Fast jedes Kleinkind in den Stuttgarter Innenstadtbezirken soll in Krippen betreuut werden. In unserer Bildergalerie haben wir Ihnen die Anzahl der Kita-Plätze (1. März 2012) in den einzelnen Stadtbezirken zusammengestellt. Foto: dapd

Durchschnittlich wollen 60 Prozent der Eltern von Kleinkindern einen Betreuungsplatz. In einzelnen Stadtbezirken ist die Nachfrage nicht ganz so hoch, in anderen wiederum ist der Bedarf gewaltig, wie der Wartelistenabgleich der Stadt ergeben hat.

Stuttgart - Je weiter weg von der Stadtmitte die Familien wohnen, desto geringer ist ihr Wunsch nach einer Betreuung von kleinen Kindern. Diesen Schluss lassen die jüngst vom Jugendamt vorgelegten Zahlen zur Kinderbetreuung zu. Mindestens 60 Prozent der Familien mit kleinen Kindern brauchen einen Betreuungsplatz. Die Durchschnittszahl sagt aber nicht alles über den tatsächlichen Bedarf aus.

Die Stadt hat auch die tatsächliche Zahl der Betreuungsplätze in den einzelnen Stadtteilen erhoben und die Kinder auf den Wartelisten gezählt. In Relation zu den im Stadtteil lebenden Kindern lässt sich daraus errechnen, wie viel Prozent der Eltern dort auf Betreuungsplätze warten. Daraus kann die Sozialverwaltung nun schließen, wo die Nachfrage besonders groß ist und der Ausbau besonders dringend.

So hoch ist die Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kleinkinder und so haben sich die Platzzahlen in den Stadtbezirken entwickelt

Der Westen sticht dabei besonders ins Auge. Dort sind in der vergangenen Zeit viele junge Familien zugezogen – und wollen auch längere Zeit dort bleiben. Weil im Westen zahlreiche Kitas der Stadt, der Privatinitiativen und der Kirchen existieren, ist der Versorgungsgrad mit 48 Prozent überdurchschnittlich hoch (Gesamtstadt: 33,3 Prozent). Allerdings stellt sich beim Blick auf die Wartelisten heraus, dass nahezu für alle Null- bis Dreijährigen ein Platz gebraucht wird. Bei der momentanen Zahl der Kleinkinder im Westen müssten weitere 664 Plätze geschaffen werden.

Der Anteil der Alleinerziehenden ist in Mitte besonders hoch

Ähnlich ist es im Bezirk Mitte: Dort werden für 87 Prozent der Kleinkinder Plätze gesucht. Der Anteil der Alleinerziehenden ist in Mitte besonders hoch, entlang der lauten Verkehrsachsen wohnen viele Familien mit Migrationshintergrund und in prekären Verhältnissen. Mit Zuzügen, auch von Familien, wird wegen der neue Wohnbauten an der Paulinenbrücke und beim Da-Vinci-Projekt gerechnet. Doch auch ohne diese Projekte fehlen schon 168 Plätze.

Im Neckarvorort Wangen sind nach Angaben der Stadtverwaltung „seit Jahren keine neuen Plätze für Kleinkinder mehr entstanden. Deshalb ist die Versorgung dort mit 22 Prozent auch eine der niedrigsten in der Stadt. Zurzeit warten nur 41 Prozent der Jüngsten auf einen Platz, doch weil das Herma-Areal mit Wohnungen bebaut wird und auch in der Ulmer Straße Neubaugebiete entstehen, müssen bestehende Kitas aus- und neue gebaut werden. Der derzeitige Fehlbestand liegt bei 59 Plätzen.

Kindergartenplätze in Krippenplätze für Kleinkinder umzuwandeln, stößt langsam an Grenzen

Wirft man einen Blick auf weitere Zahlen, sticht insbesondere Bad Cannstatt hervor. Im bevölkerungsreichsten Stadtbezirk leben auch die meisten Kinder. 574 Kleinkinder von 2089 stehen auf den Wartelisten der Kitas, obwohl nur 52 Prozent der Eltern eine Betreuung wünschen. Im Neckarpark sollen 150 bis 450 Wohneinheiten entstehen, im Veielbrunnen sogar bis zu 600. An der Hofener und Gnesener Straße, mit der Cannstatter Pforte und im Hallschlag kommen weitere hinzu. Ob das im Veielbrunnen geplante Bildungs- und Betreuungshaus mit bis zu 15 Gruppen gebaut wird, steht noch nicht fest, weitere Projekte sollen im Rahmen der Haushaltsplanberatungen 2014/15 beantragt werden.

Sanierungen, Erweiterungen, Neubauten muss es also weiterhin geben, um den Bedarf in der Landeshauptstadt zu decken. Kindergartenplätze in Krippenplätze für Kleinkinder umzuwandeln, stößt langsam an Grenzen: Deutlich wird durch die städtische Erhebung nämlich auch, dass mindestens für jedes zweite Kindergartenkind im Alter zwischen drei und sechs Jahren noch ein Ganztagsplatz fehlt. Die Sozialverwaltung sieht allerdings Potenziale in den derzeitigen Horten. Da die Schüler künftig in Schülerhäusern betreut werden, sollen sie zu Krippen und Kitas für jüngere Kinder werden.