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Das Land investiert 530 Millionen Euro zusätzlich in die Bildung - doch nur wenige haben es gemerkt.

Stuttgart - Das Land investiert 530 Millionen Euro zusätzlich in die Bildung - doch nur wenige haben es gemerkt. Deshalb will Kultusminister Helmut Rau (CDU) mit einer Informationskampagne die Qualitätsoffensive Bildung bekannter machen.

"Wir müssen unsere Erfolge in der Bildungspolitik noch besser erklären und die Menschen intensiver für unseren Kurs gewinnen", forderte Stefan Mappus im November in Friedrichshafen in seiner Bewerbungsrede um den CDU-Vorsitz. Seinen Worten folgen nun die Taten: Bis zum September sollen Schüler, Eltern, Lehrer und Erzieher bei Veranstaltungen, mit Zeitungsbeilagen und Broschüren sowie im Internet umfassend über die Bildungspolitik informiert werden. "Wir werden uns die Zeit nehmen, mit ihnen über die bildungspolitischen Innovationen der Qualitätsoffensive Bildung ins Gespräch zu kommen", kündigte Kultusminister Rau am Montag in Stuttgart an. Sie sollten mehr über Ziele und Maßnahmen der Bildungsoffensive erfahren, damit sie diese nutzen könnten.

Nach einer Umfrage, die Forsa im Auftrag des Ministeriums im Januar durchgeführt hat, halten zwar 84 Prozent der 1.500 Befragten das Thema Bildung für sehr wichtig. Allerdings hätten nur 27 Prozent von der Bildungsoffensive der Landesregierung gehört, so Rau. Nur jeder dritte von diesen konnte Beispiele nennen - etwa kleinere Klassen, Hausaufgabenbetreuung oder Ganztagsschulen. Am häufigsten kannten die Befragten die Bildungsoffensive aus der Zeitung (52 Prozent). Nur 27 Prozent hatten in der Schule davon erfahren.

Bei rund 50 Veranstaltungen werden Rau, Staatssekretär Georg Wacker und die Leiter der staatlichen Schulämter über Neuerungen wie die Werkrealschule, frühkindliche Förderung und den Umgang mit dem doppelten Abiturjahrgang 2012 sprechen. So waren am Montag 200 Schülersprecher aus Gymnasien zu einer Auftaktveranstaltung geladen. Unterstützt wird das Vorhaben von der Arbeitsagentur Baden-Württemberg. 400 zusätzliche Berater sollten den Schulabgängern 2012 bei der Suche nach Studien- oder Ausbildungsplätzen helfen, sagte Leiterin Eva Strobel. Dass dabei Realschüler und Hauptschüler verdrängt würden, sei aber nicht auszuschließen.

Die Kampagne kostet 2,5 Millionen Euro. SPD und Grüne sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warfen Rau vor, er mache damit Wahlkampf. "Das Geld wäre viel besser angelegt, wenn es in bessere Maßnahmen zur individuellen Förderung von Schülern oder in mehr Krankheitsstellvertreter gesteckt würde", sagte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Frank Mentrup. Die Grünen-Bildungsexpertin Renate Rastätter erklärte, es habe "schon mehr als ein Geschmäckle, wenn das Land ein Jahr vor der Landtagswahl mit einer Informations- und Veranstaltungsflut überzogen wird, um Lehrer, Eltern, Schulleiter und Schüler von den Segnungen der schwarz-gelben Bildungspolitik zu überzeugen". GEW-Chefin Doro Moritz bezeichnete es als "Zeichen der Hilflosigkeit, dass das Kultusministerium schon jetzt mit Steuergeldern den Wahlkampf macht, anstatt zu erkennen, dass die Bürger eine andere Bildungspolitik wünschen".

Rau wies die Kritik zurück. Angesichts der 8,5 Milliarden Euro pro Jahr für die Bildung sei es "kleinkrämerisch", die einmalige Investition von 2,5 Millionen Euro für die Kampagne zu kritisieren. Außerdem fielen Wahlentscheidungen kurzfristig und nicht schon ein Jahr vor der Wahl.