Ende 2018 sollte die Kastration von Ferkeln ohne Narkose abgeschafft werden (Symbolbild). Foto: dpa

Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert einen Bundesrats-Vorstoß in Bayern bei der betäubungslosen Ferkelkastration. Diese sollte Ende 2018 abgeschafft werden und könnte durch den Vorstoß für fünf weitere Jahre erlaubt sein. Davon betroffen sind etwa 100 Millionen Ferkel.

Bonn/ München - Mit der geplanten Änderung des Tierschutzgesetzes in Bayern soll die betäubungslose Kastration von Ferkeln fünf weitere Jahre möglich sein und nicht Ende 2018 abgeschafft werden, wie Verbands-Vizepräsidentin Brigitte Rusche am Freitag sagte. Käme der bayerische Vorstoß durch, würden etwa 100 Millionen Ferkel weiter unter Schmerzen kastriert. Dabei gebe es drei Alternativen, die sowohl praxistauglich als auch tierschutzgerecht seien.

„Die Landwirte hatten mehrere Jahre Zeit, sich auf die Änderung einzustellen“, sagte Rusche, und verwies auf Alternativ-Methoden wie die Ebermast, eine Impfung gegen Ebergeruch und Kastration unter Vollnarkose. „Sich nun darauf zu berufen, die Zeit für Umstellung sei zu knapp gewesen, ist schlichtweg absurd.“ Das deutsche Tierschutzgesetz wurde 2013 dahingehend geändert, dass die darin festgeschriebene Ausnahme, Ferkel bis zu ihrem siebten Lebenstag ohne Betäubung kastrieren zu dürfen, Ende 2018 auslaufen soll.

Durch Kastration von männlichen Ferkeln soll der „Ebergeruch“ vermieden werden

Der Antrag Bayerns soll am 3. September im Agrarausschuss des Bundesrates beraten und am 21. September im Plenum zur Abstimmung gestellt werden, teilte der Tierschutzbund weiter mit. Danach bräuchte es für eine Gesetzesänderung noch die Zustimmung des Bundestags. So weit soll es den Tierschützern zufolge aber am besten gar nicht erst kommen. Sie appellieren an die Mitglieder des Agrarausschusses: „Jede Stimme für den Antrag aus Bayern ist eine Stimme gegen den Tierschutz in Deutschland.“

Hintergrund für die Kastration männlicher Ferkel ist, dass manche männlichen Schweine - Experten gehen von ungefähr fünf Prozent der Jungeber aus - den sogenannten „Ebergeruch“ entwickeln. Das ist ein für manche Menschen unangenehmer Geruch und Geschmack, den das Fleisch von unkastrierten männlichen Mastschweinen haben kann. Die Hoden von Ebern produzieren männliche Geschlechtshormone und geschlechtsspezifische Ebergeruchsstoffe. Diese werden über das Blut in den Körper verteilt - auch ins das Muskelfleisch.