Das hier ist erst mal kein Ort zum Verweilen im Silberwald. Foto: /iedl

Entlang des 1,6 Kilometer langen Wegs durch den Silberwald beim Fernsehturm werden derzeit Bäume gefällt. Beschwerden aus der Bevölkerung lassen nicht lange auf sich warten.

Sillenbuch - Insgesamt 27 Hektar Waldfläche bearbeiten – das ist eine Menge Holz, mag man umgangssprachlich sagen. Doch den Besuchern des Silberwalds in Sillenbuch ist nicht nach lockeren Sprüchen zumute. Wenn sie bei der Stadtbahn-Haltestelle Silberwald den Wald betreten wollen, sehen sie erst mal vor allem Kahlschlag. Sie finden dafür drastische Formulierungen wie: „Hier waren Menschen am Werk, denen es ausschließlich um den Holzertrag geht. Ein forstwissenschaftliches Gewissen und Respekt vor der Natur kann bei diesen Firmen nicht vorhanden sein.“ Oder: „Wie kann in einem Land, das von einer grünen Regierung geführt wird, so etwas genehmigt werden? Wie können in Zeiten, in denen der Klimawandel in den Mittelpunkt gerückt ist, solche Maßnahmen noch möglich sein?“

Försterin kann Beschwerden nachvollziehen

Verantwortlich für dieses Waldgebiet ist der landeseigene Betrieb Forst BW. Von dort heißt es: „Die Hiebsfläche ist durch den massiven Anteil der Straße mit einer Länge von 1,6 Kilometern sehr groß. Das in diesen Waldflächen geerntete Holz haben wir aufgrund des Wegeangebots auf wenige Waldwege konzentriert.“ Die zuständige Försterin Kathrin Klein kann die Beschwerden nachvollziehen. Aufgrund der Längenausdehnung könne schon der Eindruck entstehen, dass hier eine große Holzmenge geerntet werde. Aber: „Mit 43 Kubikmeter pro Hektar liegen wir hier im unteren Bereich der möglichen Entnahmemenge.“

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Entlang der 1,6 Kilometer langen Straße gehe es laut Klein auch um Verkehrssicherung. „Das waren vor allen Dingen Eschen, die vom Eschentriebsterben befallen waren und in Folge dessen instabil werden und damit verbunden für den öffentlichen Verkehr eine große Gefahr darstellen“, erklärt die Försterin.

Die Pflege von Kiefer und Eiche

Für die weiteren Arbeiten macht sie geltend: „Hauptsächlich ging es um die Pflege der Kronen der Lichtbaumarten Kiefer und Eiche durch die Entnahme von einer bis drei meist konkurrenzstärkeren Buchen, um die alten Bäume möglichst lange zu erhalten. Auch um für jungen Eichen Lichtkegel zu schaffen, für die nächste Waldgeneration.“

Klein weiß, dass vor allem in Waldgebieten am Stadtrand derartige Arbeiten Unmut auslösen: „Gerade weil wir uns im Silberwald in einem Naherholungsgebiet befinden, läuft hier die Holzabfuhr auf Hochtouren.“ Denn auch die wuchtigen Maschinen, mit denen die Baumstämme aus dem Wald gezerrt werden, so genannte Harvester, sorgen für Beschwerden. „Sobald das komplette Holz abgefahren wurde, werden wir die Waldwege umgehend richten lassen“, versichert sie. „Eine provisorische Instandsetzung ist bereits erfolgt.“

Bis zum natürlichen Zerfall

In der Tat hinterlassen diese wuchtigen Maschinen tiefe Spuren in dem feuchten Waldboden. Allerdings verweist sie auch darauf, dass diese mit weniger Bewegungen mehr Schwerarbeit verrichten können als kleinere Maschinen. Und der Aspekt der Nachhaltigkeit gelte auch für Forst BW. „Gerade in einem bewirtschafteten Wald mit der Rohstoffgewinnung für langlebige Holzprodukte, wird verstärkt CO2 gebunden“, so Klein. Durch den neu entstandenen Platz würden die verbleibenden Bäume mit einem stärkeren Wachstum reagieren und dadurch mehr CO2 binden. „Wir haben dazu sieben weitere Habitatbaumgruppen ausgewiesen, die bis zum natürlichen Zerfall im Wald verbleiben. Daneben befinden sich vier Hektar Stilllegungsfläche.“

Damit reagiert Forst BW auf das so genannte Lübecker Modell der Waldbewirtschaftung, wenn auch im kleinen Maßstab, das eher einen schattigen Wald mit dichten Kronen vorsieht, in dem die Natur dann selbst für den nötigen Baumnachwuchs sorgt.