Die Umstände des Ausrutschers vom Dienstag bringen den Bonlandener Trainer Klaus Kämmerer nach wie vor auf die Palme. Foto: Archiv Tom Bloch

Vor dem 28. Spieltag kreist der Groll des Spitzenreiters um eine seltsame Schiedsrichter-Ansetzung.

Filder - Das Fernduell um den Meistertitel der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga geht an diesem Sonntag (15 Uhr) in die nächste Runde. SV Bonlanden oder Türkspor Stuttgart? Das ist die große Spannung für die verbleibenden drei Spieltage. Für den zuletzt schwächelnden Spitzenreiter gilt es, in der Partie bei Beograd Stuttgart nun schleunigst wieder in die Spur zu finden. Allerdings leichter gesagt als getan, wirkt doch ein Aufregerthema vom Derby-Flop am Dienstag gegen den SV Vaihingen nach. Gemeint ist die Ansetzung des Schiedsrichters – verbunden mit der Frage: darf ein Onkel eine Partie seinen eigenen Neffen pfeifen?

OFK Beograd Stuttgart – SV Bonlanden

Eigentlich sollte man annehmen, dass beim Spitzenreiter SV Bonlanden im Saisonendspurt das Motto lautet: volle Konzentration aufs Titelrennen. Doch vor dem Auswärtsauftritt beim Tabellenelften Beograd ist das magere 1:1 im Derby gegen den SV Vaihingen noch nicht aufgearbeitet. Schmal verläuft mitunter der Grat zwischen berechtigter Empörung und künstlicher Aufregung – es könnte einem schnell der Ruf eines schlechten Verlierers anhaften. Dessen unverdächtig ist bislang Klaus Kämmerer, der Bonlandener Trainer, der so auch Wert auf eine Feststellung legt: „Am Schiedsrichter allein hat es nicht gelegen. Hätten wir uns als Tabellenerster gegen den Tabellenvorletzten so präsentiert, wie ich das erwarte, dann hätten wir unsere Führung über die Zeit gebracht.“

Gleichwohl ist es aus Kämmerers Sicht durchaus legitim, einen kritischen Blick auf die Schiedsrichter-Einteilung des Verbands zu werfen. In Daniel Geywitz (Kirchheim) war pikanterweise der Onkel des Vaihinger Mittelfeldspielers Jeremiah Geywitz für das Derby nominiert. „Er hat unsere Mannschaft in Grund und Boden gepfiffen. Sein Auftritt war insgesamt schlicht skandalös“, sagt Kämmerer, der auch einige Tage nach der Begegnung noch auf der Palme ist. Nach Stand der Dinge dürfte die Partie für die Filderstädter obendrein ein Nachspiel haben: Der Unparteiische soll angekündigt haben, einen Sonderbericht zu verfassen, nachdem er sich offenbar zuletzt von aufgebrachten Fans bedroht gefühlt hatte und sich mit Geleitschutz in die Kabine bringen lassen hat.

Für diesen Sonntag wird man dies auf Bonlandener Seite nun freilich ausblenden müssen. Nach dem Verlust von insgesamt fünf Punkten an den beiden vergangenen Spieltagen zählt nur eines: ein Sieg – ehe es eine Woche später zum großen Endspiel zuhause gegen den Verfolger Türkspor kommt. Nach wie vor haben die Schwarz-Weißen alles selbst in der Hand. Aber ein mulmiges Gefühl spielt inzwischen mit: Geht den lange Zeit vermeintlich Übermächtigen auf der Zielgeraden die Puste aus?

Croatia Stuttgart – TSV Bernhausen

Während andernorts die Klagen über personelle Probleme wöchentlich neue Höchststände erreichen, darf man beim TSV Bernhausen von einer echten Komfortsituation sprechen. „Wir sind froh, dass wir zum einen über einen großen Kader verfügen und zum anderen von Verletzungs- und Urlauberwellen bislang so gut wie verschont geblieben sind“, sagt der Trainer Peter Weinmann, der vor dem Spiel bei Croatia Stuttgart „alle Mann an Bord“ vermeldet. Inzwischen ist auch Ardian Aliu wieder aus dem Urlaub zurück. In der Partie, die auf dem engen und kleinen Kunstrasenplatz an der Vogelsangstraße im Stuttgarter Westen ausgetragen wird, erwartet Weinmann einen „heißen Tanz“. Das Ziel lautet: den dritten Tabellenplatz endgültig unter Dach und Fach bringen. Dieser dürfte dem Aufsteiger aus Filderstadt freilich ohnehin nicht mehr streitig zu machen sein. Der Vorsprung auf den Verfolger Spvgg Cannstatt beträgt sechs Punkte sowie ein Plus von 20 Toren.

