Wenn die Demenz rasch fortschreitet, nützt auch ein Zettel nichts mehr. Foto: dpa

Seit bei ihrem Mann eine Demenz diagnostiziert wurde, muss auch Maria G. mit dieser Krankheit leben. - Seit Kurzem bringt sie ihren Mann einmal pro Woche in eine Betreuungsgruppe. Er geht gern dahin, und sie kann ein paar Stunden durchatmen.

Ludwigsburg - Ich habe nicht einmal das Wort Demenz gekannt“, sagt Maria G. (Name geändert). Inzwischen hat sie dazugelernt, denn vor drei Jahren wurde die Krankheit bei ihrem Mann (86) diagnostiziert. Seither bestimmt die Demenz auch ihr Leben: 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Seit Kurzem bringt sie ihren Mann einmal pro Woche in die Betreuungsgruppe der Stiftung Evangelisches Altersheim (Mömpelgardstraße 8). Er geht gern dahin, und sie kann ein paar Stunden durchatmen.

„Leider wissen immer noch zu wenige Angehörige, dass es diese Betreuungsgruppen gibt“, sagt Mariele Kerkhoff vom Pflegestützpunkt der Stadt Ludwigsburg. Neben dem Angebot der evangelischen Kirche gibt es auch in der Kirchengemeinde St. Thomas Morus (Neue Weingärten 18) ein Betreuungscafé für Demenzpatienten. In diesen Gruppen wird gesungen, gebastelt, gespielt oder Gymnastik gemacht. Sie sind auf höchstens acht Personen beschränkt, und dank vieler ehrenamtlicher Helfer liegt der Betreuungsschlüssel bei 1 zu 1,5.

Niederschwelliges Hilfsangebot

Sie habe sich lange gesträubt, sagt Maria G. Sie wollte das Angebot nicht annehmen, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. „Ich dachte, ich kann doch nicht fremden Leuten meinen Mann übergeben.“ Inzwischen denkt sie anders darüber. „Ich weiß jetzt, dass sich mein Mann freut“, sagt sie. Und wenn es ihm gut gehe, seien auch die vielen kleinen täglichen Spannungen wenigstens vorübergehend aus der Welt.

Sie bekomme oft zu hören, dass Angehörige Angst hätten, die Kranken wegzugeben, weil sie sich dabei schlecht fühlten, sagt Beate Hilbert von der Betreuungsgruppe der katholischen Kirche. Die meisten wollten die Demenzkranken wenigstens so lange wie möglich zu Hause versorgen. „Darum betrachten wir diese Betreuungsgruppen auch als Einstieg in die Pflege“, meint Kerkhoff. Wer es geschafft habe, diese niedrigschwellige Hilfe, die von der Pflegeversicherung gezahlt wird, in Anspruch zu nehmen, sei vielleicht besser gerüstet für den nächsten Schritt. Irgendwann müssten sie loslassen, denn die Krankheit schreite zwar unterschiedlich schnell voran, aber es gibt keine Heilung.

Sie fühle sich endlich ernst genommen, sagt Maria G. „Man ist doch sehr allein. Man hat einen Mann, aber mit dem kann man ja nicht mehr reden“, sagt sie. „Mit anderen aber auch nicht.“ Dank der Betreuungsgruppe sei für sie das Gefühl der Isolation etwas aufgehoben. Man lerne dort auch andere Angehörige kennen und könne sich wenigstens kurzzeitig austauschen: „Einfach mal darüber zu reden, das tut gut.“

Pflegetagebuch als Arbeitsnachweis

Viele Angehörige täten sich auch schwer, wenn es um die Pflegestufe gehe, sagt Kerkhoff. „Aber wir können auch da Hilfestellung geben, wir sind Minutenfuchser“, sagt sie. Die Experten, die die Stufe festlegten, sähen den Patienten meist nur für kurze Zeit. Da könne ein falscher Eindruck entstehen. Sie rät pflegenden Angehörigen daher, ein Pflegetagebuch zu führen, um so nachweisen zu können, was sie alles leisten.

Noch sei man auf einen eher geringen Bedarf eingestellt, sagt Monica Führer von der Stiftung Evangelisches Altenheim. Sobald die Nachfrage aber steige, könne man weitere Betreuungsgruppen für Demenzkranke aufbauen.