Demonstration für die Befreiung der entführten Schülerinnen aus dem Ort Chibok. (Archivfoto) Foto: EPA

In Nigeria sind 200 Mädchen und 93 Frauen aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Boko Haram befreit worden. Ob es sich bei den Befreiten um Schülerinnen aus dem Ort Chibok handelt, die vor rund einem Jahr entführt worden sind, ist unklar.

Abuja - Die nigerianische Armee hat nach eigenen Angaben 200 Mädchen und 93 Frauen aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Boko Haram befreit. Die Geiseln wurden demnach in Lagern der sunnitischen Extremisten im dichten Sambisa-Wald im Nordosten des Landes entdeckt. 

Die entführten Schülerinnen aus dem Ort Chibok scheinen jedoch nach Angaben eines Militärsprechers nicht darunter zu sein. 

Die Entführung der überwiegend christlichen Mädchen aus Chibok im April vergangenen Jahres hatte für weltweites Entsetzen gesorgt. Amnesty International zufolge hat Boko Haram allein seit dem vergangenen Jahr rund 2000 Mädchen und Frauen entführt. Die Geiseln werden in der Regel zum Übertritt zum Islam gezwungen, zwangsweise verheiratet oder als Sklavinnen gehhalten. Männer werden Amnesty zufolge zum Kämpf für die Gruppe gezwungen oder getötet.  

Militärsprecher Chris Olukolade erklärte am Dienstagabend über den Kurzmitteilungsdienst Twitter, die Streitkräfte hätten drei Lager der Islamisten zerstört. "Wir müssen erst noch genau feststellen, woher die befreiten Personen stammen", so Olukolade. Die Mädchen und Frauen würden nun befragt, um ihre Identität festzustellen.

Armeesprecher Oberst Sani Usman erklärte später, es handele sich bei den Befreiten nicht um die Schülerinnen aus Chibok im Nordosten des Landes. Die Zeitung "This Day" zitierte in ihrer Online-Ausgabe eine Quelle mit der Aussage, die Mädchen seien bei ihrer Befreiung sehr schwach gewesen. Es könne einige Tage dauern, bis ihre Identität feststehe.

Seit 2009 14.000 Tote durch Boko Haram

Für die Freilassung der Schülerinnen aus Chibok gab es weltweit Aktionen über soziale Netzwerke. Auch viele Prominente, darunter US-First-Lady Michelle Obama, beteiligten sich an der Kampagne "Bring Back Our Girls" (Bringt unsere Mädchen zurück). Die Bevölkerung wirft der Regierung des westafrikanischen Staates schon lange vor, im Kampf gegen die Dschihadisten hilflos zu wirken. Die Gruppe will im Nordosten des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas einen sogenannten Gottesstaat aufbauen.

Bei Kämpfen um die Insel Karamga im Tschadsee mit den Streitkräften des Nigers wurden am Wochenende 156 Boko-Haram-Kämpfer getötet. Auch 46 Soldaten starben, 32 weitere gelten noch als vermisst, wie die Streitkräfte des Nigers mitteilten. Im unlängst aus der Gewalt Boko Harams zurückeroberten grenznahen nigerianischen Ort Damasak wurden Hunderte verwesende Leichen entdeckt. Die Opfer wurden offenbar von Boko Haram exekutiert, wie Babagana Mustapha, ein Sprecher des örtlichen Bezirks Mobbar, sagte.

Seit 2009 sind bei Anschlägen und Angriffen der Gruppe Schätzungen zufolge mindestens 14 000 Menschen umgekommen, rund 1,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Seit Monaten unterstützen auch Truppen aus den Nachbarländern wie Niger, Tschad und Kamerun die Streitkräfte Nigerias bei ihrem Kampf gegen die Fundamentalisten.