Im Bildungszentrum West sind zwei Schulen sowie die Stadtteil- und die Schulbibliothek untergebracht. Foto: Simon Granville

Das neue Bildungszentrum West in Ludwigsburg soll knapp 200 Millionen Euro kosten und 2032 komplett fertiggestellt sein. Der Bauausschuss hat den Plänen nun zugestimmt.

Mit „Bauch-, Kopf- und mit Rückenschmerzen“ stimme er heute für das Mega-Bauprojekt Bildungszentrum West. Das sagt der FDP-Stadtrat Jochen Eisele am Donnerstag im Bauausschuss des Gemeinderats Ludwigsburg und beschreibt mit seiner Aussage wohl die Gemütslage der meisten seiner Kollegen. Dennoch werden sie alle später Ja sagen zu dem Projekt, das laut der Berechnung der Verwaltung sagenhafte 199 Millionen Euro kosten und voraussichtlich 2032 komplett abgeschlossen sein wird. Und dann sagt Eisele auch noch das: „Wir müssen uns ehrlich machen“, denn für weitere größere Vorhaben seien in der Barockstadt in den kommenden zehn Jahren damit kaum mehr Mittel verfügbar: „Dieses Projekt wird uns blockieren.“

Die Stadt rechnet mit Zuschüssen

Im Bildungszentrum West sind das Otto-Hahn-Gymnasium, die Gottlieb-Daimler-Realschule sowie die Stadtteil- und Schulbibliothek untergebracht, die Räume werden zudem von der Abendrealschule und der Volkshochschule genutzt. Das Gebäude aus den 1970er Jahren ist allerdings stark mit Schadstoffen belastet. Seit Jahren ist klar: eine Sanierung ist kaum möglich, deshalb der Abriss und Neubau. Die Baubürgermeisterin Andrea Schwarz räumte ein, dass die Stadt dieses Mega-Bauprojekt besser schon vor ein paar Jahren in Angriff hätte nehmen sollen. Der Fachbereichsleiter Hochbau, Mathias Weißer führte aus, dass das gesamte Schulgelände komplett neu gestaltet werden soll – als „gesundes Gebäude“ und mit Blick auf die Klimaneutralität. Die Stadt rechne mit satten Zuschüssen vom Land – und zwar mit mindestens 20 Millionen Euro. Dennoch bereiteten die geplanten Ausgaben dem Kämmerer sicherlich Sorgenfalten.

Die Hoffnung ruht auf dem Herbst

Christine Knoß von den Grünen betonte mit Blick auf den Baubeschluss: „Das müssen wir machen – und andere Dinge zurück stellen.“ Maik Stefan Braumann (CDU) spricht von einem „nachhaltigen, ökologischen Projekt“ und „einer hervorragenden Lern- und Lebensatmosphäre“, die geschaffen werde. Bernhard Remmele (Freie Wähler) hofft, „dass wir mit dem Geld hinkommen“. Margit Liepins (SPD) sagt, der Neubau sei das größte Einzelprojekt in der Geschichte der Stadt.

Liepins erinnerte zudem daran, dass man zunächst von rund 100 Millionen Euro Baukosten ausgegangen sein, und dass der Gemeinderat nach dem prognostizierten Anstieg auf 160 Millionen das Raumprogramm zusammengestrichen habe. Trotzdem stehen wegen der extrem gestiegenen Baukosten nun knapp 200 Millionen Euro auf dem Zettel. Laut Verwaltung sind die in Zukunft zu erwartenden Baupreissteigerungen sowie ein „Sicherheitszuschlag“ eingepriesen. Mit mehr als 199 Millionen sei nicht zu rechnen. Der CDU-Stadtrat Wilfried Link sagt indes, er erwarte, dass die Baupreise im Herbst fallen und dass deshalb womöglich für den Neubau weniger als 199 Millionen erforderlich sein werden. Ein Fünkchen Hoffnung also.

Wie geht es weiter?

Gebäude
Der Neubau des Bildungszentrums West wird über eine sogenannte Nettogrundfläche von rund 28 000 Quadratmeter verfügen. Die Dachflächen werden begrünt und mit Photovoltaikanlagen belegt. Die Außenfläche, die neu gestaltet wird, ist etwa 25 000 Quadratmeter groß.

Zeitplan
Der Rückbau der Bibliothek hat bereits begonnen. Mitte 2024 solle die Baugrube für den ersten von mehreren Neubauten beginnen. Das Gymnasium soll im Sommer 2027 umziehen, die Realschule 2030. Die gesamten Außenanlagen sollen im Jahr 2032 fertiggestellt werden.