Zwölf Frauen und Männer beobachten für uns das Stuttgart-21-Gelände. Was sagen unsere Bau-Wächter zum Bauzaun vor dem Nordflügel und zur Forderung eines Moratoriums? Klicken Sie sich durch! Foto: Hörner

Der Bauzaun steht, immer mehr fordern ein Moratorium: Was sagen unsere Bau-Wächter dazu?

Stuttgart - Zwölf Frauen und Männer beobachten für unsere Redaktion seit Baubeginn am 2. Februar das Stuttgart-21-Gelände. Sie wohnen oder arbeiten mit Blick auf den Bahnhof. Sie sollen neugierig sein. Wir haben sie Bau-Wache 21 genannt.

Sieben Monate nach dem Baustart will die Bahn AG ein weithin sichtbares Zeichen für ihr Projekt setzen. Bis spätestens November soll der Nordflügel des alten Hauptbahnhofs abgebrochen sein, damit erste Teile der neuen Tiefbahnhof-Infrastruktur entstehen können. Gegen den Abbruch demonstrieren in wachsender Zahl und mit steigender Intensität die Stuttgart-21-Gegner - und der Enkel des Hauptbahnhof-Architekten Paul Bonatz mit einer Urheberrechtsklage, deren Revision aber voraussichtlich erst nach dem Abriss am 6. Oktober verhandelt werden wird.

Der Abbruch des Nordflügels soll verhindert werden

Bahn-Chef Rüdiger Grube könnte im Urheberrechtsstreit einlenken und einen Aufschub erwirken. Doch der Manager, der vor zwei Wochen eine enorme Kostensteigerung bei der an Stuttgart 21 anschließenden Strecke nach Ulm von 2,1 auf 2,9 Milliarden Euro einräumen musste, will Fakten schaffen. "Das Projekt wird realisiert", sagt er im Schulterschluss mit Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU). Mappus und Verkehrsministerin Tanja Gönner gerieten durch Aussagen Schweizer Gutachter zur Leistungsfähigkeit der neuen Infrastruktur unter Druck. Ein Zusatzgleis am Flughafen für 35 Millionen Euro soll dort eine Engstelle weiten, sagt Gönner. Doch es gibt weitere.

Das nächtliche Aufstellen eines Bauzauns rund um den Nordflügel hat den Protest der Gegner verschärft. Wenige Tage zuvor besetzten einige den leerstehenden Bau, in dem die Post jahrzehntelang Briefe sortiert hatte. Die Polizei griff ein, die BahnAG zeigte 55 Aktivisten wegen Hausfriedensbruchs an.

Wegen der Urlaubszeit äußern sich heute nur sieben unserer Bauwächter. Ihr Blick bleibt dennoch scharf. Die meisten eint die Verärgerung über die überfallartige Aktion von Bahn und Polizeipräsident Siegfried Stumpf. Der hatte ein für eine Gelöbnisfeier auf dem Schlossplatz vorgehaltenes massives Polizeiaufgebot für die Sache der Bahn - das Aufstellen des Bauzauns - genutzt.

Organisierte Projektgegner wie die Parkschützer haben weitere Aktionen angekündigt. Der Abbruch des Nordflügels soll verhindert werden. Welches Ausmaß wird der Kampf annehmen?