Der deutsche Bundestag hat sich gegen die vorgeschlagene Widerspruchslösung entschieden. Foto: epd

Der Beilsteiner Peter Rode lebt mit einer Spenderleber und kann das Nein des Bundestags zur Widerspruchslösung bei Organspenden nicht verstehen.

Beilstein - Der Deutsche Bundestag hat sich am Donnerstag überraschend deutlich gegen die von Jens Spahn vorgeschlagene Widerspruchslösung entschieden. Wäre sie Gesetz geworden, wäre jeder automatisch potenzieller Organspender gewesen, der dem nicht widersprochen hat.

Herr Rode, wie geht es Ihnen mit der Entscheidung des Deutschen Bundestags?

Im Moment der Bekanntgabe war ich tieftraurig, jetzt bin ich sehr enttäuscht. Das ist eine furchtbare Entscheidung nach drei Jahren Kampf. Und ein Todesurteil für täglich drei Patienten, die auf ein Spenderorgan warten.

Wie lange leben Sie schon mit einer Spenderleber und warum?

Seit dem 16. Januar 2014. Das ist mein zweiter Geburtstag. Ich hatte eine Leberzirrhose.

Wie lange mussten Sie auf das Spenderorgan warten?

Als es von den Leberwerten her schon ganz dringend war, hat es noch drei Jahre gedauert. Woher meine neue Leber kommt, weiß ich nicht. Wahrscheinlich aus dem Ausland, wo die Bereitschaft zur Organspende höher ist. Wir sind in Deutschland Nettobezieher von Leben.

Und wie hat sich Ihr Leben durch die neue Leber verändert?

Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Ich kann wieder Sport machen, halbtags arbeiten, und ich kann mich darüber freuen, dass ich jetzt zwei Enkel habe. Dafür bin ich sehr dankbar, und deshalb engagiere ich mich auch für die Organspende.

Hätten Sie mit einer solch deutlichen Ablehnung des Gesetzentwurfs gerechnet?

Nein. Wann immer ich persönliche Gespräche geführt habe, ob an Infoständen oder im Kreis Organspende des Sozialministeriums, habe ich nur positive Reaktionen bekommen. Aber es wurden jetzt ja auch nicht Bürger befragt, sondern deren gewählte Vertreter. Ich verstehe auch die vorgebrachten Gegenentwürfe nicht. Für mich ist das nur Geltungssucht; man wollte unbedingt etwas Eigenes machen.

Warum reicht es nicht aus, dass man alle zehn Jahre beim Ausweisabholen darauf angesprochen wird, ob man bereit wäre, seine Organe zu spenden?

Wie wollen Sie denn so etwas kontrollieren? Und wenn die Krankenkassen ihre Mitglieder deshalb alle zwei Jahre anschreiben, kostet das Abermillionen. Immerhin sind wir mit dem neuen Transplantationsgesetz, das seit Anfang des Jahres in Baden-Württemberg gilt, auf dem richtigen Weg. Seither muss es an jedem Krankenhaus einen Chirurgen geben, der zumindest mit einem Teil seiner Arbeitszeit Transplantationsbeauftragter ist. Theoretisch kann jedes Krankenhaus ein Entnahmekrankenhaus sein.

Was würden Sie den Bundestagsabgeordneten gerne sagen?

Wie kann es sein, dass man gegen so etwas stimmt? Die Menschen hätten doch nur Nein sagen müssen, wenn sie kein Organspender sein wollen.