Von Walther RosenbergerSTUTTGART/PARIS. Es ist nicht das erste Mal, dass sich

Von Walther Rosenberger

STUTTGART/PARIS. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der neue Chef des EnBW-Großaktionärs Electricité de France (EdF) auf unkonventionelle Weise Gehör verschafft. Seit seinem Amtsantritt an der Spitze des weltgrößten Atomstromkonzerns im vergangenen November keilt Henri Proglio, Nachfolger des langjährigen EdF-Chefs Pierre Gadonneix, mal gegen widerspenstige Politiker, mal gegen die unliebsame Konkurrenz im Energiesektor.

Jetzt hat er sich offenbar in ein Fettnäpfchen gesetzt, das bis jenseits des Rheins schwappt. Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) will der 60-Jährige die Energiekunden der EnBW am Schuldenabbau seines eigenen Unternehmens beteiligen.

Um die Verbindlichkeiten herunterzufahren, müsse man nicht unbedingt Beteiligungen verkaufen, zitiert das Blatt den französischen Topmanager sinngemäß. Ein besseres Ergebnis könne auch über Preiserhöhungen bei der EnBW erreicht werden. Sprich: Strom- und Gaskunden hierzulande müssten demnach tiefer in die Tasche greifen, um mitzuhelfen, den Monopolisten aus Paris zu sanieren.

Kurt Widmaier, Verwaltungsratschef des zweiten EnBW-Großaktionärs, des Zweckverbands Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW), sagte unserer Zeitung: "So einen Vorstoß hätten wir nicht mitgetragen. Unter den Großaktionären sind wir immer noch zu zweit und müssen die Dinge gemeinsam schaukeln." Bei der EdF sei ihm allerdings versichert worden, man wolle nicht in die Preisgestaltung der EnBW eingreifen. Die EdF selbst wiederum war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Und von der EnBW hieß es, man kommentiere keine Aussagen von Gesellschaftern. Die französische EdF und der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke sind die beiden einflussreichsten Anteilseigner des baden-württembergischen Energieriesen. Sowohl die Franzosen als auch die Oberschwaben halten je rund 45 Prozent an der EnBW. Beide haben jeweils fünf Mitglieder im EnBW-Aufsichtsrat.

Mit der Übernahme des Chefpostens bei der EdF, die derzeit unter einer Schuldenlast von rund 42,5 Milliarden Euro ächzt, ist Proglio Frankreichs mächtigster Wirtschaftslenker. Zuletzt kam er in die Schlagzeilen, weil er neben seinem Gehalt bei EdF auch von seinem Ex-Arbeitgeber Veolia weiterbezahlt werden wollte.