Rupert Kellermann erkundet den Stadtbezirks am liebsten mit dem Rad. Foto: Alexandra Kratz

Die Menschen in dem kleinen Stadtteil sollen nicht die „Ostfriesen des Südens“ sein. Das sagt der ehrenamtliche Bezirksvorsteher von Süd, Rupert Kellermann. Auch zukünftig will er Kaltental genau im Blick haben.

Kaltental In dem kleinen Stadtteil, der von der Böblinger Straße zerschnitten wird, gibt es städtebaulich noch viel zu tun. So sieht es Rupert Kellermann, der ehrenamtliche Bezirksvorsteher von Stuttgart Süd. Wir haben ihn im Interview gefragt, wo man da im nächsten Jahr am besten anfangen sollte.
Herr Kellermann, in der Bezirksbeiratssitzung in Kaltental hat einer der Lokalpolitiker gesagt: Die Kaltentaler sind die Ostfriesen des Südens. Wie sehen Sie das?
Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne die Ostfriesen. Das ist ein anderer Menschenschlag. Die Kaltentaler sind das nicht.

Ich glaube die Bemerkung war eher darauf bezogen, dass die Kaltentaler etwas stiefmütterlich behandelt werden.
Auch das stimmt nicht. Ich befasse mich mit Kaltental mehr als mit vielen anderen Quartieren. Und es gibt dort im Gegensatz zu den anderen Quartieren sogar hin und wieder Bezirksbeiratssitzungen.

Wie oft sind Sie in Kaltental?
Durchschnittlich alle zwei Wochen . Ich bin viel im Stadtbezirk unterwegs, denn ich muss die Themen, welche die Menschen umtreiben, selbst fühlen. Das ist meine Arbeitsweise. Ich bin auch am Dreiecks-plätzle an der Böblinger Straße gewesen, um mir ein Bild zu machen, welche Variante der Umgestaltung die beste sein könnte.

Was halten Sie von den Umgestaltungsplänen für das Dreiecksplätzle?
Mir gefallen sie und ich finde es gut, dass der Bezirksbeirat für die Variante ohne Parkplätze votiert hat, obgleich mich diese Entscheidung überrascht hat. Es ist nicht leicht, einen so kleinen Platz schön zu gestalten. Und wenn man dann noch nur relativ wenig Geld zur Verfügung hat, wird es noch schwerer. Mich persönlich ärgern die vielen Schaltkästen, die auf der kleinen Fläche stehen. Das ist eine Verschandelung des öffentlichen Raums. Ich hätte diese Schaltkästen gern wegräumen lassen. Aber dann würde von den zur Verfügung stehenden 150 000 Euro für die Umgestaltung nichts übrig bleiben.

In der Sitzung wurde die Umgestaltung des Dreiecksplätzles als erster Baustein für eine schönere Ortsmitte bezeichnet. Wann folgt der nächste Baustein?
Der zweite Baustein folgt vor dem ersten: Die Stuttgarter Straßenbahnen werden an der Stadtbahnhaltestelle Kaltental demnächst einen Z-Überweg einrichten. Außerdem müssen wir überlegen, wie wir es schaffen, dass sich die Menschen auch wirklich auf dem Dreiecksplätzle aufhalten. Ich persönlich kann mir dort sehr gut Bänke zum Verweilen vorstellen. Außerdem würde es mich freuen, wenn sich auch im Umfeld ein wenig was tun würde – beispielsweise vor dem Kiosk. An vielen Stellen wird man noch mit dem Charme der 70er-Jahre konfrontiert. Aber die meisten der Flächen sind in Privatbesitz. Da haben wir nur wenig Einfluss drauf.

Kaltental ist zum Stadterneuerungsvorranggebiet, kurz SEVG, erklärt worden. Welche Hoffnungen verbinden Sie damit?
Das ist für mich eine Absichtserklärung der Stadt. Man sieht die Notwendigkeit, dass sich in Kaltental städtebaulich etwas tun muss. Der wichtigste Ansatzpunkt ist die Böblinger Straße. Die ist ein hässliches und trennendes Element. Und auch was sich rechts und links der Fahrbahn befindet, ist nicht schön. Ich denke da an den Schrottplatz und an das Mülltonnenlager der Abfallwirtschaft Stuttgart. Aus meiner Sicht ist das ein Unding. Ich könnte mir stattdessen an der ein oder anderen Stelle eine Wohnbebauung vorstellen.

Apropos Böblinger Straße: das Thema, das in der Vergangenheit am meisten diskutiert wurde, waren die Parkplätze vor der Post. Wie stehen Sie dazu, dass diese dem Radweg zum Opfer gefallen sind?
Das war keine Böswilligkeit. Mir liegt die Papeterie am Herzen. Doch es ging um die Sicherheit. Die Situation für die Kunden der Post ist nicht mehr so komfortabel. Aber die Wege sind zumutbar.

Ein weiteres Aufregerthema war die Stadtbahntrasse entlang der Böblinger Straße. Welche Hoffnungen dürfen sich die Menschen in der Polizeisiedlung machen, dass die Bahnen vor ihrer Haustür künftig langsamer fahren und es ruhiger wird?
Wir haben diese Bitte an die SSB weitergeleitet und warten nach wie vor auf eine Antwort. Wir haben dargelegt, dass es möglich ist, das Tempo der Bahnen in diesem Bereich zu drosseln. Vorausgesetzt der gute Wille ist vorhanden. Wir sind auch zu Kompromissen bereit. Wir würden uns schon freuen, wenn die Bahnen wenigstens spätabends und in den frühen Morgenstunden langsamer fahren.

Vor einem Jahr hat es einen Testlauf für ein Ortstaxi gegeben. Dieses sollte die Menschen auf den beiden Bergen hinunter zur Stadtbahn bringen. Doch der Testlauf floppte. Wird es einen neuen Anlauf geben?
Bei dem Versuch ist nicht alles optimal gelaufen. Nun haben wir das Thema wieder auf dem Tisch. Ich glaube nicht, dass es einen Ortsbus geben kann. Man wird keine Finanzierung für ein solches Projekt finden. Wir haben nicht einmal Geld für einen erneuten Testlauf. Darum brauchen wir eine informelle Lösung und am besten eine, die nichts kostet. Beispielsweise in Form einer Mitfahrzentrale, die auf nachbarschaftlicher Basis organisiert wird.

Wann wird es einen neuen Anlauf geben, eine Schranke am Burggrafenweg aufzustellen, um den Schleichverkehr auf dem Feldweg zwischen Möhringen und Kaltental zu unterbinden? Eigentlich sollte diese doch schon seit einem Jahr stehen, oder?
Auch ich dachte, dass es nur eine Frage von Wochen ist, bis die Schranke steht. Aber die Sache ist offensichtlich wieder in Vergessenheit geraten. Ich habe eine lange Liste, die das städtische Tiefbauamt betrifft. Da steht auch die Schranke drauf. Ich mache niemandem einen Vorwurf. Das Problem ist die miserable Personalausstattung.

Welche Botschaft haben Sie an die Kaltentaler für das Jahr 2013?
Ich bin kein Mensch der Botschaften. Deshalb nur so viel: Wir sind an Kaltental genauso dran, wie an anderen Quartieren – und eher noch ein bisschen mehr, weil wir dort großen Handlungsbedarf sehen. Wir werden in den nächsten Haushaltsberatungen Kaltental wieder auf unserer Agenda haben und beispielsweise Geld für die Umgestaltung der Kreuzung am Waldeck zu einen Kreisverkehr beantragen.