Georg Kum (rechts) lieferte in der Partie gegen den MTV die Vorlage zum Führungstreffer für den TSV Weilimdorf. Foto: Günter Bergmann

Feuerbachs Coach Peter Secker erklärt nach der 1:6-Klatsche in Vaihingen seinen Rücktritt.

Stuttgarter Norden - Turbulenter Spieltag in einer ohnehin turbulenten Saison in der Fußball-Bezirksliga: Da wäre zunächst die Tatsache, dass sich sechs der acht Vereine aus dem Stuttgarter Norden mächtig ärgern mussten, weil zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine ziemliche Lücke klaffte. In einem Fall führte das dazu, dass ein Trainer das Handtuch warf. Sportvg-Coach Peter Secker und sein Co-Trainer Nico Vetrano gaben nach der 1:6-Pleite der Feuerbacher in Vaihingen ihren Rücktritt bekannt. Doch zumindest in Weilimdorf und beim SSV gab es Grund zur Freude. Die Weilimdorfer hatten das hart umkämpfte Verfolgerduell gegen den MTV durch einen Kraftakt für sich entschieden. Und der SSV rangiert nach einem vogelwilden 7:4 im Kellerduell gegen Palästina Al Q'uds zum ersten Mal seit einem halben Jahr auf einem Nichtabstiegsplatz.

Sven Peuckert, Trainer des TSV Weilimdorf, gäbe einen guten Pokerspieler ab. Eine Miene verziehen? Besser nicht. So hielt er es auch nach dem 2:0 im Verfolgerduell gegen den MTV Stuttgart. „Wir waren über 90 Minuten die reifere und bessere Mannschaft“, urteilte Peuckert sachlich. Was aber keineswegs heißen soll, dass der MTV so viel schlechter war. Das Duell der beiden mutete eher wie ein Armdrücken an. Mal hatte die eine Seite eine etwas bessere Position, mal die andere. Der wesentliche Unterschied bestand eher darin, dass sich die Weilimdorfer aufgrund ihrer Robustheit und Routine durchzusetzen wussten. In einer zunächst ausgeglichenen Begegnung hatten beide Teams Chancen verbucht, ehe sich der TSV ab der 15. Minute langsam die Feldhoheit eroberte.

Aus drei Metern über das leere Tor bugsiert

Die beste Chance hatte allerdings der MTV in der Nachspielzeit von Hälfte eins: Nach einem Freistoß von Willie Sauerborn konnte Weilimdorfs Schlussmann Burak Demirel den Ball nur abklatschen. Joel Graham setzte geistesgegenwärtig nach, bugsierte das Spielgerät aber aus drei Metern über das leere Tor. Das sollte sich rächen, denn nach dem Seitenwechsel brachte die erste Tormöglichkeit das 1:0 für die Platzherren: Balleroberung von Carmine Pescione am gegnerischen Strafraum, dann ein Pass zu Georg Kum, der den Ball zu Leo Christ weiterleitete. Christ behielt vor MTV-Torwart Marc Wulle die Nerven und vollendete. Was in Durchgang eins noch ein zähes Ringen war, entwickelte sich nun zum Schlagabtausch, bei dem die Weilimdorfer mehr Chancen, der Gast aber die besseren hatte. Zweimal musste TSV-Torwart Demirel in höchster Not gegen Raphael Hahn klären. Doch in der 80. Minute schlugen die Platzherren zum zweiten Mal zu: Ein Pass von Aykut Can landete bei Bojan Nikolic. Dessen Flanke verpasste Pescione zwar, nicht aber Patrick Härle, der zum 2:0 traf. Durch den Sieg rückt der Ex-Landesligist auf Tabellenplatz zwei vor.

Das war unter anderem deshalb möglich, weil der SC Stammheim wider Erwarten mit 1:2 gegen den SV Sillenbuch unterlegen war. Dabei war der SC durch den Treffer von Michele Cinque früh in Führung gegangen, aber: „Wir haben es nicht geschafft, den Sack zuzumachen“, sagte Stammheims Trainer Thomas Oesterwinter. Einer, der das hätte machen können, war Umut Karlikli. Doch der Stammheimer verfehlte nach einer Flanke von Emre Yildizeli und einem Patzer von SV-Schlussmann Manuel Mümmler das Tor aus kurzer Distanz. In der 89. Minute hatte Umut Karlikli erneut Pech, als er nur den Pfosten traf. Zu diesem Zeitpunkt lagen allerdings die Gäste vorne, die mit demselben Trick zweimal Erfolg hatten: Langer Ball auf Luca Krieglstein, Kopfballverlängerung zu Sascha Blessing, Abschluss – und schon war die zweite Heimniederlage des SC in der laufenden Runde besiegelt.

