Immer mehr Transaktionen beim Onlinebanking werden heute über das Smartphone durchgeführt. Foto: Mymemo - stock.adobe.com

Von zu Hause aus Geld überweisen oder einen Kredit beantragen: Bezahlen im Internet wird immer beliebter, ruft aber auch Betrüger auf den Plan. Die wichtigsten Tipps für mehr Sicherheit.

Stuttgart - Einer Bitkom-Umfrage zufolge nutzen inzwischen 76 Prozent der deutschen Internetuser Onlinebanking, weitere acht Prozent können sich vorstellen, darauf umzusteigen. „Die Sicherheitsstandards sind höher denn je und werden von den Banken stetig weiterentwickelt“, betont Ates Demir, Direktor Internet und Mobiles Banking bei der Targobank. Zudem könne aber auch jeder Nutzer dazu beitragen, Betrügern das Handwerk zu legen und ihnen keine Chancen zu lassen, indem er einige simple Verhaltensregeln beachtet.

 

Nicht auf Phishing-Mails reinfallen

Die beliebteste Masche von Betrügern, an vertrauliche Daten auf dem Rechner zu kommen, ist das sogenannte Phishing: Täuschend echt aussehende E-Mails der vermeintlich eigenen Bank fordern den Empfänger unter einem Vorwand dazu auf, seine geheimen PIN- und TAN-Daten zurückzuschicken oder auf gefälschten Webseiten einzugeben. E-Mails mit Bankbezug von unbekannten Absendern sollten stets kritisch überprüft und gegebenenfalls schlicht gelöscht werden. Bei Mails von unbekannten Absendern sollte man keine Links anklicken und keine Anhänge öffnen – und misstrauisch sein, wenn man in Mails zur Angabe sensibler Daten aufgefordert wird oder irgendeine Form von Handlungsdruck aufgebaut wird, etwa wegen einer angeblichen Kontosperrung oder einer fingierten Aktualisierung von Nutzerdaten. „Eine seriöse Bank wird ihre Kunden niemals dazu auffordern, persönliche Informationen wie PIN oder TAN per E-Mail zurückzusenden“, betont Ates Demir.

Aktuelle Antivirensoftware installieren

Um zu verhindern, dass Hacker sich Zugriff auf den Computer und damit letztlich auch auf das Onlinebanking verschaffen, ist es wichtig, seinen Computer gegen Viren und Trojaner zu schützen. „Um sein Konto vor unerwünschten Zugriffen zu schützen, sollte immer eine aktuelle Antivirensoftware zum Einsatz kommen“, rät Demir. Zudem sollte man die Firewall-Einstellungen seines Betriebssystems immer aktuell halten. Bei Windows 10 etwa geschieht dies automatisch. Würden in Betriebssystemen oder Anwendungen Sicherheitslücken entdeckt, so sollte man umgehend die erforderlichen Sicherheitsupdates des jeweiligen Anbieters vornehmen.

Das Smartphone vor unbefugten Zugriffen schützen

Immer mehr Transaktionen beim Onlinebanking werden heute über das Smartphone durchgeführt. „Auch auf dem Handy sollte ein Virenscanner gegen Schadprogramme installiert sein, er kann unerwünschte Programme rechtzeitig identifizieren“, so Onlinebanking-Experte Ates Demir. Wie beim PC sollte man auch hier nie identische Passwörter für unterschiedliche Dienste einsetzen. Wer sein Gerät stets mit einer Bildschirmsperre versehe, schütze es außerdem vor direktem, physischem Zugriff, so Demir.

Auf Sicherheitsgarantien der Banken zurückgreifen

Mitunter bieten Banken ihren Kunden Online-Sicherheits-Garantien an, manchmal gegen einen geringen Aufpreis. Diese Garantien sollte man nutzen – denn sie können einem im Ernstfall viel Geld und Aufwand ersparen. Zusätzlich gebe es für entsprechend registrierte Kunden eine Online-Sicherheits-Garantie: Geldbeträge, die durch Missbrauch der Zugangsdaten durch Dritte unrechtmäßig vom Girokonto verfügt wurden, werden dann erstattet. Zusätzliche Sicherheit bieten Konto-SMS-Services, die manche Banken anbieten: Dabei wird der Kunde über bestimmte Bewegungen auf dem Konto, bei Betragsanfragen auf der Kreditkarte oder anfallenden Zinsen für die eingeräumte Kontoüberziehung innerhalb von Minuten benachrichtigt und kann Verdachtsfälle direkt an seine Bank melden.

Ein sicheres TAN-Verfahren nutzen

Bankkunden sollten darauf achten, dass sie zur Freigabe von Überweisungen und anderen Transaktionen Verfahren nutzen, die eine sehr hohe Sicherheit bieten. Dazu gehören laut Angaben der Stiftung Warentest aktuell etwa ChipTan, PhotoTan und BestSign in Verbindung mit einem Kartenlesegerät, das einmalig je nach Bank zwischen 9 und 30 Euro kostet, sowie das App-basierte QR-TAN. Die noch recht weit verbreitete Variante SMS-TAN, bei der die Transaktionsnummer (TAN) zur Freigabe von Überweisungen per Kurznachricht aufs Smartphone kommt, bietet demzufolge hingegen nur ein mittleres Sicherheitsniveau. Als unsicher stufen die Warentester die Verfahren eTan+ und iTAN ein. Bei letzterem handelt es sich um die klassische Papierliste mit aufgedruckten, durchnummerierten TANs. Dieses Verfahren dürfen Banken aber wegen der neuen EU-Zahlungsdiensterichtlinie nach dem 14. September dieses Jahres nicht mehr einsetzen.

Sorge vor Internetkriminalität nimmt zu

Onliner in Deutschland sind besorgt über die Sicherheitslage im Internet. Neun von zehn Internetnutzern (89 Prozent) sehen eine wachsende Bedrohung durch Internetkriminalität, zeigt eine aktuelle Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Im Vorjahr sagten dies erst 85 Prozent. Viele von ihnen fühlen sich schlecht gewappnet. So sagen zwei Drittel (65 Prozent), sie würden es gar nicht merken, wenn Fremde den Computer oder das Smartphone ausspionieren würden. „Die Polizei verzeichnet jedes Jahr mehr Cyberdelikte. Internetkriminelle gehen immer trickreicher vor”, warnt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung.

Als Konsequenz fordern Onliner eine höhere Polizeipräsenz im Internet. Acht von zehn (81 Prozent) meinen, die Politik solle mehr Geld in spezielle Einheiten investieren, die gezielt gegen Cyberkriminalität vorgehen. „Wie im analogen Leben muss der Staat die Sicherheit seiner Bürger auch im Internet gewährleisten“, sagt Dehmel. „Wenn die Gefährdung zunimmt, müssen auch die Ressourcen der Polizei für Online-Einsätze aufgestockt werden.“