Das Bäckerhandwerk steckt in einer Krise. Foto: dpa

Das Aus der Bäckerei Weigle macht deutlich, welche Verantwortung wir als Verbraucher haben.

Großbottwar - Die Nachricht sorgt für Betroffenheit. Vor allem in Großbottwar, aber auch in den Gemeinden um die Storchenstadt: Ursula und Kurt Weigle haben keine Nachfolger gefunden und schließen ihren Bäckereibetrieb in Großbottwar und die Filiale in Mundelsheim. Nach dem 31. März ist Schluss. Damit stirbt ein weiteres Traditionsunternehmen im Bottwartal. Leider. Die Bestürzung auf unserer Facebook-Seite ist groß. Viele haben unseren Artikel über das Aus des Unternehmens kommentiert. „Die besten Brezeln ever! Die Rezeptur, das Aroma, das krosse rein beißen“, ist dort zu lesen. Oder auch „Bestes Dinkel Brot!“.

Das Bäckerhandwerk steckt in einer Krise – und das nicht erst seit gestern. Azubis sind genauso schwer zu finden wie Nachfolger. Im Ländle sank die Zahl der Bäckereien von 2318 im Jahr 2008 auf 1726 Ende 2017. Vor allem die kleineren Betriebe bleiben auf der Strecke. Siehe Weigle. Dafür wird die Fläche von den Filialen mit immer mehr Großbäckereien abgedeckt. Plus den in den Discountern angebotenen Backwaren. Sprich: Große Ketten sind weiter auf Expansionskurs, Supermärkte und Discounter drücken die Preise nach unten.

Das Handwerk stirbt, weil alle zum Discounter rennen und fünf Brötchen kaufen, die weniger kosten als eine Dose Hundefutter, schreibt eine Marbacherin auf unserer Facebook-Seite und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Ein Brot für einen schlappen Euro, das Weizenbrötchen für etwas über zehn Cent. In Plastik abgepackte Aufbackware. Warum sind wir uns eigentlich so wenig wert? Warum ist uns unser Körper, unsere Gesundheit eigentlich so wenig wert? Und letztlich auch die Handwerksbetriebe, die Qualität und keinen Ramsch in die Regale bringen. Deren Mitarbeiter mitten in der Nacht an der Teigmaschine und am Ofen stehen, damit wir frühmorgens die frische Brezel genießen können.

Ja, ich kenne die Argumentation des schmalen Geldbeutels. Aber ganz ehrlich? Ich bin es leid zu hören, dass es viele Menschen in unserer Gesellschaft gibt, die sich nur die Billig-Backwaren leisten können. Traditionelle Bäcker verwenden in der Regel nur eine Handvoll Zutaten, die Großanbieter hingegen oft mehr als zehn. Vor allem Enzyme kommen zum Einsatz. Jene Substanzen, durch die Backwaren sozusagen aufgebläht werden, sodass sie länger frisch und voluminös aussehen. Und der Verbraucher? Dem ist es wurscht oder er fällt auf die durch Chemie aufgepimpten Brötchen rein und ist happy, dass er so günstig eingekauft hat. Da reicht es doch gleich noch ne Packung Zigaretten mehr. Oder ein Hundefutter. Je nachdem.