Cleverness des Spitzenreiters

Apropos Heimstärke: Der FC Stuttgart-Cannstatt hatte auf eigenem Terrain bis zum Sonntag sieben Partien gewonnen und einmal unentschieden gespielt. Nun ist die erste Niederlage dazu gekommen. Mit 4:2 behielt der Tabellenführer TSVgg Münster die Oberhand. „Die haben aus drei Chancen vier Tore gemacht“, sagte Gökhan Dogan, der zusammen mit Recep Yildiz das Trainergespann des FC bildet. Das frühe 0:1 konnte Dogans Team durch Behar Hasanaj wettmachen, der nach einer Flanke von Saban Erdogmus traf. Erdogmus wiederum egalisierte in Hälfte zwei den erneuten Rückstand. Doch dann zeigte sich die Cleverness des Spitzenreiters: Aus einer Großchance der Platzherren entwickelte sich die 3:2-Führung für die Gäste. Hans Fakner hatte den Ball in aussichtsreicher Position im Strafraum der Münsterer quergelegt, statt selbst zu schießen. Aus der Aktion entwickelte sich ein Konter der TSVgg, der erfolgreich abgeschlossen wurde. Und auch das 4:2 für den Tabellenersten resultierte aus einem schnellen Gegenangriff.

Die 1:6-Niederlage der Sportvg Feuerbach beim SV Vaihingen war zwar der Auslöser, nicht aber der Grund, weshalb Sportvg-Coach Peter Secker und sein Co-Trainer Nico Vetrano ihren Rücktritt erklärten. Am Donnerstag hatten sich die Verantwortlichen der Fußballabteilung zum Krisengipfel getroffen. Der blieb allerdings ohne die von Secker erhofften Resultate: „Ich habe kein klares Zeichen bekommen, dass der von mir vorgeschlagene Weg, die besten Spieler der zweiten Mannschaft in die erste zu nehmen, mitgegangen wird.“ Zwar spielten in Vaihingen Frank Schubert, Dario Babic und Markus Schäfer – drei Akteure aus dem Feuerbacher Reserveteam, das auch in den ersten 45 Minuten eine ordentliche Leistung ablieferte. Doch als das Sportvg-Team nach dem Gegentreffer zum 1:4 resignierte, resignierte auch der Trainer. „Wir haben uns nicht im Bösen getrennt, sondern zum Wohle der Sportvg“, betonte Secker. „Das Team gehört in die Bezirksliga. Und wenn es mit mir nicht geht, dann muss es eben ein anderer machen.“

„Ein vogelwildes Spiel“

Während die Feuerbacher der Gefahrenzone immer näher kommen, hat sich der SSV Zuffenhausen zum ersten Mal seit einem halben Jahr von den Abstiegsplätzen entfernt – auch wenn das Kellerduell gegen Schlusslicht SKV Palästina Al Q’uds den SSV-Trainer Ingo Ramljak einiges an Nerven kostete. „Ich habe meine Mannschaft nicht wiedererkannt“, sagte Ramljak. „Das war ein vogelwildes Spiel.“ Zum Matchwinner in der Begegnung wurde Martin Mataija, der drei Treffer erzielte und einen von Fabian Eichner verwandelten Foulelfmeter herausholte. Für die restlichen SSV-Tore zeichneten Kevin Hachenbruch, Mehmet Kuzu und Enes Korkmaz verantwortlich. Kuriosum am Rande: In den vergangenen drei Begegnungen haben die Zuffenhäuser elf Tore erzielt. In den 14 Partien zuvor waren es 15 Treffer gewesen.

Gar nicht getroffen hat Croatia Stuttgart, obwohl es im Auswärtsspiel beim TSV Mühlhausen nach Ansicht von Croatia-Coach Igor Ilicic um „Big Points“ gegangen war. Am Ende stand sein Team mit leeren Händen da. „Wir haben ein paar Mini-Chancen gehabt und kassieren dann ein Tor aus dem Nichts“, schimpfte Ilicic. „Aber der Sieg für Mühlhausen geht in Ordnung – die haben wenigstens Gas gegeben, während meine Mannschaft emotionslos gespielt hat.“

Apropos Emotionen: Der TV 89 Zuffenhausen spielte gegen den SV Bonlanden II zwar remis, aber für TVZ-Trainer Marko Scheel war es eine gefühlte Niederlage. Maximilian Eisentraut, von seiner Muskelverletzung genesen, traf in der 25. Minute zur Führung, die danach durchaus hätte ausgebaut werden können. Doch Eddy Bormanns Kopfball wurde auf der Linie geklärt, Eisentraut selbst legte sich kurz darauf in aussichtsreicher Position den Ball zu weit vor, und Daniel Gäng verfehlte sein Ziel knapp. Auch in Hälfte zwei, als die Bonlandener besser ins Spiel gefunden hatten, verpassten es Eisentraut und der eingewechselte Christian Linder, die Führung des TV 89 zu vergrößern. Und so kam es, dass eine viel versprechende Partie ein bitteres Ende nahm: In der Nachspielzeit gelang den Gästen der Ausgleich.