Blick in die Börse Stuttgart. Foto: dpa

Börsianer und Vertreter der Schulverwaltung erstellen Hilfen für das Schulfach Wirtschaft.

Stuttgart - Ihre erste Firmengründung ging schief: 900 Euro Startkapital hatten Oberstufenschüler der Geschwister-Scholl-Schule in Konstanz für ihre Geschäftsidee eingeworben. Doch die T-Shirts mit alemannischen Sprüchen ließen sich schlecht verkaufen – sie waren einfach zu teuer, berichtete Kira Koch, eine der Schülerinnen, die an dem Projekt beteiligt war. Am Schluss hatten sie gerade einmal 600 Euro in der Kasse. Dennoch endete die Geschichte glimpflich: Einige prominente Investoren verzichteten auf ihre Anteile. Und die Schüler machten eine wichtige Erfahrung: dass es auf sorgfältige Planung ankommt. Es habe zu lange gedauert, bis sie sich überhaupt auf eine Geschäftsidee einigen konnten, sagte die 17-Jährige, die im Sommer Abitur macht. Zudem hätten sie mehr Unterstützung gebraucht – etwa beim Marketing.

Die Schülerfirma war ein Bestandteil des Wirtschaftsunterrichts an dem Konstanzer Gymnasium. Zudem erprobten die Schüler die neuen Unterrichtsmaterialien zum Thema Finanzwissen, die Experten der Stuttgarter Börse zusammen mit Mitarbeitern des Kultusministeriums, Seminarleitern und Lehrern für Realschüler und Gymnasiasten zusammengestellt haben.

Wirtschaft auch Abiturfach

Seit 2004 wird Wirtschaft auch an den allgemeinbildenden Gymnasien im Südwesten als eigenständiges Fach unterrichtet, seit 2007 können Schüler einen vierstündigen Kurs wählen und sich im Abitur prüfen lassen. Rund zwei Drittel der 380 Gymnasien machen inzwischen dieses Angebot. Die ökonomische Bildung und das Allgemeinwissen sollten weiter gestärkt werden, kündigte Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer am Montag bei der Vorstellung der neuen Materialien an. „Es ist wichtig, Schülern das Rüstzeug für einen mündigen Wirtschaftsbürger an die Hand zu geben“, so die SPD-Politikerin. Anhand von Fallstudien können Schüler beispielsweise überlegen, wie sie Geld anlegen würden – was für ein Sparbuch spricht, was für Tagesgeld oder Aktien. Mit einem Lernspiel sollen ökonomische Grundbegriffe vertieft werden. „Wir als öffentlich-rechtlicher Börsenplatz sehen es als gesellschaftspolitische Aufgabe an, Schülern den Zugang zu diesem Themenkomplex zu ermöglichen“, sagte Christoph Boschan, Geschäftsführer der Baden-Württembergischen Wertpapierbörse.

Mit Bildungsangeboten zum Thema Finanzen könne man gar nicht früh genug beginnen, ist auch Christoph Lammersdorf, Chef der Stuttgarter Börse, überzeugt. Umfragen zufolge halte die Mehrheit der Bevölkerung Wissen über Geldanlagen für wichtig, viele fühlten sich auf diesem Gebiet jedoch verunsichert. „Deshalb muss die Vermittlung von Finanzwissen an allen weiterführenden Schulen verankert werden – auch in anderen Bundesländern.“

Dafür braucht es mehr Lehrer. Matthias Scholliers hat Geografie, Biologie und Ethik studiert und sich ein Jahr lang berufsbegleitend auf das Fach Wirtschaft vorbereitet. Kürzer dauert die Ausbildung zum Börsenhändler. Wer den einwöchigen Händlerlehrgang erfolgreich absolviert, darf mit Aktien , Anleihen und Derivaten handeln.