Joachim Greiner will sich künftig in seiner Freizeit wieder verstärkt dem Sport widmen und mehr Zeit mit Freunden verbringen Foto: Ralf Recklies

Joachim Greiner hat aus beruflichen Gründenden Vorsitz des TSV Birkach abgegeben. Sollte er wieder die Zeit haben, sich zu engagieren, dann nur bei seinem TSV, sagt er.

Birkach - Joachim Greiner sitzt entspannt im Sessel. Die Beine übereinandergeschlagen erzählt er ruhig, aber keineswegs emotionslos, von seiner durchaus bewegten Zeit als Vorsitzender des TSV Birkach. Es ist zu spüren: Er hat die Arbeit gern gemacht. Seit Mitte der vergangenen Woche ist Helmut Bäuerle sein Nachfolger.

Die Ruhe, die der 56-Jährige ausstrahlt, täuscht. Greiner steht unter Strom – zumindest beruflich. Ein Termin jagt bei dem Physiker und Mitgesellschafter einer Firma, die Software für Sportverbände entwickelt, den anderen. Auf lange Sicht sind alle seine Wochenenden ausgebucht. Deshalb hat er nach acht Jahren jetzt auch den TSV-Vorsitz abgegeben. Schließlich ist Greiners unausgesprochenes Credo: Ganz oder gar nicht.

Die Hoffnung anderer Vereine und Organisationen, ihn nach dem Rückzug beim TSV für neue Aufgaben zu gewinnen, zerschlägt er. Anfragen habe es bereits gegeben – ohne Erfolg. „Ich kann mir vorstellen, mich wieder ehrenamtlich einzubringen, wenn es bei mir wieder ruhiger ist“, sagt Greiner und verschweigt nicht wo: „Beim TSV Birkach.“

Seit fast vier Jahrzehnten ist er im Verein aktiv

Seit fast vier Jahrzehnten ist Joachim Greiner in diesem Verein aktiv – aus Leidenschaft und Überzeugung. Er hat 1974 die Volleyballabteilung ins Leben gerufen und diese in den Folgejahren zu einer ansehnlichen Abteilung gemacht. Verschiedene Positionen hat er seit Mitte der 90er Jahre im Vorstand bekleidet. Zuletzt war er der Kapitän des großen Birkacher Vereinsschiffs mit annähernd 1350 Mitgliedern. Dieses hat er sicher durch die mitunter unruhigen Gewässer gesteuert.

Zwei Pächterwechsel im Sportheim musste er meistern und den Verein vor einem finanziellen Desaster bewahren: „Vor drei Jahren hatten wir vor allem wegen massiver Pacht- und Mietausfälle ein Minus von 25 000 Euro“, sagt Greiner. Damals sei es „fast zur Abwicklung des Vereins“ gekommen. Mit Sparmaßnahmen, Umstrukturierungen und Spendenaufrufen sei es dem geschäftsführenden Vorstand gelungen, den Verein zu retten. Alle Ausgaben seien überprüft worden. „Ich habe sogar ein Schließfach für 30 Euro gekündigt“, erinnert er sich lächelnd. Die Mitarbeiterkosten seien reduziert worden. Ein Spendenaufruf habe dem Verein rund 14 000 Euro gebracht. „Mit diesem Erfolg hatte ich nicht gerechnet“, sagt Greiner erfreut. Heute hat der Verein wieder eine solide finanzielle Basis.

Teamplayer, Macher, Netzwerker und Strippenzieher

Greiner ist ein Teamplayer und Macher, ein Netzwerker und Strippenzieher im positiven Sinne. Er ist einer, der die ihm übertragenen oder freiwillig übernommenen Aufgaben mit vollem Einsatz erledigt. Davon hat es abseits der finanziellen Herausforderungen seit 2004 viele gegeben. Der Verein wurde unter Greiners Führung fit für die Zukunft gemacht.

In Sachen Nachwuchs befindet man sich heute auf der Erfolgsspur: Knapp die Hälfte aller Mitglieder sind Kinder. Die Älteren habe man ebenfalls im Blick, daher wurde auch eine Seniorensportgruppe gegründet. „Sport wird immer stärker zu einem gesellschaftlichen Faktor“, sagt Greiner. Er ist überzeugt, dass Professionalität heute für die Vereine der Schlüssel zum Erfolg ist. Der TSV werde diesem Anspruch gerecht. Er reagiere schnell auf neue Tendenzen und habe zudem ein Kurssystem entwickelt, das weithin große Beachtung finde – auch bei vielen Nichtmitgliedern.

„Vereine sind die zweite Erziehungsinstanz“

Bei allem, was er bewegt und erreicht hat, ist Greiner zum eigenen Bedauern eines aber während seiner TSV-Führung nicht gelungen: ein Wertemanagement im Verein einzuführen. Er hofft, dass sein Nachfolger dies schafft. „Vereine sind heute nach den Familien oft die zweite Erziehungsinstanz“, sagt er. Da sei es wichtig, Vorbild zu sein, Werte zu vermittlen und dies auch konsequent zu leben. Entsprechendes werde bei der Kooperation mit der Grundschule bereits in mehreren AGs getan – und wurde auch schon ausgezeichnet.

Das Engagement Joachim Greiners wird auch außerhalb des TSV positiv wahrgenommen. Bei seinem Abschied als Vorsitzender ist er vom Bezirksvorsteher Edgar Hemmerich mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg gewürdigt worden, weil er den TSV „als einen Verein für Kinder, Gesundheit, Prävention und Umweltschutz“ erfolgreich etabliert habe.

Greiner, der nach eigener Einschätzung mangels freier Zeit zuletzt zu wenig Sport gemacht hat, will auch wieder aktiver werden, mehr Rad fahren, Badminton spielen und walken. Und Birkach bleibt seine Heimat. „Denn ich lebe gerne dort, wo ich geboren wurde“, sagt der 56-Jährige, der auch in der Kirchengemeinde engagiert ist.