TSV Plattenhardt – MTV Stuttgart

Gut 30 Mann hatte das Plattenhardter Trainerduo Sascha Krammer/Paulo Bayrak zum Saisonbeginn in seinem Bezirksliga-Kader. Übrig geblieben ist davon vor dem Heimspiel gegen den Angstgegner MTV Stuttgart, gegen den es zuletzt mit 0:5 und 0:4 zwei deftige Pleiten gesetzt hat, nur noch ein Notaufgebot: „Aktuell stehen uns noch 13, 14 einsatzfähige Spieler zur Verfügung“, sagt Krammer. Der Rest? Verletzt, im Urlaub, beruflich verhindert. Da freut es umso mehr, dass für die nächste Runde zwei weitere Neuzugänge feststehen. Auch wenn es von den Verantwortlichen noch keiner bestätigen will: Die Abwehrkräfte Robin Rueff (21) und Theofilaktos Spiridopoulos (23) wechseln vom Landesligisten TV Echterdingen in den Weilerhau.

Für diesen Sonntag ist derweil immerhin einer wieder dabei, der zuletzt drei Spiele hat zuschauen müssen: Der Angreifer Niels Wüllbier hat seine Sperre nach dem Platzverweis aus der Begegnung in Rohr abgebrummt. Nach zuletzt vier Zählern aus zwei Partien ist Krammer zuversichtlich, „dass wir unseren Formknick überwunden haben“.

Spvgg Möhringen – VfB Obertürkheim

An Pfingstmontag ist die Möhringer Serie von sieben Spielen ohne Niederlage auch aufgrund einer urlaubsbedingt dünnen Personaldecke mit einem 1:4 in Stammheim zu Ende gegangen. Mittlerweile hat sich die Lage an der Hechinger Straße wieder merklich entspannt. So stehen dem Trainer Karl-Heinz Fuhrmann gegen den Tabellenneunten Obertürkheim mit Ausnahme von Marcus Budday (Schulterverletzung) alle Stammkräfte zur Verfügung. Der Coach ist daher optimistisch, dass nun „der letzte noch fehlende Schritt zum Klassenverbleib gelingt“. Ein Sieg wäre gleichzeitig die Revanche für das unglückliche 0:1 aus dem Hinspiel. Zudem würde der Rückstand auf den aktuellen Gegner dann nur noch einen Zähler betragen – und damit wäre die Zielstellung der Möhringer, am Ende erneut einen einstelligen Tabellenrang zu belegen, vor dem Saisonendspurt in machbare Nähe gerückt.

SV Vaihingen – Spvgg Cannstatt

Eigentlich ist es ja gute Sitte, dass ein Verein im Rahmen seines letzten Saisonauftritts vor heimischer Kulisse alle Kräfte gebührend verabschiedet, die gehen werden. Der SV Vaihingen jedoch, der als Vorletzter trotz des jüngsten Aufwärtstrends weiter akut in Abstiegsnot steckt, macht da eine Ausnahme. Blumensträuße wird es an diesem Sonntag keine geben. Als Hauptgrund führt der Trainer Stephan Tregel an, dass „wir uns aufgrund der unklaren sportlichen Situation noch mitten in den Personalplanungen befinden und es deshalb noch keinerlei Abgänge zu vermelden gibt“.

Immerhin: die vier verbuchten Zähler aus den beiden vergangenen Partien, zuletzt das bemerkenswerte 1:1 beim Tabellenführer SV Bonlanden, haben die Hoffnungen genährt, dass doch noch der Klassenverbleib gelingt – auf welchem Weg auch immer. Gewinnen die Vaihinger ihre beiden verbleibenden Spiele morgen gegen die Spvgg Cannstatt sowie in zwei Wochen bei Beograd, könnte es theoretisch sogar noch zum Sprung auf den 13. Tabellenplatz reichen. Jener bedeutete nach jetzigem Stand die direkte Rettung, ohne die Extraschicht Relegation.