Blitz-Bilanz: Im Land waren drei von hundert Autofahrern zu schnell Foto: Leif Piechowski

Wer nicht hören will, muss zahlen: Beim bundesweiten 24-Stunden-Blitzmarathon sind in Stuttgart 142 Temposünder erwischt worden. Das sind gut doppelt so viele wie bei der Erstauflage im Oktober 2013.

Stuttgart - Stuttgarts schnellste Rennstrecke beim Blitzmarathon ist die B 27 auf Höhe Möhringen und Fasanenhof. Trauriger Spitzenwert: 159 km/h. „Der Fahrer war am Freitag frühmorgens stadteinwärts unterwegs“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer. Stadtauswärts Richtung Autobahn hatte der Schnellste 146 km/h auf dem Tacho.

Das nächtliche Tempolimit von 80 Kilometer pro Stunde, das als Lärmschutz für die Anwohner auf dem Abschnitt zwischen SI-Centrum und Echterdinger Ei gedacht ist, wird von Autofahrern offenbar als Gängelung empfunden. Vielleicht auch, weil auf der flexiblen Tempolimitanzeige der Zusatz „Lärmschutz“ zum besseren Verständnis fehlt. So aber gab es allein dort sechs Fahrverbote – von insgesamt elf in Stuttgart.

Wer nicht hören will, muss zahlen: Beim bundesweiten 24-Stunden-Blitzmarathon sind in Stuttgart 142 Temposünder erwischt worden. Das sind gut doppelt so viele wie bei der Erstauflage am 10. Oktober 2013, als lediglich 69 Schnellfahrer geblitzt wurden. So weit die schlechte Nachricht. Die gute: Mit einer Sünderquote von 1,5 Prozent liegt Stuttgart deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Nach Angaben des Innenministeriums sind bei der Schwerpunktaktion gegen Raser im Land insgesamt 15 883 Sünder erwischt worden. Bei etwas über 500 000 ins Visier genommenen Fahrzeugen entspricht dies einem Anteil von 3,2 Prozent.

Das ist einerseits wenig – sonst liegt der Anteil bei unangekündigten Kontrollen zwischen fünf und zehn Prozent. Andererseits sind drei Prozent viel – zumal die Aktion tagelang offensiv in den Medien angekündigt wurde und die Polizei sogar die überwachten Strecken bekannt gab.

Kreis Esslingen: Die Sünderquote ist im Landkreis genau wie im Land: 3,2 Prozent. Die Polizei hatte 10 231 Autofahrer ins Visier genommen und 331 erwischt, die zu schnell unterwegs waren. Trauriger Spitzenreiter war hier ein Autofahrer, der am Abend auf der B 313 bei Köngen zu stark aufs Gaspedal trat. 144 statt 100 km/h – das sind 160 Euro Bußgeld, zwei Punkte – und ein Monat Zwangspause.

Kreis Ludwigsburg: 263 Temposünder unter 10 503 Autofahrern – mit der Quote von 2,5 Prozent waren die Ludwigsburger offenbar vernünftiger als der Landesdurchschnitt. Ausreißer: Ein Raser in Ditzingen, der statt 50 stolze 118 km/h auf dem Tacho hatte.

Kreis Böblingen: Nur 2,2 Prozent Autofahrer hatten sich den Blitzmarathon keine Warnung sein lassen. 277 Fahrzeuglenker müssen nun mit Bußgeldern rechnen, einer eine Zwangspause einlegen.

Rems-Murr-Kreis: Wenn es die Absicht des Innenministeriums war, die Autofahrer mit dem Marathon „wachzurütteln“ – dann hat man rund um Waiblingen offenbar am Steuer geschlafen. „Dafür habe ich auch keine Erklärung“, sagt Polizeisprecher Klaus Hinderer zu den überdurchschnittlich hohen Quoten. Im Raum Waiblingen und Backnang waren 3,9 Prozent der Autofahrer zu schnell. Am häufigsten ließen sich die Verkehrsteilnehmer in Fellbach erwischen: Sechs von hundert gingen dort ins Netz. Weniger Tempo – weniger Unfälle? Dass in Stuttgart Geschwindigkeit als Ursache statistisch nur eine Nebenrolle spielt, zeigte auch die zweite Auflage des Blitzmarathons. Obwohl die Autofahrer offenbar zurückhaltender als sonst unterwegs waren, ereigneten sich am Donnerstag 82 Unfälle – der statistische Durchschnitt an einem Donnerstag liegt bei etwa 79 Unfällen. Beim ersten Marathon im Oktober krachte es sogar 89-mal – da hatte es allerdings ausgiebig geregnet.