Ein außerordentlich gelungenes Konzert haben die Bläser des Kreisjugend-Orchesters geboten. Foto: Roland Greiner

Das Kreisjugend-Orchester hat ein fulminantes Jahreskonzert abgeliefert. Am Ende gab es sogar Standing Ovations.

Bottwartal/Sersheim
Einen klassischen Auftakt nahm das Jahreskonzert des Kreisjugend-Orchesters Ludwigsburg in der Sport- und Kulturhalle in Sersheim. Mit Giuseppe Verdi und Johannes Brahms eröffneten die jungen Bläser aus den Musikvereinen des Blasmusik-Kreisverbands Ludwigsburg ein Konzert, das wiederum allen Ansprüchen gerecht werden konnte.

Der musikalische Leiter dieses Jugendblasorchesters, Stadtmusikdirektor Roland Haug aus Besigheim, hatte auch zum 22. Jahreskonzert mit den Jugendlichen in nur wenigen Probephasen ein Programm der Spitzenklasse zusammengestellt. Mit Verdis Ouvertüre zur Oper „Nabucco“ zeigten sich die jungen Musiker gleich zu Beginn von ihrer besten Seite. Sie nahmen sofort das rasante Tempo dieser Komposition auf und führten die Zuhörer in die italienischen Seelenharmonien ein. Im Anschluss daran kam Brahms’ „Ungarischer Tanz Nr. 4“ zur Aufführung, der den über 90 Jungbläsern einiges an musikalischem Einfühlungsvermögen abverlangte. In allen Registern überzeugten sie durch eine klare Klangfülle. Schnelle, typisch ungarische, Rhythmusabläufe wechselten in retardierende Momente, in denen temporeiche Zwischenspiele zum Ausdruck kamen.

In der Folge des Programmverlaufs spiegelte sich die Absicht von Musikdirektor Haug wider, für jeden Geschmack etwas zu bieten. So stellten sich zwei Register des Jugendblasorchesters solistisch vor. Zunächst waren die Hornspieler und -spielerinnen an der Reihe. Sie bewiesen in ihrem Vortrag von „Air Poétique“ von Ted Huggens, wie nuanciert aufeinander abgestimmt sie ihr Instrument beherrschten und wie sicher sie sich in mehreren Oktaven heimisch fühlten. Als kleiner Kontrastpunkt kam danach das Solo zweier Tubisten zur Aufführung, die von einer Posaune und einem Baritonsaxofon begleitet wurden. Sie wirbelten auf ihren Instrumenten bei Martin Scherbachers „Let the Tubas swing“ gewissermaßen mühelos über den Konzertboden.

Vor der Pause begaben sich die jugendlichen Bläser im Alter zwischen 13 und 21 Jahren noch auf große Reise. „Voyage to the end of the Earth“ hat Benjamin Yeo seine Komposition genannt. Exotisch imitierte Einwürfe aus der Vogelwelt prägten die abwechslungsreiche Reise, die an verschiedenen Stationen musikalisch unterbrochen wurde und einen imaginären Gesamteindruck rund um die Erde vermittelte.

Strahlende Fanfarenklänge vom Trompeten-Register leiteten den zweiten Teil des Konzerts ein. Auch hier zeigten die jungen Bläser ihr überdurchschnittliches Können. So versprühten sie gleich mit der ersten Komposition „The Olympic Spirit“ von John Williams eine gewisse olympische Atmosphäre. Das Werk komponierte Williams zu den olympischen Spielen in Los Angeles 1988. Die Posaunen ergänzten die Erkennungsmelodie dieses Ereignisses, das Holzregister verfeinerte diese und im Orchester-Gesamtklang trat sie, eingebettet in verschiedene Ausführungen, in kurzen Repetitionen immer wieder hervor.

Zur Erinnerung an seine letzte Konzertreise, die das Kreisjugend-Orchester zum wiederholten Male auf die Insel Jeju nach Südkorea führte, erklang als nächstes „Jeju Impressions“, die der Komponist Michael Zeh dem Kreisjugend-Orchester gewidmet hat. Michael Zeh ist wohnhaft in Tamm und in Blasmusikkreisen im Landkreis Ludwigsburg und darüber hinaus bestens bekannt. Neben den asiatisch anmutenden Melodien wurden Bilder dieser Konzertreise gezeigt.

Zum Abschluss seines Melodienreigens begab sich das Jugendblasorchester musikalisch nach Südamerika. Kees Vlak beschrieb mit seinem „Las Playas de Rio“ die bekanntesten Strände Rio de Janeiros. In Samba ähnlichen Weisen ließen die jungen Bläser die Gestaden des brasilianischen Atlantiks vorüberziehen. Die aufgestockte Einheit der Percussionisten vermittelte südamerikanisches Flair und rahmte die im Musikstück enthaltenen Zwiegespräche, wie etwa zwischen Tuba und Flöten, gefühlvoll ein. In serenadenmäßigen Passagen untermalten die Holzbläser und speziell die Saxofonisten die Strandpromenaden von Trocadera und Ipanema. Bei der musikalischen Beschreibung der Copacabana, betonten wild fuchtelnde Einwürfe aus den tiefen Registern die melodiösen Weisen des Orchesters.

Standing ovations belohnten die Leistung des Kreisjugend-Orchesters, das Roland Haug zum 15. Mal leitete, und forderte zwei Zugaben heraus, die das Aushängeschild der Blasmusiker im Kreis Ludwigsburg mit dem „Caribbean Hideaway“ von James Barnes und dem Marsch „Die Sonne geht auf“ von Rudi Fischer gerne erfüllte.