Matthias Metz, Chef der Bausparkasse Schwäbisch Hall Foto: StN

Auch wenn der Traum vom Eigenheim noch so verlockend ist – eine Finanzierung ohne Eigenkapital hält Matthias Metz für unsolide. Gerade bei Haushalten, die spitz rechnen müssen, sei Eigenkapital wichtig, sagt der Chef der Bausparkasse Schwäbisch Hall.

Auch wenn der Traum vom Eigenheim noch so verlockend ist – eine Finanzierung ohne Eigenkapital hält Matthias Metz für unsolide. Gerade bei Haushalten, die spitz rechnen müssen, sei Eigenkapital wichtig, sagt der Chef der Bausparkasse Schwäbisch Hall.

Herr Metz, Sie sind sportbegeistert, treiben jeden Tag Sport, wenn es sein muss, auch morgens um fünf Uhr. Was treibt Sie an?
Ganz einfach: Ich will fit bleiben. Nur wer sportlich fit ist und eine gute Balance zwischen Arbeit und Entspannung findet, kann auch erfolgreich sein. Ich treibe gern morgens Sport, weil es mir abends schwerfällt, bei meinen zahlreichen Abendterminen konsequent zu sein. Morgens gibt es keinen Entschuldigungsgrund. Da gehört Sport wie Zähneputzen dazu.
Sie motivieren auch Ihre Mitarbeiter zu sportlichen Aktivitäten.
Auf jeden Fall!
Stößt das auf Gegenliebe, oder wird das als Einmischung in persönliche Angelegenheiten gesehen?
Einige sagen mir, ohne mich hätten sie nie mit Sport angefangen. Aber es mag schon sein, dass der ein oder andere mein Zureden als aufdringlich empfindet. Anstoß gab, dass die Krankheitsquote in unserem Unternehmen nicht sank. Da haben wir uns gefragt, was wir tun können, um die Situation zu verbessern. Wir haben eine Betriebssportgemeinschaft mit unterschiedlichen Disziplinen. Stolz bin ich, dass im September bei einer großen Laufveranstaltung in der Region 250 Mitarbeiter aus unserem Haus teilgenommen haben. Ich bin selbst mitgelaufen und war begeistert über das tolle Gemeinschaftsgefühl, das sich einstellte, als wir die zehn Kilometer geschafft hatten.
Sie wollen etwas tun, um als Arbeitgeber zu punkten?
Das müssen wir. Statistisch gesehen verlieren wir in den nächsten zehn Jahren altersbedingt bis zu 60 Prozent der Mitarbeiter in zentralen Bereichen wie der IT und der Kundenbetreuung. Deshalb müssen wir rechtzeitig Vorsorge treffen, um die Mitarbeiterzahl an unserem Standort fernab der Großstadt zu halten. Wir müssen als Arbeitgeber attraktiv sein. Die Leute fragen, welche Perspektive wir ihnen geben können und wie sicher die Arbeitsplätze sind. Wir haben gerade ein neues Ausbildungszentrum eröffnet und mit einem Neubau die Zahl der Kindergartenplätze verdoppelt. Wir gehören jedes Jahr bundesweit zu den zehn attraktivsten Arbeitgebern, auch weil wir beispielsweise mehr als 70 Teilzeitmodelle anbieten.
Schwäbisch Hall hat die Finanzkrise ohne erkennbare Blessuren überstanden. Ist das Ihr größter Erfolg?
Das ist nie der Erfolg eines Einzelnen, wir haben das als Team erreicht. Uns hat geholfen, dass wir viele Dinge vorbereitet hatten, nicht wissend, dass die Krise kommt. Wir haben beispielsweise seit 2000 einen Prozess etabliert, wie wir die Bausparkasse in unterschiedlichen Zinsphasen steuern. Deswegen wurden wir nicht auf dem falschen Fuß erwischt. Zum Erfolg trägt auch bei, dass wir ständig Verbesserungsmöglichkeiten vorantreiben und dabei die Mitarbeiter mitnehmen. Es ist sehr schwierig, wenn ein Unternehmen in eine Situation kommt, auf die es nicht vorbereitet ist. Und dann zu hohe Ziele vorgibt und Dinge zu radikal verändert, ohne die Mitarbeiter bei diesem Prozess miteinzubeziehen. Das funktioniert nicht.
Die niedrigen Zinsen verleiten auch Menschen zum Bauen, die es sich kaum leisten können. Droht uns in einigen Jahren eine Welle von Zwangsversteigerungen?
Das erwarte ich nicht. Wir sind ganz eindeutig gegen 100-Prozent-Finanzierungen. Bausparen ist ein Produkt, bei dem zunächst Eigenkapital angespart wird. Eine solide Finanzierung sollte mindestens 20 bis 25 Prozent Eigenkapital beinhalten, 50 Prozent sollten durch einen Bankkredit und 25 Prozent durch eine Bausparfinanzierung beigesteuert werden. Gerade bei Haushalten, die spitz rechnen müssen, ist es wichtig, Eigenkapital anzusparen, damit sie nach Auslaufen der Zinsbindung die Anschlussfinanzierung tragen können.
