Kevin-Prince Boateng Foto: dpa

Vor dem brisanten Spiel sind die Verantwortlichen darum bemüht, die Wogen zu glätten.

Erasmia/Sun City - Vor Kevin-Prince Boatengs brisantem Wiedersehen mit den früheren DFB-Kollegen sind alle Verantwortlichen darum bemüht, keine weiteren Emotionen hochkochen zu lassen.

„Es wäre ein Energieraub, wenn wir uns zu sehr mit dieser Personalie beschäftigen würden“, sagte der deutsche Teammanager Oliver Bierhoff drei Tage vor dem Gruppen-Endspiel am Mittwoch gegen die ghanaische Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika.

Auch im ghanaischen Lager wurde die Causa bereits diskutiert. „Wir reden viel mit ihm und bereiten ihn psychologisch auf das Spiel vor“, sagte Nationalcoach Milovan Rajevac über Boateng. Der Serbe weiß, dass in der Partie in Johannesburg alle Augen auf den 23-Jährigen gerichtet sein werden.

Boateng sagt gar nichts

Als Selbstschutz hat sich Boateng, dessen Foul im englischen Cup-Finale Michael Ballacks WM-Traum zerstört hatte, ein Schweigegelübde auferlegt. „Er will nichts sagen, um sich ganz auf das Spiel zu fokussieren“, berichtete Teamsprecher Randy Abbey am Sonntag im prunkvollen WM-Quartier in Sun City.

Im deutschen WM-Quartier in Erasmia warnte Bierhoff eindringlich davor, mit besonderen Emotionen gegen den seit dem Ballack-Foul in Deutschland heftig attackierten Boateng in die Partie zu gehen.

Partie entscheidet übers Weiterkommen

„Es wäre nicht richtig, die Emotionen gegen eine Person zu richten“, appellierte Bierhoff an die deutschen Profis. „Wir müssen sie ausschließen“, forderte der Manager und begründete: „Wir spielen nicht gegen Kevin-Prince Boateng, sondern gegen Ghana.“ Die Partie am Mittwoch in Johannesburg entscheidet über das WM-Weiterkommen.

Der ehemalige deutsche U-21-Auswahlspieler Kevin-Prince Boateng, der in der Bundesliga für Hertha BSC und Borussia Dortmund spielte, hatte Ballack am 15. Mai im englischen Pokalfinale zwischen seinem Club FC Portsmouth und dem siegreichen FC Chelsea bei einem brutalen Foul am rechten Fuß verletzt. Der DFB-Kapitän erlitt bei dem Tritt eine Innenbandverletzung und einen Teilanriss des Syndesmosebandes.

Die Verletzung kostete den 33-jährigen Ballack die Teilnahme an der WM-Endrunde in Südafrika.

Rajevac verteidigte seinen neuen Leader im Mittelfeld. Er habe Boatengs Foul im Stadion verfolgt, „und für mich war es offensichtlich, dass er Michael Ballack nicht absichtlich verletzt hat“, sagte der 56-Jährige. „Es ist eine große Geschichte geworden, aber dafür gibt es keine Gründe.“

Auch Boatengs Zimmerkollege Hans Sarpei nahm den Portsmouth-Profi in Schutz. „Natürlich war es ein Foul, aber das passiert im Fußball“, sagte der Leverkusener.

Die deutsche Mannschaft benötigt im letzten Gruppenspiel gegen Tabellenführer Ghana einen Sieg, um sich sicher für das Achtelfinale zu qualifizieren.

Das Spiel könnte auch zu einem Bruderduell werden, falls Bundestrainer Joachim Löw erstmals bei der WM Jérome Boateng einsetzen würde. Der 21 Jahre alte Abwehrspieler des Hamburger SV ist der jüngere Halbbruder von Kevin-Prince Boateng (23).