Treffsicher: Biathletin Laura Dahlmeier. Foto: Getty

Einen König trifft man im Märchen. Oder bei der Biathlon-WM in Oslo. Wer am Holmenkollen gewinnt, darf Harald V. die Hand schütteln. So wie Laura Dahlmeier. „Ein Traum ist wahr geworden“, jubelt die Biathletin und hofft auf ein Wiedersehen.

Oslo - „Das ist eben die Laura“, frohlockte der deutsche Frauen-Trainer Gerald Hönig – cool, schnell und erfolgreich. Laura Dahlmeier hat bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Oslo am Samstag erst Bronze im Sprint geholt und mit Gold in der Verfolgung am Sonntag noch einen draufgesetzt. „Zwei Rennen, zwei Medaillen – perfekter geht es nicht“, meinte die 22-Jährige und scherzte: „Eigentlich könnte ich jetzt nach Hause fahren. Aber erst, wenn wir ordentlich gefeiert haben.“ Die Partenkirchnerin wirkte nach ihrem Coup gelöst und plauderte entspannt von ihrem Treffen mit dem norwegischen König Harald V. Ein Foto habe sie mit ihm gemacht und darüber geredet, wie es ihr hier im Stadion gefällt. Es war so, wie sie sich das als kleines Kind erträumt hatte, als sie Biathlon noch im Fernsehen verfolgte.

„Meine Eltern haben gesagt, wenn du dich anstrengst, schaffst du es vielleicht auch irgendwann zum König“, erzählte Dahlmeier, „es war eine große Ehre für mich. Es war das erste Mal, dass ich einem König die Hand gegeben habe.“ Aber es muss nicht das letzte Mal gewesen sein. Bei der WM stehen an diesem Mittwoch (15.30 Uhr/ZDF) noch das Einzel über 15 km und am Sonntag der Massenstart auf dem Programm. „Es wäre natürlich schön, wenn ich da noch einmal angreifen könnte“, meinte Dahlmeier, um dann vielleicht noch einmal den König zu treffen.

Ausgeschlossen ist das nicht. Sie ist schnell, sie ist cool. „Dass sie heute keinen Fehler geschossen hat, ist kein Zufall“, meinte Trainer Hönig,. „solch eine Abgezocktheit habe ich in dem Alter selten gesehen.“ Dabei ist das Rezept dafür scheinbar einfach, glaubt man Laura Dahlmeier. „Beim letzten Schießen habe ich mir vorgestellt, es sei wie in der Vorbereitung im Sommer. Ich stehe beim Training am Schießstand, und keinen interessiert es“, erzählte Dahlmeier. Fünf Treffer später war es dann aber vorbei mit der Gelassenheit.

Emotionale letzte Runde

Auf der Ausfahrt des Schießstandes jubelte sie bereits einem Kameramann zu, auf der Strecke klatschte sie mit den Technikern und Trainern ab, kurz vor dem Ziel nahm sie eine kleine Flagge zum Jubeln. „Die letzte Runde war der absolute Wahnsinn. Das war einfach toll.“ Auf so etwas haben die deutschen Biathletinnen lange gewartet: seit 2012, als Magdalena Neuner den letzten Titel holte. Die Gold-Laura ist der nächste Volltreffer der deutschen Skijägerinnen.

Und die Experten trauen ihr noch viel mehr zu. „Ich glaube, dass Laura in der Zukunft einer der absoluten Stars im Biathlon sein wird“, ist Rekord-Weltmeisterin Neuner überzeugt und gratulierte ihrer früheren Trainingskollegin: „Mach weiter so!“ Auch Hönig glaubt: „Wir sehen den Beginn einer großen Karriere.“ Denn Dahlmeier bringt nicht nur Schnelligkeit in der Loipe und Gelassenheit am Schießstand mit. Sondern auch eine gute Portion Lockerheit in der Zielsetzung. Und wie kaum eine andere kann sie auf ihren Körper hören und über sich hinaus wachsen. Es gibt nur ein Problem: Ihre Gesundheit. Mal plagte sie in diesem Winter eine Erkältung, mal waren es Magenprobleme. Einige Rennen musste sie auslassen. Sonst hätte sie sogar einen Angriff auf den Gesamtweltcup starten können. „Das ist aber die falsche Herangehensweise“, meinte Dahlmeier, „man muss sich in jedem Rennen einfach fokussieren.“ Vergebenen Chancen hinterherzutrauern, bringe nicht viel.

Das will sie nun auch Franziska Hildebrand mit auf dem Weg geben, die im Jagdrennen nach dem letzten Schießen noch auf dem Bronzerang lag, doch auf der Schlussrunde noch von Marie Dorin-Habert (Frankreich) abgefangen wurde. Den Sprint hatte die Norwegerin Tiril Eckhoff vor Dorin-Habert und Dahlmeier gewonnen. Anstoßen will die Bayerin mit ihren Kolleginnen übrigens wirklich noch. „Wenn es etwas gibt. In Norwegen ist das mit dem Alkohol ja so eine Sache“ meinte Dahlmeier, „aber unsere Techniker werden schon etwas finden.“ Etwas Weltmeisterliches.