Trotz der niedrigen Zinsen bleiben viele Bauherren bei einer Tilgung von nur einem Prozent der Baufinanzierung. Ist das sinnvoll?
Bei einer Tilgung von nur einem Prozent läuft so eine Finanzierung mehr als 30 Jahre. Eine höhere Tilgung ist empfehlenswert. Die Bausparfinanzierung sorgt dafür, dass ein bestimmter Teil des Kredites schneller zurückgezahlt wird. Faustregel: Für Zins und Tilgung sollten nicht mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens verwendet werden. Verantwortungsvolle Beratung heißt auch, manchmal eine Finanzierung abzulehnen und den Kunden vor Schaden zu bewahren.
Verbraucherschützer warnen aber vor den Bausparkassen, weil diese versuchen, Kunden aus lukrativen Verträgen zu drängen. Wie groß ist der Imageschaden dadurch?
Der Imageschaden ist hoch. Wir distanzieren uns ausdrücklich von Maßnahmen, die übers Ziel hinausschießen. Der Bausparvertrag dient dazu, ein Darlehen zu bekommen. Wenn der Kunde aber beispielsweise die vereinbarte Bausparsumme von 30 000 Euro vollständig angespart hat, dann hat er keinen Darlehensanspruch mehr. In diesem Fall kann die Bausparkasse kündigen. Sie wird das auch tun, um die anderen Bausparer zu schützen, die einen Darlehensanspruch haben. Aber für weitergehende Aktionen haben wir kein Verständnis.
In der Vergangenheit sind Bausparverträge auch als gute Geldanlage verkauft worden.
Ich kann nur für uns sprechen. Wir haben uns da zurückgehalten. Unser Anteil von Verträgen mit einer Guthabenverzinsung von über 3,5 Prozent liegt bei unter zwei Prozent.
In der Finanzkrise waren die Bausparkassen die Guten. Jetzt stehen sie am Pranger. Zeigt das, wie sehr die Branche aufgrund der niedrigen Zinsen unter Druck steht?
Es ist richtig: Die Reputation, gut durch die Krise gekommen zu sein, war ungeheuer hoch, umso weniger gefällt uns jetzt diese Diskussion. Das schadet uns unnötig, und wir als Bausparkasse Schwäbisch Hall fühlen uns ungerechtfertigterweise mit in die Kritik einbezogen.
Es gibt endlich eine neue Regierung. Welches Thema sollte sie zuerst anpacken?
Die Themen Wirtschaft und Energie in einem Ministerium zu bündeln, begrüßen wir. Auch die Entscheidung, Bauen und Umwelt zusammenzufassen, sehen wir als Chance. Wer den Umweltschutz glaubwürdig voranbringen will, muss sich auch dem Neubau und dem Wohnungsbestand widmen. Der private Wohnungsbestand ist für rund ein Drittel des CO2-Ausstoßes und für etwa ein Drittel des Energieverbrauchs verantwortlich. Wer das ändern will, sollte hier Anreize setzen – zum Beispiel durch steuerliche Abzugsmöglichkeiten oder Zuschüsse. In Deutschland hat im Schnitt jeder zweite Haushalt einen Bausparvertrag. Ohne die Bausparer wird es keine Energiewende geben. Die Gebäudesanierung ist der Schlüssel zu ihrem Erfolg. Bausparverträge können gut zur Sanierung der Heizung oder für wärmedämmende Maßnahmen genutzt werden.
Sie haben im Sommer für das Gesamtjahr ein Neugeschäft von etwas mehr als 34 Milliarden Euro für Schwäbisch Hall erwartet.
Es wird noch etwas mehr werden. So viel kann ich schon sagen: 2013 wird ein richtig gutes Jahr werden. Wir sind sehr zufrieden.
Weil die Leute in Betongold flüchten?
Das nur zum Teil. Die Menschen schließen Bausparverträge ab, weil sie sich jetzt die niedrigen Zinsen sichern wollen und weil 70 Prozent unseres Geschäftes in Modernisierung und energetische Erneuerung gehen. Diese Themen beschäftigen die Leute. Die Bausparkassen haben Rückenwind, und bei uns bläst der Wind besonders kräftig.
Dann fällt Ihr Ergebnis auch gut aus?
Ein gutes Neugeschäft belastet eher das Ergebnis, weil hohe Provisionszahlungen für unseren Außendienst fällig werden. Das Ergebnis ist trotzdem erstaunlich ordentlich.