Das Jahr 2021 war insbesondere für Schüler kein einfaches. Foto: dpa/Ulrich Perrey

Ein Jahr voller Tücken endet. Der Abschiedsschmerz hält sich in Grenzen.

Marbach/Bottwartal - Ein Graus während der Schulzeit waren für mich die Textaufgaben im Mathe-Unterricht. Die klangen für mich ungefähr so: Person A lädt Person B zum Essen ein. Sie verzehren zwei Hauptgerichte, gönnen sich jeweils einen Nachtisch und trinken vier Getränke. Person A möchte dem Kellner fünf Prozent Trinkgeld geben. Aufgabe: Errechne die Schuhgröße von Person B.

Das Ding: Irgendwie gab es offenbar doch immer eine Lösung, so alltagsfern die Aufgabe auch klang. Insofern habe ich bereits heute Mitleid mit den Schülern, die in 20, 30 Jahren die Corona-Zeit und insbesondere das Jahr 2021 behandeln werden. In Mathe könnten Rechnungen mit Hospitalisierungsinzidenzen in Abhängigkeit von Impfquoten blühen. Ich denke aber vor allem ans Fach Geschichte, in dem die Teenager den Kopf schütteln dürften.

Ein Jahr mit mancher Tücke

Denn eine Frage in der Klausur könnte wahrheitsgemäß lauten: Mitte 2021 durften in Baden-Württemberg ein paar Wochen lang bei einer Bestattung mit evangelischem Pfarrer 100  Trauergäste anwesend sein. Bei allen weiteren Bestattungen, auch mit katholischem Pfarrer, nur 30. Erläutere den Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und die Gesetzgebung, auf dessen Grundlage es zu dieser Unterscheidung kam. Zeige auf, was es für Trauergemeinden bedeutete, wenn eine evangelische Person von einem freien Redner beerdigt werden wollte.

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Ja, es war kein einfaches Jahr. Eines mit Tücken. Impfzentren hatten wochenlang geöffnet, ohne dass Impfstoff verfügbar war. Gaststätten waren monatelang dicht. Schüler und ihre Familien hatten in Sachen Präsenzunterricht eine Planbarkeit wie vor einer Lottoziehung. Kollegen sah man nicht mehr im Büro, dafür die Einrichtung ihres Wohnzimmers in der Videoschalte. Im Sommerurlaub musste darauf geachtet werden, dass man keinen Sonnenbrand um die Maske davontrug. Und, überspitzt gesagt, fragte man sich zwischen einem Besuch im Fast-Food-Restaurant und einer Zigarette, ob und welcher Impfstoff gesund für einen ist. Immerhin lernten wir mit den Virusvarianten das griechische Alphabet besser kennen.

Kein großer Abschiedsschmerz

Nun endet 2021. Und um das Jahr passend zu verabschieden, kommen mir die prägnanten und ohne großen Abschiedsschmerz gesprochenen Worte in den Sinn, die ein früherer Marbacher Gastronom zu uns Schülern immer sagte, nachdem wir bei ihm den Mittagsimbiss bezahlt hatten: „Tschüss, danke, Nächster bitte.“ Auf dass 2022 einen Ausweg aus der Pandemie beinhaltet und die Tücken weniger werden. In diesem Sinn: Gesegnete Weihnachten und einen guten Rutsch!