Regula Ringe an ihrer derzeitigen Trainingsstrecke vor dem Funsportzentrum Foto: z

Die Corona-Pandemie betrifft auch Topfahrerin Regula Runge – unter anderem in Sachen Olympia.

Kornwestheim - Vor dem Funsportzentrum des SV Kornwestheim ist derzeit wenig los. Wie alle anderen Fitnesszentren auch ist die Einrichtung an der Bogenstraße aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Also bietet sich für Regula Runge dort eine gute Gelegenheit: Die mehrfache Deutsche BMX-Meisterin und Elitefahrerin kann dort Sprints und Starts üben. Bis sie dies wieder auf einer richtigen Strecke mit Starthügel und -rampe tun kann, wird es aller Voraussicht nach noch dauern.

„Unter den momentanen Umständen läuft es ganz gut mit dem Training“, sagt die Kornwestheimerin dennoch, „mein Trainerteam und ich mussten aber natürlich viel umstellen.“ Am Wochenende des 28. und 29. März hätte Runge in dieser Saison eigentlich ihr erstes Rennen absolviert, beim ersten Lauf des Europacups im italienischen Verona. Natürlich fiel auch dieser Wettkampf der Corona-Pandemie zum Opfer.

Neben den behelfsmäßigen Fahrten vor dem FSZ beschränkt sich bei Regula Runge also derzeit vieles auf Athletik-, Kraft- oder Koordinationstraining. Dabei kann es dann tatsächlich auch mal etwas lauter werden. „Ich habe aber zum Glück sehr tolerante Nachbarn, wofür ich sehr dankbar bin“, sagt die Fahrerin des SVK. Sorgen bereite ihr allerdings momentan der sogenannte „Open Window Effekt“, der besagt, dass das Immunsystem nach intensivem Training mehrere Stunden anfälliger ist als im Normalzustand. „Der betrifft mich natürlich immer.“ Und auch eine Studie aus Eindhoven, laut der beim Sport eigentlich ein viel größerer Mindestabstand als 1,50 Meter gelten müsste, findet die Topfahrerin beunruhigend. Apropos Abstand: Regula Runge hat da im trainingslosen Alltag ihre ganz eigene Maßeinheit: „2,13 Meter sollten es schon sein“, sagt sie, „wenn also Dirk Nowitzki liegend zwischen mich und mein Gegenüber passen würde, ist es in Ordnung.“

Nun ist Runge gespannt, was die Zukunft bringt. Vor allem den 15. Mai hat sie im Blick: Dann veröffentlicht der internationale Radsportverband UCI (Union Cycliste Internationale) den neuen Rennplan. „Dann können wir das Training noch gezielter planen, um bereit zu sein, sobald wir fahren dürfen“, sagt sie. Derzeit sei es jedoch schwierig, eine fundierte Aussage zu treffen. „Bei Weltranglistenrennen der Elite müssen alle Nationen weltweit theoretisch die Chance haben, teilzunehmen.“ Das sei nicht so bald absehbar. Auch in Sachen Olympia gebe es noch keine greifbaren neuen Statements bezüglich notwendiger Weltranglistenpunkte und der Qualifikation. „Eventuell ist eine Trennung von uns Elitefahrern zu den Hobby- und Nachwuchsklassen notwendig, da bei einem Europacup 2000 Fahrer teilnehmen“, sagt Runge.

Allerdings weiß die Kornwestheimerin sehr wohl, die Problematik einzuordnen. „Natürlich sind das Einschränkungen und ich kann mich beim besten Willen an keinen April erinnern, in dem ich kein Rennen gefahren bin“, sagt sie. Auch die Fahrer, die sie selbst trainiere, vermisse sie sehr. Das sei aber alles nicht wichtig. „Es geht um die Gesundheit aller und viele Existenzen stehen auf der Kippe. Wenn man eine gesunde Familie und keine bedrohlichen existenziellen Einschränkungen hat, sollte man leise jammern.“ Werte aus dem Sport wie Disziplin und respektvolles Miteinander seien aktuell umso wichtiger.

Und wenn es drauf ankomme, sei eben Kreativität gefragt. So feierte jüngst die Kornwestheimer BMX-Legende Hans Schmid seinen 83. Geburtstag – und bekam ein Ständchen. Der Jubilar bezog Platz auf seinem Balkon, die Sänger postierten sich darunter. Und zwischen allen lag ein imaginärer Dirk Nowitzki.