Die vergangene Sportwoche hat viele besondere Momente bereitgehalten. Foto: avanti

Aus den emotionalen Sportmomenten dieser Woche lässt sich vieles auf den Alltag übertragen.

Marbach - Dass der vergangene Samstagabend Gänsehautmomente hervorrufen würde, das war von vorneherein klar. Aus welchem Grund sich mir dann aber die Haare aufstellten, das hätte ich nie gedacht. Rückblick: In der aus allen Nähten platzenden Langhanshalle in Beilstein spielen die Handballerinnen der SG Schozach-Bottwartal und des TuS Steißlingen ein waschechtes Finale. Der Sieger steigt in die Dritte Liga auf, der Verlierer schaut in die Röhre. Und hätte man den Verlauf dieses Spiels vorab in einem Drehbuch notiert – es wäre prompt für unglaubwürdig erklärt und in die Welt der Fabeln verbannt worden. Gezittert werden musste in dem Duell schließlich nicht nur ein paar Sekunden über die eigentliche Schlusssirene hinaus, bis der letzte Wurf wirklich vollzogen war. Nein, es endete auch noch unentschieden, was den Bottwartälerinnen zum Aufstieg reichte. Hauchdünn. Um Haaresbreite. Ein echter Krimi eben.

Doch woher die unerwartete Gänsehaut? Die brachte weniger der Jubel der Aufstiegsmannschaft hervor. Diese wunderbaren, emotionalen Szenen mit überschäumender Freude und spritzenden Sektflaschen sieht man schließlich immer wieder. Nein, es waren die Unterlegenen, die mich in diesem Moment besonders beeindruckten. Ein einziges Tor hatte ihnen zum Aufstieg gefehlt. Doch Spielerinnen wie Fans feierten direkt nach dem Abpfiff ihre dennoch erfolgreiche Saison. Teils tanzend. Lautstark untermalt mit Trommelschlägen und rhythmischem Klatschen. Minutenlang. Mit Tränen in den Augen, aber einem Lächeln auf den Lippen. Welch ein Anblick!

Dass dies der Auftakt einer ganz besonderen Sportwoche sein würde, die in aller Munde ist, war zu dem Zeitpunkt freilich noch nicht zu erahnen. Doch die Abende in der Fußball-Champions- und Europa-League mit den nicht mehr für möglich gehaltenen Aufholjagden von Liverpool und Tottenham sowie dem Elfmeterkrimi von Frankfurt standen den Emotionen von Beilstein in nichts nach. So entwickelte sich eine Woche, die nicht nur zeigt, welche Emotionen der Sport in Extremsituationen hervorrufen kann. Nein, für mich zeigt sie auch, dass aus dem Sport viel aufs normale Leben übertragen werden kann.

Der Abend in Beilstein etwa offenbarte eindrucksvoll, dass es möglich ist, nach Rückschlägen wieder aufzustehen. Dass man nicht immer auf der Gewinnerseite stehen muss und trotzdem zufrieden sein kann. Die beiden Aufholjagden in der Champions League, auf die niemand auch nur einen Penny gesetzt hat, zeigten, dass Unmögliches möglich ist. Und zwar, wenn man mit- statt gegeneinander arbeitet und bis zur allerletzten Sekunde den Glauben an ein Ziel nicht verliert. Und so kann der Sport als schönste Nebensache der Welt Vorbild sein für das wirklich Wichtige im Leben – wenn dort vielleicht auch mit etwas weniger Gänsehaut.