Für jeden Spaß zu haben: Nur die beiden Französinnen Anais Bescond (li.) und Marie Dorin-Habert waren schneller als Laura Dahlmeier (re.). Foto: dpa

Bundestrainer Gerald Hönig ist immer noch beeindruckt. Von Laura Dahlmeier, ihrer Konstanz, ihrer Laufleistung und ihrer Ausbeute bei der WM. Vor allem aber zeigen die deutschen Biathletinnen in Oslo, dass sie nun auch den Klassiker können.

Oslo - Keine Frage, in der zweiten WM-Woche in Oslo haben sich die Abläufe eingespielt. Die Fans wissen, wo es die beste Verpflegung gibt, die Biathleten haben die tückischen Stellen in der Loipe ausgemacht, und Laura Dahlmeier sowie die Französin Marie Dorin-Habert sind mit dem Ablauf der Siegerehrung bestens vertraut. Bei ihrem dritten Einzel-Start holten beide ihre dritte Einzel-Medaille. Das war es dann aber auch schon mit Gemeinsamkeiten.

Die Siegerin des Einzels ist 29 Jahre alt, Mutter und ein alter Hase im Biathlon, die Bronzemedaillen-Gewinnerin ist 22 und noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Doch ihr trauen alle zu, die Szene über die nächsten Jahre zu dominieren. Selbst der sonst eher zurückhaltende Bundestrainer Gerald Hönig. „Es ist schon beeindruckend, welche Konstanz und Komplexität sie an den Tag legt. Sie ist eine der besten Läuferinnen und hat ein enormes Schießvermögen. Durch das Gesamtpaket ist es durchaus möglich, dass sie in den nächsten Jahren das Feld mit anderen Athletinnen beherrscht“, meinte er.

Vor allem aber war Hönig „zufrieden, weil es für uns seit langer Zeit wieder eine Medaille im Einzel gab“. Und Franziska Hildebrand das gute Ergebnis mit Platz sechs (ein Schießfehler/+1:37,7 Minuten) abrundete. Die letzte Medaille über 15 Kilometer holte die längst zurückgetretene Andrea Henkel 2013 in Nove Mesto für das deutsche Team. Magdalena Neuner war im Klassiker bei einer WM nie erfolgreich. Dahlmeier könnte nun gelingen, was die Rekordweltmeisterin nie geschafft hat – eine Medaille in jeder Einzeldisziplin zu ergattern. Ihr fehlt nur noch ein Erfolg im Massenstart. Bereits am Sonntag könnte sie ihre Sammlung komplettieren.

Mit AC/DC auf Erfolgskurs

So weit will die Verfolgungs-Weltmeisterin aber noch gar nicht denken. Sie war schon überrascht, dass es am Mittwoch mit 1:17,8 Minuten Rückstand zu Bronze gereicht hat. Als sie vor gerade mal 3730 Zuschauern ins Ziel gekommen war, führte sie zwar, „aber ich dachte, dass zwei Fehler heute zu viel gewesen sind“. Also zog sie sich um, packte ihr Zeug zusammen. Als ihr dann aber der Pressechef des Deutschen Skiverbands (DSV), Stefan Schwarzbach, gratulierte, schaute sie verdutzt. „Ich hab’ es gar nicht glauben können“, erzählte Dahlmeier, „mit einem Fehler weniger wäre noch mehr drin gewesen. Aber ich habe meine dritte Medaille geholt, wenn man da nicht zufrieden ist, weiß ich auch nimmer.“

Ein Geheimrezept von Dahlmeier ist übrigens die richtige Musik bei der Wettkampfvorbereitung. Immer im Gepäck hat sie die großen Kopfhörer und einen bunten Musikmix. „Da ist alles dabei. Bei AC/DC angefangen“, sagte die Partenkirchnerin. Ihr Lieblingslied zurzeit ist „10minutentakt“ von der Band Kofelgschroa: „Das ist die neue bayerische Welle.“ Passt doch irgendwie.

Marie Dorin-Habert, die sich nur einen Schießfehler leistete, hat dagegen eine andere Motivation: ihre kleine Tochter Adele (18 Monate), die in Oslo dabei ist. „Sie ist mein Sonnenschein, und sie gibt mir Kraft und das Wissen, dass es Wichtigeres gibt im Leben als den Sport“, erzählte sie. Selbst wenn es mal nicht läuft, die kleine Adele freut sich immer, wenn die Mama nach Hause kommt.

Silber holte Dorin-Haberts Landsfrau Anais Bescond. Beide werden auch in der Staffel an diesem Freitag am Start sein. Eine Teammedaille (Gold mit der Mixed-Staffel) hat Dorin-Habert der Kollegin Dahlmeier in Oslo voraus. Doch das kann sich ändern. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt die 22-Jährige, „wenn wir alle unsere Leistung abrufen, muss mit uns gerechnet werden.“