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VfB-Marketingchef Röttgermann sieht Pay-TV trotzdem positiv - "Sky auf einem gutem Weg".

Stuttgart - Vielleicht hat sich der schwerreiche Medien-Unternehmer Rupert Murdoch schon einmal gefragt, wie er vom Milliardär zum Millionär wird. Die Antwort: Indem er sein Geld ins deutsche Bezahlfernsehen steckt.

Die neuesten Horrorzahlen des Bezahlsenders Sky lassen sich kaum anders interpretieren: Der deutsche Fernsehzuschauer will sich an die Rolle als Melkkuh einfach nicht gewöhnen. Die Deutschland-Ausgabe der News Corporation von Rupert Murdoch bleibt ein Fass ohne Boden. Siebenmal schon brauchte der Bezahlsender eine Finanzspritze, um zu überleben. Diesmal sind 340 Millionen Euro fällig.

Der VfB kassiert bis zu 15 Millionen Euro Fernsehgelder

Das könnte noch böse enden für all jene, die von den Zuwendungen des ehrgeizigen Medienunternehmens ganz ordentlich leben. 2,4 Milliarden Euro kassieren die 36 Proficlubs aus Liga eins und zwei allein in dieser Saison für die Übertragungsrechte des Bezahlfernsehens an ihren Spielen. Das macht allein für den VfB Stuttgart je nach Tabellenstand zwischen 12 und 15 Millionen Euro.

"Das ist mehr, als uns jeder Hauptsponsor bezahlen kann", sagt Jochen Röttgermann, Chef der VfB-Marketing GmbH. Weshalb er fest an die heilenden Kräfte aus dem Hause Murdoch glaubt. "Der Markt ist extrem schwierig, aber Sky ist auf einem guten Weg. Es wird noch eine gewisse Zeit brauchen, bis sich das Pay-TV auch bei uns voll etabliert."

Damit liegt er voll auf Linie mit Deutschland-Chef Brian Sullivan, der sich realistisch gibt: "Die Aufgabe ist groß, die Herausforderung auch, aber es ist auch eine große Chance für uns. Das ist nicht über Nacht zu erledigen. Es wird ein langer Weg."

2013 wird der Fernsehvertrag neu verhandelt

Das ist nett gesagt, aber die Kenner der Branche sind sich sicher, dass Sky-Hauptaktionär Rupert Murdoch den Stecker zieht, sollte sich das Geschäft mit dem Fußball nicht bald schon rentieren. 2013 wird der Fernsehvertrag zwischen der Deutschen Fußball-Liga und den TV-Sendern neu verhandelt. Nennenswerte Zuwachsraten sind über das Pay-TV vorerst nicht zu erwarten.

Manch ein Schatzmeister in der Liga wäre deshalb schon froh, der Status quo bliebe erhalten. Denn ohne Sky geht dem Fußball die Luft aus. Die Inszenierung der boomenden Sparte fordert ihren Preis, die Stars in kurzen Hosen füllen sich mehr denn je die Taschen. Und unverändert gilt die alte Kaufmannsregel, dass man nicht mehr ausgeben sollte, als an Einnahmen zu erzielen sind. Was so auch für die Medien gilt.

Sky wollte schon in diesem Jahr drei Millionen Abonnenten, trotz intensiver Werbemaßnahmen sind bisher nur 2,47 Millionen Kunden bereit, 32 Euro und mehr für die Dienste zu bezahlen. Nach eigenen Angaben bräuchte Sky aber 2,8 bis drei Millionen Zuschauer, um eine schwarze Null zu schreiben. "Wir machen Fortschritte, aber es geht eben nicht schnell genug", sagte Brian Sullivan der "Süddeutschen Zeitung." Selbst das ist nicht mehr unumstritten.

Die meisten schauen frei empfangbar

Regelrecht verpufft ist die Wirkung des Top-Spiels der Woche, das am Samstag erst um 18.30 Uhr live über den Sender geht. Die meisten Sport-Fans fühlen sich von den frei empfangbaren Sendern eben noch immer ganz gut bedient, die ARD-"Sportschau" ist so leicht nicht totzukriegen.

Der deutsche Sportsfreund hängt nun mal an seinem frei empfangbaren Fernsehen und an den öffentlich-rechtlichen Sendern, für die er ohne großes Murren seine Gebühren zahlt. Und immer dann, wenn die Offensivspieler der Branche zur Attacke auf liebgewonnene Gewohnheiten blasen, weht ein Sturm der Entrüstung übers Land, der den Profi-Kick zum Kulturgut stilisiert, das für alle Menschen frei zugänglich bleiben müsse.

Jochen Röttgermann zählt sich trotz allem zu den Jüngern des Bezahlfernsehens und glaubt unbeirrt an den Instinkt des Geschäftsmanns Rupert Murdoch: "Der schießt kein Geld nach, wenn die Entwicklung nicht stimmt." Manchmal ist es im Leben wie im Fußball. Das Spannende ist, dass niemand weiß, wie's ausgeht.