Beim Thema Bafög gibt es großen Reformbedarf. Foto: dpa//Andrea Warnecke

Der KfW-Studienkredit ist ein Nebenschauplatz. Wichtiger wäre es, die strukturellen Probleme beim Bafög zu lösen, meint Finanzkorrespondent Hannes Breustedt.

Studieren auf Pump wird in Deutschland – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern – generell kritisch und nur als letzter Ausweg angesehen. Gut so. Das zeigt ein Blick in die USA, wo viele Studierende mit sechsstelligen Schuldenständen ins Berufsleben starten und das Platzen einer Studienkreditblase mit einem Volumen von insgesamt knapp 1,8 Billionen Dollar als ernsthaftes Risiko für die größte Volkswirtschaft der Welt gilt.

 

Das Hauptproblem in Deutschland liegt nicht beim KfW-Studienkredit – wenngleich die Zinsen für ein Förderprodukt mittlerweile unverhältnismäßig hoch wirken und ein Zinsdeckel angebracht wäre. Es gibt mit dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög) ein zentrales staatliches Finanzierungsinstrument für das Versprechen, allen ein Studium zu ermöglichen, die geeignet und willens sind.

Bafög-Erhöhung weitgehend verpufft

Allerdings erhielten dem Deutschen Studierendenwerk zufolge zuletzt lediglich rund elf Prozent der Studierenden Bafög-Zahlungen – das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass es überhaupt einen Bedarf an Studienkrediten gibt. Aufgrund der hohen Inflation ist die deutliche Bafög-Erhöhung im Wintersemester weitgehend verpufft, auch wenn das Bundesbildungsministerium stolz von einem Aufwärtstrend und ersten positiven Auswirkungen der im Koalitionsvertrag versprochenen Bafög-Reform spricht.

Die Haushaltsplanung des Bunds kalkuliert beim Bafög für Studierende im kommenden Jahr schon wieder mit deutlich weniger Ausgaben. Laut Ministerium liegt das an geringer Nachfrage. Doch das kann keine Ausrede sein. Dass die Anzahl der Studierenden seit Jahren steigt, während die Gefördertenquote auf niedrigem Niveau verharrt, deutet auf tiefe strukturelle Probleme hin.