Die patente ausziehbare Tischplatte von zwei jungen Schreinern ist eine der Blickfang-Erfolgsgeschichten. Foto: Blickfang/Laik

Die Blickfang-Design-Messe wird 30 Jahre alt und seit ihren Anfängen bietet sie jungen Designern und Designerinnen eine Plattform. So auch jetzt wieder vom 10. bis 12. März in der Liederhalle.

Die gute Idee ist nicht alles. Wenn innovative Design-Stücke aus der kleinen Werkstatt den Weg auf den Markt antreten sollen, braucht es das richtige Marketing: Kontakte zu Produktionsfirmen, Netzwerke für den Vertrieb und ein kritisches Publikum mit Freude an schönen, hochwertigen Dingen. Das alles ist notwendig, und das alles finden Nachwuchsdesigner und Designerinnen seit drei Jahrzehnten auf der Design-Messe Blickfang, die vom 10. bis 12. März wieder in der Liederhalle zu Gast ist.

Akademie für unerfahrene Aussteller

Die Nachwuchsförderung war einer der Grundgedanken in den Anfängen, betont der Blickfang-Geschäftsführer Dieter Hofmann. Und diesem Prinzip sind die Messemacher bis heute treu geblieben. Auf der Suche nach erfolgversprechenden Ideen sind die Blickfang-Design-Headhunter an den einschlägigen Hochschulen wie in Schwäbisch Gmünd, Pforzheim, der Stuttgarter Hochschule für Technik und der staatlichen Akademie der Künste unterwegs. Außerdem können sich Studierende beim Wettbewerb mit ihren Ideen um eine Ausstellungsfläche bewerben.

Bei jeder Messe werden zudem Preise ausgeschrieben, und seit zwei Jahren existiert die Blickfang-Akademie. Hier können Jungtalente in Workshops die ganz praktischen Dinge lernen, die es für einen Messeauftritt braucht: „Erst mal ausmessen, was auf meine Ausstellungsfläche passt, den Namen an den Stand schreiben, eine Adressliste für Kunden anlegen, Postkarten mit der Adresse drucken lassen, einen Quittungsblock dabeihaben“, Hofmann hat für die Akademie all die kleinen und großen Fehler und Versäumnisse zusammengetragen, die er bei den neuen Talenten in den ganzen Jahren teils schmunzelnd, teils kopfschüttelnd beobachtet hat.

Härtetest vor dem Publikum

Und der erste Messeauftritt in Stuttgart, Berlin sowie in Hamburg oder in Basel, Zürich oder Wien vor Publikum ist auch der Härtetest: „Wenn an einem Wochenende 15 000 Leute am Produkt vorbeigehen und alle, die es sich anschauen, dieselbe Frage stellen, ist das der ultimative Test für die Frage: Will man dafür Geld ausgeben“, beschreibt Hofmann den manchmal auch bitteren Lerneffekt, den der Design-Nachwuchs bei einer Messe macht. „Auch wenn wir im Team begeistert waren, hat es sich herausgestellt, dass das Produkt im Markttest nicht funktioniert.“

Erfolgsgeschichten aus den Messe-Jahren

Zu den vielen Erfolgsgeschichten gehört die Firma Laik aus Bayern. Die beiden Schreiner Tobias Jung und Denis Dostmann haben für ihren Raumwunder-Tisch das Prinzip des Zollstocks übernommen, und so kann die Tischplatte mit ein paar Handgriffen auf ihre doppelte Länge ausgezogen werden – Teller, Tassen und Schüsseln können dabei sogar stehen bleiben. Mit ihrem Patent sind sie seit Jahren auf der Blickfang vertreten, die für sie das Sprungbrett war.

Auch die minimalistischen Leuchten von Maigrau waren das erste Mal 2008 als Arbeit des damaligen Studenten Nik Back auf der Design-Messe zu sehen. Heute sind sie gefragt, und Maigrau-Lampen erhellen Hotels, Restaurants, Kliniken, Ladengeschäfte und eine Schweizer Reha-Klinik. Aber ist nicht ein Stuhl ein Stuhl – was kann daran noch innovativ sein? „Er muss nicht vier Beine haben“, antwortet Hofmann lapidar. So experimentiert Simon Gehring an der Akademie der bildenden Künste am Ressourcen schonenden Umgang mit Holz mit der Nutzung von Resten in der Holzindustrie. Dabei entstehen Möbelstücke, die an ihren Ursprung erinnern – die Äste eines Baumes.

Selbst am Stuhl wird getüftelt

Groß geschrieben wird bei den innovativen Ansätzen im Möbeldesign und in der Mode aus umweltfreundlichen Materialien die Langlebigkeit der Produkte und die Vermeidung von Abfall bei der Produktion. Aber das schlägt sich letztendlich im Preis nieder. „Manchmal ist ja weniger auch mehr“, bemerkt Dieter Hofmann. „Ab und zu kommt auch jemand und sagt: Ich habe jetzt zwei, drei Jahre gespart, und nun kann ich mir den Wunsch erfüllen.“

Bli ckfang-Messe: Vom 10. bis 12. März in der Liederhalle. Die Öffnungszeiten sind am Freitag von 12 bis 20 Uhr, am Samstag von 11 bis 20 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Das Tagesticket kostet 14 Euro (ermäßigt 12 Euro). Online über https://tickets-eu.blickfang.com