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Wowereit warnt Berliner vor Provinzialität und verteidigt Zuwanderer als Bereicherung.

Berlin - Ein 29-jähriger Zeitungsbote hat im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg angeblich aus "Hass auf Schwaben" Brände in Wohnhäusern gelegt. Die Polizei bestätigte, dass der in elf Fällen überführte Mann als Motiv "Schwaben-Hass" angibt. Der Mann hatte Kinderwägen in Hausfluren und Treppenhäusern angezündet und enormen Sachschaden angerichtet. Zivilfahnder hatten ihn observiert und festgenommen, als in einem von ihm belieferten Haus Feuer ausbrach. Für einen Brand im Neuköllner Wohnbezirk des Mannes, bei dem drei Menschen starben, hat er jedoch ein Alibi.

Schlägt hier ein Phänomen um in Gewalt? Seit drei Jahren nehmen in dem ehemals alternativen, heute sehr hippen Kiez Prenzlauer Berg Schmierereien und Plakatparolen zu: "Tötet Schwaben" oder "Schwaben - spießig, überwachungswütig und kein Sinn für Berliner Kultur". Der Begriff "Schwaben" ist hier zum Synonym geworden für jene Zugereisten, die es sich leisten können, in inzwischen hochwertig sanierten Altbauwohnungen zu wohnen. Die Mieten haben sich seit Jahren verzehnfacht und steigen, sobald jemand auszieht. Käufer zahlen bis zu 5000 Euro für den Quadratmeter. Jene, die vor dem Investitionsschub hier wohnten, können sich das kaum mehr leisten. Daher rührt der verbale Protest. Seit dem Wahlsieg der Grünen in Baden-Württemberg ist zu lesen: "Die CDU-Invasion ist vorbei. Geht nach Hause und helft beim Wiederaufbau!"

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) kommentiert das Motiv des Täters unter Vorbehalt: "Vielleicht ist ,Schwaben-Hass' nur die Schutzbehauptung eines Pyromanen. Ich freue mich jedenfalls über die Schwaben in der Stadt; sie sind besonders beliebt und eine Bereicherung, aber keine Bedrohung." Anti-Schwaben-Polemik zeuge von einer Provinzialität und Intoleranz, die für Berlin unwürdig sei, sagte der Regierungschef unserer Zeitung.