Laura Dahlmeier rettet die deutsche Bilanz bei der Biathlon-WM in Oslo. Silber mit der Staffel – mehr ist für die deutschen Männer nicht drin. So richtig zufrieden ist damit keiner, „denn bei einer WM zählen eben nur Medaillen“, meint Arnd Peiffer. Eine Bilanz.
Oslo - Die deutsche Vorläuferin:Laura Dahlmeier wollte sich einfach nur noch setzen. Die Luft war draußen. Fünf Starts, fünf Medaillen – als erste Deutsche seit Magdalena Neuner 2011 und erst zweite Deutsche überhaupt holte sie eine Handvoll Medaillen bei einer WM. Doch für die 22-Jährige war es ein Kraftakt. „Ich habe damit nicht gerechnet. Das ist phänomenal“, sagte Dahlmeier, „aber jetzt ich bin einfach nur noch müde.“ Aller guten Dinge sind fünf.
Im Alleingang rettete die Partenkirchnerin die Bilanz der deutschen Skijäger. Gold in der Verfolgung, Silber im Massenstart und Bronze mit der Staffel, im Einzel und im Sprint. Nur eine Athletin räumte in Oslo noch mehr ab: Die Französin Marie Dorin-Habert gewann in sechs Rennen sechs Medaillen. Im abschließenden Massenstart am Sonntag holte sie ihre dritte Goldmedaille bei dieser WM.
Dahlmeier war der Grund, weshalb die Verantwortlichen beim Deutschen Skiverband (DSV) ein positives Fazit ziehen konnten. „Wir haben unsere Ziele erreicht“, meinte Karin Orgeldinger, Sportdirektorin für den Bereich Nordisch, und Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig schwärmte: „Insgesamt ist es eine tolle WM dieser Mädels.“
Die Enttäuschten: Doch vor allem Franziska Hildebrand – im Weltcup beste Deutsche – hatte sich mehr vorgenommen. „Mir bleiben viele gute Platzierungen“, meinte sie enttäuscht. Mehr aber nicht. Ähnlich sieht es bei den deutschen Herren aus. Oft waren sie dran, auch am Sonntag, als Erik Lesser erst beim letzten Schießen eine bessere Platzierung als Rang 14 verschossen hat. „Zu meiner Verteidigung: Das ist Biathlon. Ich habe mich am Ende nicht mehr so frisch gefühlt“, meinte er. Bester Deutscher im Massenstart war Arnd Peiffer als Fünfter. „Mit meinem Abschneiden in Oslo bin ich zufrieden“, meinte er, „aber bei einer WM zählen eben nur Medaillen.“ Und bei den Entscheidungen in den Einzelwettbewerben spielten die deutschen Herren meist keine Rolle.
Lediglich in den Staffelwettbewerben schafften sie es aufs Podest. Vor allem der Uhinger Simon Schempp hatte sich mehr ausgerechnet. „Der letzte Ausfall war einer zu viel“, meinte er zu seinen vielen Krankheiten in dieser Saison. „Es ist eben nicht viel zusammengelaufen.“ Ein Sturz im ersten Rennen, dann passte es mal im Liegendschießen nicht, mal beim Stehendanschlag, und läuferisch war der 27-Jährige in dieser Saison auch schon einmal stärker. Die Überflieger: Den letzten Sieg am Holmenkollen holte sich der Norweger Johannes Thingnes Boe – es war die erste und einzige Einzel-Goldmedaille, die in Oslo nicht an den Franzosen Martin Fourcade ging. „Johannes hatte heute die bessere Laufform. Meine Taktik ist nicht aufgegangen“, meinte der Seriensieger, der trotzdem eine „unglaubliche WM“ hatte. Dritter wurde übrigens Ole Einar Björndalen. Es war seine vierte Medaille bei diesen Welttitelkämpfen. Der Abschied: Ob Björndalen nach seiner 44. Medaille wie angekündigt wirklich Schluss macht, ließ er am Holmenkollen offen. „Jetzt konzentriere ich mich erst mal auf das letzte Weltcup-Wochenende in Khanty-Mansiysk“, meinte der 42-Jährige. Dort nicht mehr dabei sein wird Andreas Birnbacher. Er beendete in Oslo seine Karriere. „Es war schon brutal heute“, meinte er. „Ich wünsche jedem, dass er so verabschiedet wird wie ich.“ Die deutschen Skijäger hatten zum Abschied ihre Wangen und Stirnbänder mit einem Gruß versehen. „Es ist total schade, dass er geht. Wir hatten immer viel Spaß“, meinte Franziska Preuß. Birnbacher will aber als Trainer zurückkehren.
Der Ausblick: Um 5.30 Uhr am Montagmorgen wurden die deutschen Biathleten schon im Teamhotel abgeholt, für die Reise nach Russland. Dort wollen sie noch einmal alles geben. „Ich will aufs Podest laufen“, sagte Dahlmeier. Simon Schempp dachte derweil schon an die WM 2017 in Hochfilzen. „Nächstes Jahr greife wieder an“, sagte der Uhinger. Nur Laura Dahlmeier wollte noch nicht an die Zukunft denken, als sie nach ihrem Ziel für die Olympischen Spiele 2018 gefragt wurde. „Südkorea ist noch so weit weg. Erst einmal muss ich die nächsten zwölf Stunden überleben.“