Roswitha Zimmerle-Walentin (Zweite von links) spendet für die Versteigerung ein Bild, das die Flüchtlingsthematik aufgreift, auch Helena Cizl von Wahrlich (Zweite von rechts) steuert Kunst bei. Links im Bild steht Dorothea Nafz, rechts Dorothe Vorndran. Foto: factum/Granville

Die Gemeinde Hemmingen betritt Neuland: Für einen guten Zweck werden am Wochenende Werke örtlicher Künstler versteigert. Der Erlös kommt Bildungsprojekten in der Republik Kongo zugute.

Hemmingen - Engagiert ist Dorothea Nafz schon immer, sei es in der Kirchengemeinde oder bei den Landfrauen. Dass sie sich einmal für die Bildung in der Republik Kongo einsetzt, damit hätte die 72-jährige pensionierte Lehrerin aber nicht gerechnet. Erst recht nicht damit, für die ökumenischen Hilfsprojekte der Seelsorgeeinheit Strohgäu in jenes arme Land zu reisen.

Doch genau das tat die Hemmingerin vorigen Herbst: Vor einem Jahr wurde in der Stadt Madingou ein Nähzentrum eingeweiht. Zurzeit machen in jenem Centre de la Couture zehn Frauen zwischen 15 und 21 Jahren ohne Schulabschluss eine Lehre zur Schneiderin. Zudem können sie sich dort täglich eine warme Mahlzeit kochen. Nafz schätzt, dass in der Ausbildungsstätte schon mehr als 4000 Euro Spendengelder von Gläubigen aus dem Strohgäu stecken. Am Wochenende soll weiteres Geld dazukommen für „das im Kongo einmalige berufsbildende Projekt“.

Bekanntheit erleichtert Auktion

Die Frauengruppe Distelart veranstaltet mit sieben örtlichen Künstlern eine Benefiz-Kunstausstellung. Bei der Finissage können die Besucher die 14 Werke ersteigern – jeder Künstler steuert zwei aktuelle Arbeiten bei. „Die Veranstaltung passt wunderbar in unseren Rahmen, obwohl eine Versteigerung für einen guten Zweck Neuland für uns und den Ort ist“, sagt Dorothe Vorndran von Distelart. Trotzdem sei sie begeistert gewesen, als die Künstlerinnen Roswitha Zimmerle-Walentin und Helena Cizl von Wahrlich ihr die Idee einer Schau dieser Art unterbreiteten. Anfang des Jahres stand dann fest: Die Erlöse fließen in die Bildungsprojekte des früheren Hemminger Pfarrers der katholischen Kirchengemeinde, Christian Moussavou. Er arbeitet inzwischen in Tübingen, ist seiner Heimatgemeinde Madingou in Kongo-Brazzaville aber nach wie vor verbunden.

Bei der Ausstellung informiert Nafz die Bürger über das Projekt, sie zeigt Filme und Fotos. Um Spenden zu sammeln, hält sie regelmäßig Vorträge. „Je mehr Geld wir ersteigern, desto besser.“ Die monatlichen Ausgaben für das Nähzentrum lägen bei rund 500 Euro, die Finanzierung sei jedoch nur bis Ende November gesichert.

Umso mehr hofft Roswitha Zimmerle-Walentin, dass „die Bevölkerung offen ist für unsere Arbeiten“. Im Angebot sind Malerei, Fotografien und Skulpturen. Fast alle Künstler seien von der Hemminger Kulturnacht bekannt, sagt die 75-Jährige. „Auch das Projekt ist den meisten Bürgern geläufig. So wissen sie, wohin ihr Geld geht.“ Das erleichtere eine Benefiz-Auktion.

Gewaschen mit Wasser aus dem Brunnen

Vor ihrem Einsatz für Kongo-Brazzaville hatte sich Nafz kaum mit dem Land beschäftigt, kannte weder Hauptstadt noch Kultur. Nun sprudeln Eindrücke und Erfahrungen aus ihr heraus. Der Pfarrer Moussavou überzeugte sie davon, ihn in seine Heimat zu begleiten. „Am meisten Angst hatte ich vor dem Flug“, sagt Nafz.

In Madingou lebte sie für zwei Wochen bei einer Familie. Deren Haus hatte Strom – eine Seltenheit. Gewaschen habe sie sich mit Brunnenwasser. Nafz beschreibt die Menschen als „liebenswürdige, hilfsbereite Leute, die Traurigkeit und Mutlosigkeit ausstrahlen“. Die wirtschaftliche Lage sei so „schrecklich wie die Bildungssituation“. Nafz sagt, dass sie den Menschen ein Zeichen der Hoffnung geben wolle. „Unser Einsatz lohnt sich.“ Und er soll weitergehen. Geht es nach Nafz, gibt es beim Nähzentrum eines Tages einen Second-Hand-Laden sowie eine Änderungsschneiderei.

Nach Madingou spenden die Gläubigen im Strohgäu schon seit 2016: Neben Geld und Nähmaschinen auch Schulmaterialien für bedürftige Kinder: Hefte und Stifte, Brillen gegen Kurzsichtigkeit, Gummistiefel für die Regenzeit. Diese erlebt Nafz hautnah, wenn sie im Februar erneut nach Afrika fliegt. Was sie wenig stört: Am einfachsten überzeugt sie die Bürger zu spenden, wenn sie weiß, wovon sie spricht.

Im Hemminger Bürgertreff sind die Kunstwerke von Freitag, 14. September, an bis Sonntag, 16. September, jeweils von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Die Versteigerung beginnt am Sonntag um 17 Uhr. Info: www.distelart.de