Mitarbeiter des Jugendtreffs und Bürger des Stadtteils wehren sich gegen die Pläne für die Mehrfamilienhäuser. Foto: /Peter Stotz

In dem Esslinger Stadtteil Zollberg herrscht Unmut über die Planungen für ein Wohnbauprojekt, da sie einen sozialen Treffpunkt massiv einschränken würden.

Die Stadt Esslingen will den Bau neuer Wohnungen erleichtern. Dabei ist der auch der Bolzplatz an der Traifelbergstraße auf dem Zollberg ins Blickfeld gerückt. Dort könnten in drei Mehrfamilienhäusern etwa 45 Wohnungen entstehen, größtenteils als sozialer Wohnungsbau – geplant für Menschen, die keine bezahlbare Wohnung finden. Zudem könnte eine Senioren-Wohngemeinschaft mit acht Plätzen eingerichtet werden. Der städtische Ausschuss für Technik und Umwelt hatte für die Bebauung des Areals bereits die ersten Weichen gestellt.

Das Evangelische Jugendwerk Esslingen (EJE), Träger des benachbarten Jugendhauses, sowie Bürger des Stadtteils befürworten den Wohnungsbau grundsätzlich. Sie befürchten jedoch massive Einschränkungen für den Betrieb des Jugendtreffs und sehen dessen Funktion als sozialer Treffpunkt gefährdet. Deshalb fordern sie eine Überarbeitung der Pläne. Bei einer Informationsveranstaltung des Jugendwerks, zu der knapp 40 Anwohner gekommen waren, erläuterten Michael Weisbach, der leitende Referent beim EJE, und der Jugendhausmitarbeiter Jörg Maurer-Pfeiffer ihre Bedenken: „Jeder versteht, dass wir zusätzlichen Wohnraum benötigen“, sagte Weisbach. In einer Sitzung des Technischen Ausschusses sei das EJE aber mit einem Schallschutzgutachten konfrontiert worden, das „schockierend“ sei: Das Jugendhaus müsse künftig seine Öffnungszeiten an Werktagen auf 15 bis 22 Uhr beschränken, um das Wohnbauprojekt nicht zu gefährden. Nur an zehn Wochenenden im Jahr seien demnach Veranstaltungen erlaubt. „Damit ist die Zukunft der Einrichtung in Gefahr“, sagte Weisbach.

Den Investor in die Verantwortung ziehen

Wie Maurer-Pfeiffer einräumte, ist der Jugendhausbetrieb durchaus mit einem gewissen Lärmaufkommen verbunden. Allerdings sei es unverständlich, dass dem Investor des Projekts keine Auflagen zum passiven Schallschutz in Richtung der Straße und des Jugendhauses gemacht worden seien.

Nicht nur ein Treffpunkt für Jugendliche

Anwohner wiesen darauf hin, dass das Jugendhaus auch für etliche Erwachsene des Stadtteils von Bedeutung ist, die das Haus an den Wochenenden für Geburtstags- oder Familienfeiern nutzten. „Das Jugendhaus ist wichtig für unsere Jugendlichen, die sonst auf dem Zollernplatz herumhängen. Und es hat eine Funktion als soziales Zentrum für den Stadtteil“, sagte ein Zuhörer.

Diese Funktion zu beschneiden, ziehe soziale Folgekosten an anderer Stelle nach sich, erklärte ein Teilnehmer. „Wohnen ist wichtig, aber auch die Jugendarbeit und das Soziale sind wichtig. Das muss man abwägen. Wenn die Interessen des Investors höher gewertet werden als die des Stadtteils, ist etwas in Schieflage geraten.“

Noch ist nichts entschieden

Die Stadtverwaltung zeigt sich derweil lösungsorientiert. „Die in Zusammenhang mit den unterschiedlichen Nutzungen stehenden Konflikte sind uns bewusst. Wir werden deshalb nach Möglichkeiten suchen, einerseits den dringend benötigten Wohnungsbau zu ermöglichen, andererseits aber auch den Anforderungen des Jugendhauses weiterhin gerecht zu werden“, versichert der Bürgermeister Hans-Georg Sigel.

Bürger des Stadtteils wollen nun die Möglichkeit nutzen, bis zum 28. Februar Stellungnahmen zum Entwurf des Bebauungsplans einzureichen und auf eine Überarbeitung der Planungen hinzuwirken. Überdies wollen sie die Stadträte über ihre Befürchtungen informieren. „Die müssen entscheiden, also müssen wir sie mitnehmen. Sie müssen wissen, was Bürger – Jugendliche und Erwachsene – bei uns bewegt“, sagte ein Teilnehmer.