Die neuen Räume für die Weinstädter Stadtbücherei sind noch nicht ganz fertig, trotzdem hat der Umzug in den Neubau auf dem Bleistiftareal schon begonnen. Die neue Ausleihtechnik für die Nutzer bringt zusätzliche Arbeit mit sich.
Sämtliche Regale in den bisherigen Räumen der Stadtbücherei Weinstadt an der Poststraße sind abgebaut, alle Medien sind in mannsgroßen Rollcontainer verstaut und bereit für den Abtransport. Fast 30 000 Bücher und dazu noch gut 8000 CDs, DVDs, Spiele, Zeitschriften und Tonie-Figuren sind es, die in den kommenden Wochen in den nur rund einen halben Kilometer Luftlinie entfernt liegenden Neubau auf dem Bleistiftareal umziehen sollen.
Der Großteil sei auch bereits von der Umzugsfirma abgeholt worden, berichten die Bücherei-Leiterin Christina Kammerer und ihre Stellvertreterin Julia Schiemann. 100 der vollgeladenen Rollcontainer würden dort zwischengelagert, die übrigen 50 direkt in die neuen Räume zum Auspacken gebracht. Dabei gilt es nicht nur alles wieder in Regale einzuräumen. Kammerer, Schiemann und ihre vier Kolleginnen steht noch eine weit größere Aufgabe bevor: die Umstellung auf eine neue Ausleihtechnik.
Die Medien müssen mit zusätzlichen Klebern versorgt werden
Mit der sogenannten RFID-Technik soll die Ausleihe und Rückgabe beschleunigt und vereinfacht werden. „Damit können dann mehrere Medien auf einmal verbucht werden und Nutzer diese an Selbstverbucherterminals auch selbst ausleihen“, erläutert Kammerer. Doch dafür müssen erst einmal Bücher und Co. mit zusätzlichen Klebern ausgestattet werden und diese mit der bestehenden Titelaufnahme im Bibliothekskatalog verknüpft werden. „Dafür müssen wir alle 42 000 Medien in die Hand nehmen.“ Eine Arbeit für Wochen und Monate. „Wir hoffen, dass wir bis zur Eröffnung im März einen Großteil fertig haben.“ Wann genau die Türen zu den neuen Büchereiräumen erstmals für Besucher geöffnet werden können, steht allerdings noch nicht fest.
Zwischen den ersten eingetroffenen Rollcontainern und Regalen müssen Handwerker noch Restarbeiten erledigen. Ein großes Oberlicht sowie der Einwurf und die Sammelkiste für die Außenrückgabe, durch welche Nutzer künftig auch außerhalb der Öffnungszeiten Ausgeliehenes zurückbringen können, müssen noch installiert werden. An einer Deckenverkleidung mangelt es indes nicht. Dass Rohrleitungen offen zu sehen sind, sei beabsichtigt, sagt der Kulturamtsleiter Jochen Beglau: „Das ist ein bisschen Industrial Style.“ Lediglich sogenannte Baffeln sind zur Schallabsorption an der Decke. Die Besonderheit: Die vertikal angebrachten bretterförmigen Kunststoffelemente hat eine Schorndorfer Firma aus PVC-Flaschen gefertigt. Derweil sind die Mitarbeiterbüros bereits fertig eingerichtet. Alle anderen Möbel für die Stadtbücherei und dem neuen angegliederten Veranstaltungssaal fehlen noch: die Stühle und Tische für den Lesehof draußen, das Lesecafé innen, die daneben geplante Infostelle, die Arbeitsplätze im Jugendbereich und die Spielecke für Kinder.
Dort, wo die Ausleihtheke entstehen soll, ist zudem der Bodenbelag noch nicht verlegt. Christina Kammerer sieht die fertig eingerichtete neue Stadtbücherei indes bereits im geistigen Auge vor sich. „Da unter die Lichtkuppel kommt ein runder Tisch mit Sesseln, daneben sind die Krimis und dort drüben die Romane“, sagt sie und deutet mit den Händen im leeren Raum umher. Neben der Ausleihtheke sei ein weiterer Bereich mit Sitzgelegenheiten geplant, in dem neue Bücher präsentiert werden.
Die Stadtbücherei verzeichnet steigende Nutzerzahlen
Dass sich der Aufwand lohnt, neue Räume für die Stadtbücherei einzurichten, daran hegt Beglau keine Zweifel: „Wir verzeichnen seit zehn Jahren steigende Nutzerzahlen.“ Vergangenes Jahr habe man mit fast 220 000 Euro einen Ausleihrekord erreicht. Zum Vergleich: Im Jahr davor lag die Zahl der Ausleihen nur bei knapp 204 000. „Die Bücherei wird zunehmend als Ort zum Treffen, Stadt- und Sozialraum wichtig.“ Dies spiegele sich auch in steigenden Besucherzahlen wider. Voriges Jahr seien rund 36 700 Menschen – Veranstaltungsbesucher nicht eingerechnet – in die Stadtbücherei gekommen, viele davon auch nur, um dort Zeit zu verbringen, zu lesen oder zu lernen. „Der Bedarf nimmt zu und das in allen Generationen“, beobachtet Christina Kammerer.
Dafür, dass Besucher und Mitarbeiter sich in der neuen Stadtbücherei auch wirklich gerne aufhalten, sollen eine Klimaanlage und zu öffnende Fenster sorgen. In den bisherigen Räumen habe es beides nicht gegeben, berichtet Jochen Beglau: „Dementsprechend war es im Sommer oft unerträglich warm und stickig.“ Zu den neuen Errungenschaften zähle auch der Veranstaltungssaal, in dem nun auch während der Öffnungszeiten Vorträge, Lesungen und Bilderbuchkinos für Kinder stattfinden können. „Das ist jetzt eine ganz andere Liga für Veranstaltungen“, sagt Beglau. Er freue sich über das neue Raumangebot mit Parkettboden, einer großzügigen Fensterfront, die bei Bedarf mit Vorhängen verdunkelt werden kann, und einem eigenen, direkten Zugang in den Hof.