Natalie Portman ist für ihre Rolle in dem Psychothriller "Black Swan" von Darren Aronofsky für den Oscar nominiert. Als Schwanenkönigin inspiriert sie die Mode: Tüllröcke, Federkleider und Satinbänder machen den Laufsteg zur Ballettbühne. Wir zeigen die einprägsamsten Entwürfe. Klicken Sie sich durch ... Foto: 20th Century Fox

Natalie Portman sorgt im Kino mit "Black Swan" für Furore. Das färbt auf die Mode ab.  

Stuttgart - Flache Ballerinas haben an unseren Füßen einen Dauerauftritt. Dass die Schläppchen aus der Tanzwelt stammen, verrät der Name. Doch was machen plötzlich all die Tüllröcke, Federkeider und Duttfrisuren auf den Laufstegen? Sind sie eine Verbeugung vor Natalie Portman in dem Film "Black Swan"?

In New York werden die handgemachten Balletttrikots von Yumiko Takeshima, Solotänzerin an der Dresdner Semperoper und Modedesignerin für Tanzkleidung, sogar auf der Straße getragen - ganz alltäglich zu Jeans. Für Darren Aronofskys aktuellen Psychothriller "Black Swan" hat die Japanerin die Hauptdarsteller für die Dreharbeiten der Proben im Ballettsaal eingekleidet. Das schwarze und weiße Schwanenkostüm, in dem Natalie Portman im Film ihren großen Auftritt hat, stammt dagegen von den US-amerikanischen Modedesignerinnen Kate und Laura Mulleavy des Labels Rodarte. Für die Schwestern war das nicht die einzige Begegnung mit dem Tanz. Für den ebenfalls am Film beteiligten Choreografen Benjamin Millepied, Vater von Natalie Portmans noch ungeborenem Kind, entwarfen sie Kostüme für das Amsterdamer Het National Ballet.

Coco Chanel entwarf Tanzkostüme

Mode und Tanz - diese zwei Welten begegnen sich immer wieder und haben sich schon oft überschnitten. Der aktuelle Kinohit "Black Swan" wirkt jetzt als Verstärker dieser Liaison. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts hatten die ebenso avantgardistischen wie folkloristischen Bühnenbilder und Kostüme von Serge Diaghilews berühmten Ballets Russes einen großen Einfluss auf Mode und Design, wie man kürzlich in einer Ausstellung des Viktoria & Albert Museums in London sehen konnte. Berühmte Maler dieser Zeit wie Henri Matisse, Georges Braque oder Pablo Picasso waren für den Impresario ebenso tätig wie Coco Chanel.

Bis heute profilieren sich Modedesigner über ihre eigene Branche hinaus, indem sie neben ihren letztlich auf den Verkauf zielenden Kollektionen Kostüme für die Bühne entwerfen. Der Reiz, damit den schmalen Grat von der Mode zur Kunst zu überschreiten, ist gerade für etablierte Designer groß. Ob Giorgio Armani oder Jil Sander - beide arbeiteten schon für John Neumeiers Hamburger Ballett. Dries van Noten schlüpfte für die belgische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker in die Rolle des Kostümbildners, und auch Christian Lacroix, Marc Jacobs und Jean-Paul Gaultier haben schon Tänzer eingekleidet.

Miniröcke in Tutu-Form

Umgekehrt treten Ballerinas mitunter als Models auf. Ohnehin rank und schlank, bieten sie Fotografen durch ihre Gelenkigkeit und Körperbeherrschung ganz neue Möglichkeiten der Inszenierung. Der Starfotograf Peter Lindberg hat im vergangenen Jahr für die "Vogue" eine Modestrecke mit Tänzerinnen des Berliner Staatsballetts aufgenommen. Und auch bei den Präsentationen des Stuttgarter Labels Goldknopf, hinter dem der ehemalige Tänzer Thomas Lempertz und der Erste Solist Friedemann Vogel stehen, beweisen die Mitglieder des Stuttgarter Balletts, dass sie den Catwalk auf Stöckelabsätzen genauso gut draufhaben wie einen Pas de deux auf Spitze.

Es ist aber nicht nur die Zusammenarbeit von Designern und Theaterschaffenden, die dazu führt, dass sich Mode und Bühnentanz wechselseitig beeinflussen. Gerade beim Ballett stoßen Modedesigner auf eine Ästhetik, die ihnen entspricht: auf Körper mit langen, grazilen Gliedmaßen, auf das Ideal der perfekten Linie und das Spiel mit der Illusion - schwerelos, entrückt, überirdisch. Während die Designer sich von der bildenden Kunst vor allem in puncto Form und Farbe inspirieren lassen - man denke an Yves Saint Laurents Mondrian-Kleid -, hinterlässt der Tanz durch transparente Gewebe und bewegte Silhouetten Spuren auf den Laufstegen und in unseren Kleiderschränken. Dazu kommen Zitate aus der Welt des Tanzes - in Form von Ballerinaschläppchen, hautfarbener Nude-Töne, flauschiger Wickeljäckchen, trikotähnlicher Bodys, wärmender Beinstulpen oder des mehrlagigen Zwiebelprinzips - abgeschaut der Trainingskleidung im Ballettsaal.

Miniröcke in Tutu-Form

All das bereichert die Mode schon seit einigen Saisons, also lange vor dem Start des Kinofilms "Black Swan". Dennoch macht sich der Hype um den die Ballettwelt eher dämonisierenden als bejubelnden Psychothriller deutlich bemerkbar. Insbesondere auf der jüngsten Fashion Week in Berlin und auf den Pariser Haute-Couture-Schauen für den Sommer 2011 ließen Miniröcke in Tutu-Form, schwanenweiße Tüllkleider und mit schwarzen Federn bestickte Stoffe an das Märchen von der verwunschenen Schwanenkönigin Odette und ihrer finsteren Gegenspielerin Odile denken. Über den Knöcheln kreuzten sich wie bei Spitzenschuhen Satinbänder, zudem zeigte sich der Dutt bereit für ein Comeback.

Beim Publikum ist dieser Trend längst angekommen: So erschien die Schauspielerin Heike Makatsch im weißen Kleid mit Ballerinenfrisur. Dutt trugen auch ihre Kolleginnen Nora von Waldstaetten und Karoline Herfurth, die mit schulterfreier, schwarzer Korsage eher dem dunklen Schwan nacheiferten. Auch wenn das Ballett in "Black Swan" totgesagt wird - die Mode begeistert sich für diese Kunst. Stuttgart sowieso.