Die Sanierung der Verwaltungsstelle ist in der Prioritätenliste nach hinten gerutscht. Das schmeckt dem Ortsvorsteher nicht. Die Stadt verweist aber auf andere Dringlichkeiten.
Die Haushaltslage der Stadt Marbach ist enorm angespannt, die personellen Ressourcen im Rathaus begrenzt. Welche Großprojekte angesichts dieser widrigen Begleitumstände wann angepackt werden könnten, zeigt ein Fahrplan auf, der 2020 bei einer Klausur vorgestellt und zwischenzeitlich von der Stadtverwaltung fortgeschrieben wurde. Für schlechte Stimmung sorgte am Donnerstag im Gemeinderat bei der Diskussion über die To-do-Liste jedoch, dass die Generalüberholung der Verwaltungsstelle in Rielingshausen weit nach hinten gerutscht ist. „Das ist irgendwo fast schon unseriös“, griff Ortsvorsteher Jens Knittel die Rathausspitze scharf an.
Zweifel am neuen Ziel
Knittel erinnerte daran, dass für die Sanierung schon mehrmals Mittel im Haushalt vermerkt gewesen seien, das Geld sei aber stets anderweitig „verbraten“ worden. Und laut dem Fahrplan von vor zwei Jahren hätten Fassaden, Fenster und anderes mehr an dem Gebäude 2021 sowie 2022 modernisiert werden sollen. Nun habe man die Arbeiten aber gar auf 2028 verschoben. „Ohne Grund“ und ohne den Ortschaftsrat darüber informiert zu haben, monierte Knittel. „Und da glauben wir auch nicht daran, dass das kurz vor der Gartenschau tatsächlich noch gemacht wird“, sagte er. Dabei habe sich doch eigens ein Ingenieurbüro mit dem Fahrplan beschäftigt. Zur Seite sprang ihm der Rielingshäuser Jochen Biesinger von der CDU, der ebenfalls bemängelte, dass die Liste bislang nicht im Ortsgremium präsentiert und diskutiert worden sei.
Druck wegen steigender Kinderzahlen
Die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik stellte daraufhin klar, dass die erste Fassung des Zeitplans rein unter energetischen Gesichtspunkte erstellt worden sei. Inzwischen habe man aber sämtliche Bauvorhaben in die Planungen einfließen lassen. „Dabei hat sich gezeigt, dass viele Projekte zeitlich drängend sind, die vorgezogen werden müssen“, sagte Wunschik. Bürgermeister Jan Trost beteuerte zudem, dass aufgeschoben nicht aufgehoben sei, allerdings nicht zuletzt ein Ziel vorrangig zu behandeln sei: die Erweiterung der Quellen-Grundschule in Rielingshausen. „Hier haben wir ziemlichen Druck. Deshalb haben wir das auch so eingetaktet, dass das Gebäude fertig ist, wenn wir es benötigen“, erklärte der Rathauschef. „Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen“, bat er um Verständnis.
Stadt muss erst Flächen sichern
Angedacht ist, 2023 mit einer Machbarkeitsstudie in die Erweiterungsplanung einzusteigen. Der Spatenstich soll 2025 über die Bühne gehen. Der Stadt schwebt vor, frische Kapazitäten über einen Anbau zu schaffen. „Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Grunderwerb“, sagt Jan Trost auf Nachfrage. Dazu liefen gerade Gespräche. Der Bedarf für eine Erweiterung sei unstrittig, lasse sich an den steigenden Kinderzahlen ablesen. Es gebe Jahrgänge, die so geburtenstark sind, dass sicher zwei Klassen gebildet werden müssten, womit die Schule an ihre Grenzen stoßen würde. Dazu komme eine verstärkte Nachfrage nach einer Kernzeitbetreuung, wofür ebenfalls Räume benötigt würden.
Moderne Fahrradabstellplätze geplant
Ebenfalls auf der Agenda hat die Stadt das Schulzentrum in Marbach. Die in die Jahre gekommene Gymnasiumturnhalle soll 2029/30 modernisiert werden. Es wurde zuletzt diskutiert, in dem Zusammenhang auch eigene Räumlichkeiten für die Musikschule Marbach-Bottwartal zu schaffen. Ob es wirklich dazu kommt, müsse eine Detailplanung zeigen, sagt Trost, der es zudem für sehr wichtig erachtet, eine zeitgemäße Abstellanlage für Fahrräder auf dem Campus zu schaffen. Dabei wird in großen Dimensionen gedacht. Im Gespräch ist, das Ganze mit einem hochinnovativen Wasserstoffprojekt zu verknüpfen. Pedelecs könnten dann über umweltfreundlichen Strom geladen werden. Überdacht wäre die Anlage auch, sagt der Bürgermeister. Die Umsetzung hat die Stadt für 2024 im Visier.
Erst das Gebäude, dann der Pausenhof
Drei Jahre später soll der Pausenhof des Bildungszentrums attraktiver gestaltet werden. Aktuell ergebe das keinen Sinn, betont Trost. Zunächst müssten die Sanierungsarbeiten an den Schulgebäuden selbst abgeschlossen werden. „Da sind viele schwere Fahrzeuge unterwegs“, gibt der Rathauschef zu bedenken. Wenn die Maschinen nicht mehr über das Gelände rollen, sei der Weg frei dafür, das Areal herauszuputzen. Was dann mit der Schulstraße passiert, müsse diskutiert werden. Momentan durchtrennt der Verkehrsweg die Schulhöfe von Gymnasium und Bildungszentrum wie eine Schneise. „Wir werden überlegen, ob hier eine gemeinsame Pausenhoffläche entstehen soll“, sagt Trost.
Foyer könnte erweitert werden
Bei der Stadionhalle stelle sich hingegen die Frage, ob im Rahmen der ab 2027 anvisierten Generalüberholung das Foyer erweitert werden soll. „Für die Bewirtung ist die Fläche recht klein“, erklärt der Bürgermeister, was hinter dieser Überlegung steckt.