Dieser Waschtrog steht unter Denkmalschutz und muss trotz Umbau erhalten werden. Foto: Alexandra Kratz

In der evangelischen Einrichtung in Stuttgart-Sonnenberg gibt es künftig ein Ganztagsangebot und Plätze für Kleinkinder. Doch vorher müssen die Handwerker ran. Und es gibt eine Besonderheit.

Sonnenberg - Im Kindergarten Sonnenberg wuselt es. Seit 7.45 Uhr hat die Einrichtung im evangelischen Gemeindezentrum an der Johannes-Krämer-Straße geöffnet. Nun bringen die letzten Eltern noch schnell ihre Kinder herein. Es ist kurz vor 9 Uhr; bis 9 Uhr sollen möglichst alle da sein. Aktuell gibt es zwei Gruppen mit jeweils 25 Mädchen und Jungen. Die ersten werden bereits um 12.30 Uhr abgeholt. Die meisten bleiben aber bis nach dem warmen Mittagessen und gehen erst um 13.45 Uhr nach Hause. Dann schließt die Einrichtung. Denn bisher bietet der evangelische Kindergarten Sonnenberg nur die sogenannten verlängerten Öffnungszeiten mit maximal sechs Stunden Betreuung an.

Das ist nicht mehr zukunftsfähig. Das merkt Sonja Klöpfer immer wieder. „Die Eltern fragen bei der Anmeldung ihrer Kinder nach längeren Öffnungszeiten“, sagt die Einrichtungsleiterin. Über Jahre hinweg, habe die sechsstündige Öffnungszeit gereicht, um Familien die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Doch das habe sich geändert. „Mittlerweile wollen viele Mütter wieder Vollzeit arbeiten. Sie sind ja auch hoch qualifiziert“, sagt Sabine Klonk. Sie ist die Vorsitzende des Kirchengemeinderats. Hinzu kommt, dass es im Kindergarten Sonnenberg bisher keine Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren gibt. Die Gemeinde muss nun reagieren. „Alle Kindergärten um uns herum haben nach und nach umgestellt“, sagt Klöpfer. „Wenn die Kleinkinder erst einmal in einer anderen Einrichtung sind, dann kriegen wir sie nicht mehr zu uns. Auch darum wollen wir handeln“, ergänzt Klonk.

Neue Elektrik und besserer Schallschutz

Der evangelische Kindergarten ändert sein Konzept. Er stellt eine der beiden Gruppen auf Ganztagsbetreuung um. Ganztagsgruppen sind kleiner; das bedeutet, dass die Zahl der Kinder in dieser Gruppe auf 20 reduziert werden muss. Fünf Plätze sind dann für Kinder unter drei Jahren vorgesehen. Weil Betreuungsangebote für Kleinkinder in Sonnenberg nach wie vor Mangelware sind, kam die evangelische Gemeinde mit diesem neuen Konzept bei der Stadtverwaltung gut an.

Der Gemeinderat hat im aktuellen Doppelhaushalt Geld für den obligatorischen Investitionskostenzuschuss bereitgestellt. Darüber hinaus rechnet die Gemeinde mit Zuschüssen vom Kirchenkreis Stuttgart, der Landeskirche und dem Denkmalamt. Einen Teil der Umbaukosten finanziert sie aus Rücklagen, denn der Kindergarten muss umgebaut werden. Vor allem braucht es einen separaten Schlafraum. In der Einrichtung gibt es einen länglichen Raum mit vergleichsweise niedriger Decke, der dafür gut geeignet ist. Im zweiten Gruppenraum, in dem auch künftig 25 Kinder zwischen drei und sechs Jahren maximal sechs Stunden lang betreut werden, soll mit Hilfe einer Trennwand eine Ruheecke eingerichtet werden. Außerdem muss in der Küche einiges anders werden, vor allem muss eine Tür eingebaut werden. Die Gemeinde lässt auch die Elektrik erneuern und den Schallschutz verbessern. Der Waschraum wird so umgestaltet, dass er künftig auch für Kleinkinder nutzbar ist.

Der Waschtrog steht unter Denkmalschutz

Der steinerne Waschtrog aber muss bleiben. Das ist eine Vorgabe des Denkmalamts. Weil das gesamte Gemeindezentrum Sonnenberg unter Denkmalschutz steht, redet das Amt beim Umbau der Räume mit. Die Verantwortlichen bei der Gemeinde Sonnenberg brauchten eine Weile, um sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass der Waschtrog erhalten werden muss. „Mittlerweile haben wir aber mehrere Angebote von Steinmetzen, die ihn wieder herrichten können“, sagt Klonk.

Die evangelische Gemeinde Sonnenberg möchte eine Interimslösung vermeiden. Deshalb sollen die Handwerker vor allem dann arbeiten, wenn der Kindergarten geschlossen ist. Die Gemeinde hat noch Zeit. Denn die Angebotsumstellung soll erst von September 2019 an gelten. Pfarrer Hartmut Mildenberger lobt die guten Verbindungen zwischen dem Kindergarten und der Gemeinde. Er nennt zwei Beispiele: „Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Kinder bei Gottesdiensten mitwirken, und unser Gemeindefest beginnt immer mit einer Aufführung der Kinder.“ Auch die Erzieherinnen freuen sich über das gute Miteinander. „Wir sind in intensivem Dialog und sitzen oft an einem Tisch“, sagt die stellvertretende Kindergartenleiterin Dorothee Nuffer.