informiert Gerhard Elsässer über den aktuellen Stand: „Wir sind mit zwei verschiedenen Firmen im Gespräch. Eine davon wird der Nachmieter werden“, sagt er. „Es handelt sich dabei allerdings nicht um Lebensmittelhändler.“ Der Tochter Ingrid Elsässer, die sich gemeinsam mit ihrem Vater um die Vermietung des Gebäudes kümmert, ist es wichtig zu betonen, dass die Kündigung nicht von ihrer Seite gekommen sei: „Der Bonus-Markt hat die Kündigung ausgesprochen.“

„Wir verstehen die nun entstehenden Nöte der Einwohner. Leider haben wir es nicht geschafft, einen Lebensmittelhändler als Nachmieter zu gewinnen.“ Man habe diverse Anbieter kontaktiert, außerdem Bio- und sogar Drogerie-Märkte. Keiner habe jedoch gewollt, sagt Ingrid Elsässer. Über den Nachmieter könne sie noch nichts Konkretes sagen. Nur so viel: „Es ist kein Verkaufsgewerbe.“

Hätte die Schließung abgewendet werden können?

Wichtig sei ihr außerdem, dass das Problem wohl auch ein hausgemachtes sei. „Die jetzt am lautesten jammern, haben ihre Großeinkäufe dann doch immer woanders getätigt“, kritisiert Elsässer. Nur von der vergessenen Butter oder der Milch könne ein Händler nicht leben. Die Älteren sowie Menschen ohne Auto seien nun die Leidtragenden. „Wenn die Leute schon in den Lebensmittelgeschäften, die es vor dem Bonus-Markt gegeben hat, regelmäßig und verstärkt eingekauft hätten, dann wäre es sicher nicht so weit gekommen.“